Spritze gegen hohe Milchleistungen

Prolaktinhemmung senkt den Euterinnendruck zum Trockenstellen.

Hohe Milchleistungen sind einerseits gewünscht und stellen anderseits ein Problem für die Eutergesundheit kurz vor dem Trockenstellen dar. In der Laktation hilft das regelmäßige Ausmelken der Kühe, einmal eingedrungene Bakterien auszuschwemmen. Wird die Kuh trocken gestellt, fehlt der Spüleffekt und der Euterinnendruck steigt an und je nach Höhe der Milchleistung wird dann auch das „Milch laufen ­lassen“ beobachtet. Kühe, die mit über 20 kg Tages­milchleistung trocken gestellt werden, stehen hier messbar unter Stress und sind anfälliger für Euter­infektionen.
Das zeigte eine Studie von Dr. Sandra Bertulat von der Freien Universität in Berlin. Sie konnte mithilfe eines Dynamometers bei 76 Kühen den Euterdruck nach dem Trockenstellen bestimmen. Der Druck nahm bis zum zweiten Tag nach dem Trockenstellen zu und dann kontinuierlich ab. Parallel bestimmte Sie einen Marker für chronischen Stress (DOA im Kot), der am Tag drei nach dem Trockenstellen seinen höchsten Wert erreichte. Da bei Kühen mit Milchleistungen zum Trockenstellen unter 15 kg sowohl der Euterdruck als auch der Stressparameter deutlich niedriger waren, kann dieser Wert als empfohlener Grenz­wert gelten, um Bedingungen zum Wohle der Kuh (Tierwohl) und guter Eutergesundheit zu gewährleisten.
Doch welche Möglichkeiten gibt es, in Hochleistungsherden, die Leistung zum Trockenstehtag unter 15 kg zu drücken? Hier kann die frühzeitige Reduzierung der Energiedichte in der Fütterung helfen. In einem zweiten Teil der Studie aus Berlin wurde ein Arzneimittel aus der Kleintiermedizin getestet, um die Milchproduktion über die Prolaktinhemmung im Gehirn zu reduzieren. Nach einer einmaligen Applikation des Wirkstoffes Cabergolin zeigten 263 Versuchskühe einen geringeren Euterdruck. Nur noch die Hälfte der Tiere ließ die Milch laufen.
Die Ergebnisse sind vielversprechend und weitere Untersuchungen folgen, ob und wie sich diese Therapie auf die Eutergesundheit nach dem Trockenstellen auswirkt. Der genannte Wirkstoff ist bisher nicht zur Anwendung beim Rind zugelassen.