Viele Kühe können gar nicht tragend werden

Eine verzögerte bzw. eine unterbliebene Ovulation „verhindert“ häufig eine Trächtigkeit.
In Nordamerika gilt in den größeren Milchfarmen die Kennzahl Pregnancy Rate (PR) als die wichtigste bzw. effektivste Kennzahl zur Beurteilung des Fruchtbarkeitsmanagements.
Top gemanagte Milchkuhherden erreichen eine PR von 25%. In diesem Fall sind rund 50 bis 75% der Kühe einer Herde spätestens nach 145 Tagen wieder tragend. Das setzt aber voraus, dass auch die Kühe mitspielen, d.h. sie müssen zwischen dem 40. und 50. Tag wieder „im Zyklus sein“. Das ist in der Praxis aber oft nicht der Fall (siehe S. 53). Wenn Kühe am 50. Tag keinen Zyklus zeigen, dann hat dies vor allem zwei Ursachen, so James Ferguson von der PennState University (USA):
Als Hauptursache solcher „Störungen“ (verzögerte bzw. unterbliebene Ovulation) gilt metabolischer Stress, ausgelöst durch eine negative Energiebilanz (NEB). Daneben scheinen aber auch Entzündungen im Uterus und Mastitis eine begünstigende Rolle zu spielen. Ferguson verwies auf neuere Untersuchungen, aus denen hervorgeht, dass nur rund 40 bis 45% der ovulierenden Kühe einen dominanten Follikel besitzen. Bei 35% der Tiere funktioniert rein theoretisch der Zyklus (mehrere Follikelwellen), allerdings ohne dass sich ein sprungreifer Follikel herausbildet. Weitere 20% entwickeln eine Zyste, die im Mittel 13 Tage lang bestehen bleibt. 50 bis 65% dieser Zysten bilden sich vor dem 40. Laktationstag wieder von alleine zurück. Werden danach noch Zysten diagnostiziert, bietet sich eine Behandlung mit GnRH an. Nach sieben bis 14 Tagen kann zur Zyklusbeschleunigung nochmals PGF2a gegeben werden. Das ist aber kein Muss, denn auch ohne diese Nachhilfe kommt der Zyklus in der Regel wieder in Gang (nach 21 bis 25 Tagen). Zu guten Ergebnissen führt auch der Einsatz einer Spirale (PRID) für sieben bis neun Tage. Diese wird unmittelbar vor der GnRH-Behandlung entfernt.
Bei komplett azyklischen Kühen gilt eine Eingliederung in das Ovsynch-Verfahren immer noch als das Mittel der Wahl.