Sommer 2018 – müssen wir uns an Dürre gewöhnen?

Elite: Messungen und Klimaprojektionen zeigen, dass sich die „Schwankungsbreite“ des Wetters vergrößert. Was bedeutet das?
Böttcher: Es wird längere Abschnitte mit hohen Lufttemperaturen geben, so wie in diesem Sommer, mit bisher ungekannten Höchstwerten. Damit steigt auch die Verdunstung, die verfügbare Menge an Bodenwasser geht schneller zurück. Bei kalter Witterung ändern sich die absoluten Werte nicht, aber sie wird seltener. Auch beim Niederschlag vergrößert sich die Bandbreite. Es wird mehr trockene Tage geben. Die Tage mit „normalen“ Bedingungen werden weniger. Die Niederschläge verteilen sich zudem innerhalb des Jahres um.
Elite: Die Trockenheit und Hitze im Sommer 2018 war extrem. Wird das in Zukunft normal?
Böttcher: Ja, wir müssen uns darauf einstellen. Es zeigt sich, dass sich die Erhaltungsneigung von Wetterlagen ändert. Sie halten länger an, als bisher gewohnt. Das gilt für trocken-warme wie für feucht-kühle Perioden. Extremwetterlagen nehmen zu. Es wird versucht diese vorherzusagen, dies ist aber noch nicht in hinreichender Qualität möglich.
Elite: Welche Konsequenzen müssen Futterbaubetriebe daraus ziehen?
Böttcher: Der thermische Komfort der Tiere muss geregelt werden können. Klimatisierung und Lüftung in den Stallungen sowie schattige Plätze im Freien sind unerlässlich. Dabei ist neben der Lufttemperatur auch die Luftfeuchte zu berücksichtigen, denn thermischer Komfort hängt bei warmer Witterung stark davon ab. Im Pflanzenbau müssen viele Landwirte umdenken. Um das Ertragsausfallrisiko zu senken, macht es Sinn, sich breiter aufzustellen. Sowohl bei den Pflanzenarten als auch bei den Sorten und Aussaatterminen. Dabei sollte man sich an den phänologischen Aspekten orientieren. Also an den Wachstums- und Entwicklungserscheinungen und nicht am Kalender! Es wird geraten auch wassersparende Pflanzenarten anzubauen. Gleichzeitig ist die Intensität der Bodenbearbeitung zu minimieren. Sowohl um die Verdunstung zu reduzieren als auch das Risiko von Erosion. Wo Beregnung möglich ist, lohnt sie sich nur, wenn sie am Wasserbedarf der Pflanzen ausgerichtet und genügend Schlagkraft möglich ist, ein paar Tropfen hier und da sind sinnlos.
Falk Böttcher,Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie