Mastitiden lassen sich u.a. durch ein top Management verhindern.
Die meisten Eutererkrankungen treten zu Laktationsbeginn auf. In der Regel liegen die Auslöser (Ursachen) in der Trockenperiode, das klinische Krankheitsbild wird aber erst nach der Kalbung sichtbar, da zur Abkalbung das Immunsystem kurzeitig „heruntergefahren“ wird. Spätestens mit dem Beginn der „Herstellung“ des Kolostrums im Euter sinkt die Konzentration sogenannter Schutzstoffe wie z.B. Laktoferrin (eisenbindendes Protein der Immunabwehr) und aktiver Leukozyten. Hinzu kommen die Umstellungen im Stoffwechsel- und Hormonhaushalt, die das Immunsystem ebenfalls kurzfristig aus dem Takt geraten lassen können. In dieser, für die Kuh physiologisch anstrengenden Phase, kann die Zuga-be von Mikronährstoffen gute Dienste leisten. Bekannt ist, dass vor allem Vitamin E und Selen das Immunsystem unterstützen. Neue wissenschaftliche Ergebnisse weisen aber auch darauf hin, dass eine kontrollierte Energiezufuhr während der Trockenperiode bzw. alle Maßnahmen, die eine Ketose verhindern, einer Immunsuppression vorbeugen. Letztlich gilt ein optimal organisiertes Management in der Trockenperiode (Übersicht 2), deshalb auch als wirkungsvolle Mastitisprophylaxe.
In sehr gut gemanagten Herden sind 60 bis 80% der Euterviertel zum Zeitpunkt des Trockenstellens frei von Eutererregern. Diese Viertel benötigen keinen antibiotischen Langzeitschutz, es genügt völlig, einen Zitzenversiegler einzubringen. Dieses Vorgehen, das selektive Trockenstellen, bietet sich auch aus ökonomischen Gründen an. Nicht selten lassen sich durch den Verzicht von antibiotischen Trockenstellern bis zu 50% der Medikamentenkosten einsparen. Dazu ist es aber zunächst erforderlich, herauszufinden, welches Euterviertel letztlich eine „Tube“ benötigt. Ob ein Erreger im Euterviertel sitzt, lässt sich mithilfe von Stalltests oder einer bakteriologischen Laboruntersuchung herausfinden. Doch viele Milcherzeuger scheuen den Aufwand und die Kosten. Einfacher ist es, die Kühe zu klassifizieren in „Tiere mit hohem Risiko“ und „Tiere mit geringem Risiko“.
Eine Kuh gilt als Hochrisiko-Kuh, wenn deren Milch am Laktationsende mehr als 200.000 Zellen/ml enthält, in den letzten drei Milchkontrollen jeweils mehr als 200.000 Zellen nachgewiesen wurden oder eine klinische Mastitis in der Laktation aufgetreten ist. In einer Praxisstudie wurde überprüft, ob bzw. wie sich die Eutergesundheit verändert, sofern nur noch Hochrisiko-Kühe antibiotisch trocken gestellt werden. Die Herde umfasste 1.800 Kühe, der mittlere Zellgehalt lag bei 200.000 Zellen, die Milchleistung bei 40 Liter pro Kuh und Tag. Insgesamt wurden 612 Kühe als Tiere mit geringem Risiko eingestuft (2.392 Euterviertel), 142 Kühe (552 Euterviertel) wurden als Hochrisiko-Kühe klassifiziert. In der Niedrigrisiko-Gruppe wurden die Hälfte der Euterviertel mit einem Zitzenversiegler trocken gestellt, die anderen 50% erhielten zusätzlich noch ein Antibiotikum. Ergebnisse:
- In der Gruppe der Kühe mit geringem Risiko fanden sich in 90% der Milchproben keine Erreger (Hochrisiko-Gruppe: 70%).
- In der Niedrigrisiko-Gruppe heilten bei alleiniger Verwendung des Zitzenversieglers 84% der Infektionen aus, bei 9,4% zeigte sich eine Neuinfektion. Von den Kühen, die zuvor noch einen Trockensteller erhielten, heilten 92% der Euterviertel aus, 6,9% infizierten sich neu.
- In der Gruppe der Kühe mit geringem Risiko fanden sich in 90% der Milchproben keine Erreger (Hochrisiko-Gruppe: 70%).
- In der Niedrigrisiko-Gruppe heilten bei alleiniger Verwendung des Zitzenversieglers 84% der Infektionen aus, bei 9,4% zeigte sich eine Neuinfektion. Von den Kühen, die zuvor noch einen Trockensteller erhielten, heilten 92% der Euterviertel aus, 6,9% infizierten sich neu.
Bleibt festzuhalten: Es lassen sich deutlich Antibiotika einsparen, wenn die trocken stehenden Kühe optimal gefüttert und gemanagt werden und das Melken sehr sorgsam erfolgt. Verbesserungspotenzial ist häufig noch bei der Sauberkeit der Zitzen und der richtigen Stellung der Melkzeuge gegeben.