Interview - Nicht vom Handel erpressen lassen!

Elite: Die bayerischen Jungzüchter haben mit einem offenen Brief auf die von Edeka gestellten Mindestanforderungen zur Haltung von Milchkühen reagiert. Hat Edeka geantwortet?
Götz: Bisher hat uns keine Antwort erreicht. Über soziale Netzwerke wurde aber zugesichert, dass ein Kontakt aufgenommen werde.
Elite: Was ärgert Sie an den Forderungen?
Götz: Das sie weit über die geltenden Gesetzes-Vorschriften hinausgehen, auch über die für Ökobetriebe. Etwa mit der Forderung von 9 m2 Nettofläche pro Kuh sowie dem kompletten Verbot der Anbindehaltung. Letzteres würde das Aus für viele kleinstrukturierte Betriebe bedeuten, gerade in der Alpenregion. Aber auch Betriebe mit neuen Ställen könnten zu solchen Anforderungen keine Milch mehr erzeugen und liefern. Zudem klingen Vorschriften zur Dokumentation von Rationskennzahlen und Körperkondition für uns so, als seien wir Landwirte trotz unserer guten dualen Ausbildung nicht in der Lage, uns angemessen um unsere Kühe zu kümmern. Darüber hinaus ist nirgends zu lesen, das diese höheren „Mindestanforderungen“ auch finanziell von Edeka honoriert werden sollen.
Elite: Glauben Sie, dass sich langfristig an den Forderungen der Abnehmer vorbeiproduzieren lässt? Wie sollen Milcherzeuger dem jetzt begegnen?
Götz: Dass das schwierig ist, haben viele am Beispiel GVO-freie Milch gespürt. Daher dürfen wir dieses abgehobene Verhalten von Edeka keinesfalls stillschweigend hinnehmen! Die Milchbranche muss den Forderungen jetzt schnell entschlossen entgegentreten. Der Lebensmitteleinzelhandel muss erkennen, dass nach solchen Forderungen in Bayern bzw. Deutschland keine Milch erzeugt werden kann. Dann gäbe es auch keine regionalen Milchprodukte mehr, die der Verbraucher ja möchte. Der LEH sollte die Teilnahme der Milcherzeuger an offiziell anerkannten Qualitätslabeln wie QM-Milch akzeptieren und dies gerecht entlohnen.
Florian Götz,Landesverband Bayerischer Jungzüchter (LBJ)