Elite: Mit der Molkerei Ammerland eG arbeiten Sie an einem Pilotprojekt, das Milcherzeugern erlaubt, Milch über die Molkerei an der Börse abzusichern.
Kalverkamp: Ja, wir haben mit dem Lieferanten- oder „Ammerländer-Modell“ eine Alternative zum traditionellen Liefervertrag entwickelt.
Elite: Wie funktioniert das urheberrechtlich geschützte Modell?
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Elite: Mit der Molkerei Ammerland eG arbeiten Sie an einem Pilotprojekt, das Milcherzeugern erlaubt, Milch über die Molkerei an der Börse abzusichern.
Kalverkamp: Ja, wir haben mit dem Lieferanten- oder „Ammerländer-Modell“ eine Alternative zum traditionellen Liefervertrag entwickelt.
Elite: Wie funktioniert das urheberrechtlich geschützte Modell?
Kalverkamp: Der Lieferant wird, mit einem einfachen Vertragswerk mit der Molkerei, ermächtigt, bis zu 50% seiner Milchmenge über die Börse eigenverantwortlich für den Börsenmilchwert zu fixieren. Er kann so bis zu 18 Monate im Voraus seinen eigenen Milchpreis bestimmen. Sein Preisangebot teilt er dem Finanzdienstleister, in diesem Fall uns, mit. Die Molkerei bietet so eine neue Dienstleistung an, ist aber kein Finanzdienstleister. Sie muss jedoch der Fixierung des Lieferanten zustimmen, sie ist Kontraktnehmer und muss den Auftrag erteilen. Das Basisrisiko, die Differenz zwischen Börsenmilchwert und Milchgrundpreis, trägt der Milcherzeuger. Seine Gewinne oder Verluste und die Gebühren aus der Preisfixierung werden in der Milchgeldabrechnung verrechnet. Der Grundpreis bleibt für alle gleich.
Elite: Was sind die Vorteile für den Erzeuger?
Kalverkamp: Anders, als bei eigenständiger Börsenaktivität, entfällt für ihn der hohe Vertragsaufwand sowie das Einrichten von Handels- und Geldkonten. Und er muss das Börsenkonto bis zur Fälligkeit bei schwankenden Preisen nicht aus eigenen Mitteln ausgleichen. Das übernimmt die Molkerei. Ein Vorteil der Konstellation Molkerei, Finanzdienstleister und Milcherzeuger ist die Betreuung durch den Finanzdienstleister. Es besteht Bildungsnotstand in der Börsenaktivität mit Milch! Als Finanzdienstleister müssen wir die Milcherzeuger über Chancen und Risiken aufklären.
Elite: Und die für die Börsenaktivität notwendige Sicherheitsleistung (Initial Margin)?
Kalverkamp: Die stellt die Molkerei. Dafür muss der Lieferant pro abgesicherter Menge von 105.566 kg Milch eine Bankbürgschaft von 10.000€ hinterlegen. Diese Bürgschaft dient auch der Liquidität und Bonität der Molkerei, welche für diese Geschäfte notwendig sind. So können alle Lieferanten sicher sein, dass das neue Modell die bisherige Auszahlungspolitik der Molkerei nicht negativ beeinflusst.
Kalverkamp: Die stellt die Molkerei. Dafür muss der Lieferant pro abgesicherter Menge von 105.566 kg Milch eine Bankbürgschaft von 10.000€ hinterlegen. Diese Bürgschaft dient auch der Liquidität und Bonität der Molkerei, welche für diese Geschäfte notwendig sind. So können alle Lieferanten sicher sein, dass das neue Modell die bisherige Auszahlungspolitik der Molkerei nicht negativ beeinflusst.
Elite: Wann ist es praxisreif?
Kalverkamp: Die Deutsche Bundesbank hat dem Modell bereits zugestimmt und es an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht weitergeleitet. Wir warten nun auf die endgültige Freigabe. Erfolgt sie, wird das Modell mit 30 bis 40 Milcherzeugern getestet. Das Interesse anderer Molkereien ist groß.
Johann Kalverkamp, VR AgrarBeratung AG