Interview - Am 45. Tag mit dem Besamen beginnen

Elite: Sie empfehlen, in Zeiten geringer Milchauszahlungspreise, frühzeitig mit dem Besamen der Frischkalber zu beginnen. Warum?
Schimmelpfeng: Bei niedrigen Milchpreisen kostet jeder Güsttag richtig Geld! Deshalb sollte mit dem Beginn der Besamung nicht zu lange abgewartet werden. Am 45. Tag kann ruhig schon begonnen werden. Nur bei sehr hohen Leistungen von über 10.000 kg Milch sollte noch etwas abgewartet werden.
Elite: Viele, vor allem leistungsstarke Kühe, nehmen so früh aber häufig nicht auf, sie müssen dann öfter belegt werden.
Schimmelpfeng: Das ist betriebsindividuell zu prüfen! Unsere Auswertungen zeigen, dass der Erstbesamungserfolg bei frühen Besamungen nicht signifikant schlechter sein muss. Ökonomisch gesehen ist bei einer Leistung von 8.000 bis 10.000 kg eine kurze Zwischentragezeit von 100 bis 120 Tagen wichtiger als ein niedriger Besamungsindex. Eine frischmelkende Herde steht unter dem Strich ökonomisch immer besser da!
Elite: Also gilt es in das Fruchtbarkeitsmanagement zu investieren?
Schimmelpfeng: Ja, unbedingt! In diesem Punkt sollte nicht gespart werden, insbesondere nicht an Arbeitszeit und -routine! Bei vermehrten Gebärmutterendzündungen sollte eine Puerperalkontrolle bis zum 30. Laktationstag durchgeführt werden. Spätestens 38 Tage nach Besamung muss eine TU erfolgen. Nichttragende Tiere sollten in ein Fruchtbarkeitsprogramm eingeliedert werden. Kühe, die bis zum 70. Tag nicht belegt wurden, müssen einer Sterilitätsbehandlung unterzogen werden. Wichtig ist eine regelmäßige und häufige Durchführung (mindestens 14-tägig) der Routine-Maßnahmen um nicht zuviel kostbare Zeit zu verlieren!
Ingo Schimmelpfeng,Koesling-Anderson Beratungsunter-nehmen