Nicht jede Mastitis muss sogleich antibiotisch behandelt werden. Oft reicht es aus, die Antibiose auf die wirklich „harten“ Fälle zu beschränken.
In den vergangenen Jahren durchgeführte Studien haben aufgedeckt, dass das Unterlassen einer antibiotischen Behandlung bei...
Nicht jede Mastitis muss sogleich antibiotisch behandelt werden. Oft reicht es aus, die Antibiose auf die wirklich „harten“ Fälle zu beschränken.
In den vergangenen Jahren durchgeführte Studien haben aufgedeckt, dass das Unterlassen einer antibiotischen Behandlung bei klinischen Mastitiden, hervorgerufen durch gram-negative bzw. keine Erreger, sich nicht negativ auf die Eutergesundheit auswirkt. Auch ist bekannt, dass die spontane Selbstheilungsrate subklinischer Mastitiden bei Infektionen mit koagulase-negativen Staphylokokken (KNS) sehr hoch ausfallen kann.
In zwei im US-Bundesstaat Kalifornien durchgeführten Studien wurde deshalb untersucht, ob es sinnvoll ist, ausschließlich durch Umwelt-Streptokokken ausgelöste Mastitiden antibiotisch zu behandeln (Studie A) bzw. Antibiotika den euterkranken Milchkühen nur beim Nachweis gram-positiver Erreger zu injizieren (Studie B).
Studie A: Einbezogen wurden 223 Milchkühe (276 Euterviertel mit klinischer Mastitis). Die Kühe der Kontrollgruppe wurden mit einem Antibiotikum (Ceftiofur) über insgesamt drei Tage behandelt (eine Injektion täglich). In der Versuchsgruppe wurde zunächst die Milch im Labor bakteriologisch auf Erreger untersucht. Nur Euterviertel, die durch eine Infektion mit Umwelt-Streptokokken aufgefallen sind, wurden nachfolgend mit behandelt (Ceftiofur).
Ergebnis: Laut den Laborbefunden wurden in 22% aller Proben Streptokokken gefunden, gefolgt von KNS (12%), coliformen Keimen (7%) und anderen Erregern (5%). Bei 54% der Proben gelang kein Erregernachweis. Die antibiotische Behandlung allein der mit Umwelt-Streptokokken infizierten Euterviertel hat zu einer deutlichen Antibiotika-Reduktion geführt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe, in der alle Euterviertel behandelt wurden, unterschied sich die Heilungsrate nicht. Hingegen halbierte sich die Rückfallrate und die Anzahl der wegen Mastitis gemerzten Kühe.
In die zweite Studie (B) wurden 473 Euterviertel von 425 Milchkühen einbezogen. Behandelt wurde entsprechend der Studie A, allerdings kamen Antibiotika in der Versuchsgruppe nur zum Einsatz, wenn in den Milchproben zuvor im Labor gram-positive Erreger (Streptokokken, Staphylokokken) nachgewiesen wurden.
Ergebnis: In 37% der Milchproben aus den auffälligen Eutervierteln gelang kein Erregernachweis.Streptokokken wurden in 30%, KNS in 19% der Proben ausfindig gemacht. Infolge der selektiven Antibiotika-Behandlungs-Strategie erhielt nur knapp die Hälfte der Euterviertel ein Antibiotikum (56,8%) appliziert. Keine Auswirkungen hatte die „Antibiotika-Vermeidungs-Strategie“ auf die Rückfallrate und den weiteren Verbleib der Kühe in der Herde.
Quelle: A. Lago et.al.; C. Tovar et al., 2016