Gesunde Milchkühe kauen im Durchschnitt 455 Minuten täglich wieder, kranke Kühe deutlich weniger. Allerdings reagiert der Pansen nicht auf alle Erkrankungskomplexe gleich.
Seitdem Messsysteme zur Aufzeichnung der Wiederkauaktivität (Rumination) die Praxisreife erreicht haben, rückt diese Kennzahl immer mehr in den Fokus der Wissenschaft. Die spannende Frage ist, ob sich Erkrankungen durch eine Veränderung der Wiederkauaktivität schon frühzeitig ankündigen.
Diese Frage haben in den letzten Monaten mehrere Forscherteams aufgegriffen. Wissenschaftler der Cornell University in New York (Stangaferro, 2015) haben in einer Milchfarm 559 Milchkühe mit Aktivitäts- und Wiederkausensoren ausgestattet (HR Tags, SCR Dairy). Den Kühen wurden die Sensoren vier Wochen vor der Abkalbung angelegt. Die Daten wurden bis zur dritten Laktationswoche erfasst.
Während der ersten zehn Laktationstage wurden die Frischlaktierer intensiv kontrolliert (tägliche Milchkontrolle, rektale Temperatur, Ketose-Test, Ausfluss, Kotbeschaffenheit, Abhören des Pansens, Untersuchung von Milchproben usw.). Ergebnisse:
- Bei Kühen, die nach der Abkalbung erkrankten, verringerte sich schon einige Tage vor den ersten klinischen Anzeichen die Wiederkaudauer. Die Abnahme der Wiederkaudauer ließ sich schon während der letzten Trächtigkeitswoche beobachten.
- Gesunde Milchkühe kauten im Durchschnitt 455 Minuten täglich wieder, Kühe die nach der Abkalbung erkrankten, rund 15 Minuten weniger (Übersicht 4).
- Bei Kühen, die nach der Abkalbung erkrankten, verringerte sich schon einige Tage vor den ersten klinischen Anzeichen die Wiederkaudauer. Die Abnahme der Wiederkaudauer ließ sich schon während der letzten Trächtigkeitswoche beobachten.
- Gesunde Milchkühe kauten im Durchschnitt 455 Minuten täglich wieder, Kühe die nach der Abkalbung erkrankten, rund 15 Minuten weniger (Übersicht 4).
Allerdings reagierte der Pansen nicht auf alle Erkrankungskomplexe gleich. Im Fall einer Mastitis veränderte sich die Wiederkaudauer nicht. Dagegen sank bei Gebärmutterentzündungen die Wiederkaudauer um 16 Minuten, bei Stoffwechselerkrankungen war der Abfall mit 46 Minuten am deutlichsten ausgeprägt.
Auch unmittelbar vor der Abkalbung kauten die Kühe deutlich seltener, auch wenn sich nachfolgend keine Erkrankungen einstellten.
Im US-Bundesstaat Florida wurden im Rahmen einer Studie (Paudyal et al.) 198 Mehrkalbskühe ebenfalls mit den Wiederkau-Loggern ausgerüstet (HR-Tag). Auch in dieser Studie wurden den Tieren die Sensoren bereits in der Trockenperiode angelegt (21 Tage vor dem rechnerischen Abkalbedatum). Allerdings verblieben im Gegensatz zur oben gennanten Studie der Cornell University die Sensoren bis zum 60. Laktationstag am Tier. Ergebnisse:
- Gesunde Milchkühe kauten im Durchschnitt 459 Minuten wieder. Die Werte entsprechen sehr genau denen der oben genannten Cornell Studie.
- Mit zunehmender Laktationsdauer kauten die Kühe länger wieder: Trockensteher: 413 Minuten; 0 bis 53. Tag: 458 Minuten; 53 Laktationstage: 488 Minuten täglich.
- Bei hohen Außentemperaturen (Hitzestress) veränderte sich die Wiederkaudauer nicht, bei kaltem Wetter nahm sie leicht zu auf 475 Minuten.
- Im Fall einer Erkrankung sank die Wiederkaudauer deutlich ab, auf durchschnittlich 335 Minuten pro Tag.
- Gesunde Milchkühe kauten im Durchschnitt 459 Minuten wieder. Die Werte entsprechen sehr genau denen der oben genannten Cornell Studie.
- Mit zunehmender Laktationsdauer kauten die Kühe länger wieder: Trockensteher: 413 Minuten; 0 bis 53. Tag: 458 Minuten; 53 Laktationstage: 488 Minuten täglich.
- Bei hohen Außentemperaturen (Hitzestress) veränderte sich die Wiederkaudauer nicht, bei kaltem Wetter nahm sie leicht zu auf 475 Minuten.
- Im Fall einer Erkrankung sank die Wiederkaudauer deutlich ab, auf durchschnittlich 335 Minuten pro Tag.
Mithilfe zweier Indizes haben die beteiligten Wissenschaftler versucht, Referenzwerte zu definieren, bei deren Unterschreitung eine Erkrankung absehbar scheint. Mithilfe des einzeltierbezogenen „Cow Index“ ließen sich Milchfiebererkrankungen relativ sicher vorhersagen, gefolgt von Lahmheiten, Ketose, Mastitis, Stoffwechselerkrankungen und Metritis. Beim Vergleich der tierindividuellen Wiederkauwerte mit denen der Herdengenossinnen (Mates Index), fielen auch Milchfiebererkrankungen als erstes ins Auge, gefolgt von Ketose, Mastitis, Lahmheiten, Stoffwechselerkrankungen und Metritis.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Überwachung der Wiederkaudauer dazu beitragen kann, Erkrankungen in der Frühlaktation frühzeitig aufzuspüren. Es empfiehlt sich, sowohl beim Einzeltier auf Abweichungen vom mehrtägigen Durchschnitt zu achten als auch die Daten einer vergleichbaren Tiergruppe heranzuziehen.