Anfang Februar 2015 trafen sich Mastitis-Experten in Memphis zum Informationsaustausch. Elite war exklusiv vor Ort dabei!
Zelldifferenzierung eröffnet neue Möglichkeiten
Mithilfe der Zelldifferenzierung lassen sich Entzündungen selbst bei Kühen mit „normalem“ Zellgehalt...
Anfang Februar 2015 trafen sich Mastitis-Experten in Memphis zum Informationsaustausch. Elite war exklusiv vor Ort dabei!
Zelldifferenzierung eröffnet neue Möglichkeiten
Mithilfe der Zelldifferenzierung lassen sich Entzündungen selbst bei Kühen mit „normalem“ Zellgehalt frühzeitig aufspüren. Die neue Technologie lässt sich im Stall einsetzen.
Der Gehalt an somatischen Zellen in der Milch wird schon lange als indirekter Parameter für die Eutergesundheit eingesetzt. Die Zellzahl wird als Grenz- bzw. Orientierungswert verwendet, um zwischen krank und gesund bzw. zwischen gestörter und ungestörter Eutergesundheit zu unterscheiden. In der Milch befinden sich neben den aus dem Drüsengewebe stammenden Epithelzellen verschiedene körpereigene (somatische) Abwehrzellen wie Granulozyten (PMNs), Lymphozyten und Makrophagen.
All diese somatischen Zelltypen zusammen genommen ergeben die im Rahmen der Milchleistungsprüfung gemessene Zellzahl einer Milchprobe (Zellen/ml). Die Bestimmung der Zellzahl in Routinelabors der Milchleistungsprüfung erfolgt bisher durch ein fluoreszenzoptisches Zählverfahren als Gesamtzellzahl ohne Unterscheidung der jeweiligen Zelltypen. Hierbei wird den Milchproben ein Fluoreszenzfarbstoffgemisch beigemengt, wodurch die Zellen bzw. die Zellkerne angefärbt werden. Die Zellkerne senden dann Lichtsignale aus, die mithilfe eines Detektors gezählt werden können.
Schon länger ist bekannt, dass sich je nach Erregertyp, Krankheitsverlauf und Krankheitsausprägung die prozentualen Anteile einzelner Zelltypen an der Gesamtzellzahl ändern und dass einzelne Zelltypen unterschiedliche Aufgaben bei der Infektionsabwehr haben (zum Beispiel Einleitung und Unterdrückung der Immunantwort, Bekämpfung von Bakterien, Anlockung weiterer Abwehrzellen). Bei chronischen Euterkrankheitsverläufen mit schlechten Heilungschancen ist beispielsweise der Anteil der Neutrophilen an der Zellzahl in Viertelgemelksproben erhöht. Akute Entzündungen führen zu einem erhöhten Bedarf an Neutrophilen in den Entzündungsherden und zu einer verstärkten Freisetzung aus dem Knochenmark.
Minilabor für den Stall
Das US-Unternehmen (AAD) hat sich diese körpereigene Immunantwort zunutze gemacht. Mit dem neu entwickelten Messgerät QScout Farm Lab lassen sich die Neutrophilen Zellen in der Milch „zählen“. Hierbei nutzt man sich die Tatsache, dass sich die unterschiedlichen Zelltypen in ihrer Größe, Form und Gestalt voneinander unterscheiden (Zelldifferenzierung). Da die Zellzählung für jedes Euterviertel separat erfolgt, lässt sich beim Routineeinsatz bereits frühzeitig eine Entzündung selbst in nur einem Euterviertel aufspüren.
Wie aus Übersicht 1 zu ersehen ist, kann selbst bei einem „normalen“ somatischen Zellgehalt von 123.000 Zellen/ml (augenscheinlich eutergesunde Kuh) ein Euterviertel bereits (sub)klinisch erkrankt sein. Darauf weist der hohe Wert an Neutrophilen (170.000/ml) hin.
Praxisstudie mit 915 Kühen
Dass ein möglichst frühzeitiges Screening sinnvoll ist, lässt sich aus den Ergebnissen einer breit angelegten Praxisstudie ablesen. Darin wurde die Milch von 915 frischlaktierenden Holsteinkühen zwischen dem 7. und 14. Laktationstag auf das Vorhandensein von Mastitis-Erregern untersucht. Die Viertelgemelksproben wurden sowohl im Labor bakteriologisch als auch mit dem Messgerät QScout Farm Lab analysiert. Alle als subklinisch erkrankt aufgefallenen Kühe (positiv in mindestens einem Euterviertel) wurden zufällig zwei Gruppen zugeteilt: Die Tiere in Gruppe TRT (92) wurden über fünf Tage mit Ceftiofur (Spectramast LC) behandelt, die Kühe in Gruppe NOTRT (95) wurden nicht behandelt. Nach weiteren 30 Tagen wurde erneut eine Milchprobe pro Euterviertel gewonnen und untersucht (bakteriologisch und QScout). Ergebnisse:
- Die subklinisch an Mastitis erkrankten Kühe (Gruppen TRT und NOTRT) hatten zum Zeitpunkt der ersten Milchprobenentnahme vergleichbar hohe Zellgehalte (696.082 bzw. 659.140 Zellen/ml).
- Die Behandlung der Tiere in der TRT-Gruppe führte nicht nur zu einem deutlichen Rückgang des Zellgehaltes am 45. Laktationstag, auch die Infektionsrate war stark rückläufig (10,29 % bakteriologisch positiv). Im weiteren Laktationsverlauf sank der Zellgehalt der behandelten Kühe weiter ab, während er in der Kontrollgruppe (gesunde Kühe) und in der Gruppe der nichtbehandelten Tiere (NOTRT) anstieg bzw. sich auf dem hohen Niveau stabilisierte.
- Das frühzeitige Behandeln führ- te im Laktationsmittel zu einer höheren Milchleistung von 1.352 kg Milch (TRT vs. NOTRT; Übersicht 2).
- Die subklinisch an Mastitis erkrankten Kühe (Gruppen TRT und NOTRT) hatten zum Zeitpunkt der ersten Milchprobenentnahme vergleichbar hohe Zellgehalte (696.082 bzw. 659.140 Zellen/ml).
- Die Behandlung der Tiere in der TRT-Gruppe führte nicht nur zu einem deutlichen Rückgang des Zellgehaltes am 45. Laktationstag, auch die Infektionsrate war stark rückläufig (10,29 % bakteriologisch positiv). Im weiteren Laktationsverlauf sank der Zellgehalt der behandelten Kühe weiter ab, während er in der Kontrollgruppe (gesunde Kühe) und in der Gruppe der nichtbehandelten Tiere (NOTRT) anstieg bzw. sich auf dem hohen Niveau stabilisierte.
- Das frühzeitige Behandeln führ- te im Laktationsmittel zu einer höheren Milchleistung von 1.352 kg Milch (TRT vs. NOTRT; Übersicht 2).
Fazit: Mit dem neu entwickelten QScout Farm Lab lassen sich dank euterviertelindividueller Zelldifferenzierung Mastitiden bereits unmittelbar nach dem Abkalben aufspüren. Die Behandlung subklinisch erkrankter Kühe führt zu höheren Milchleistungen. Allerdings dürfte der Einsatz der innovativen Messtechnik wegen der hohen Anschaffungs- (14.900 $) und Materialkosten von 5,00 $ pro Testkit zunächst größeren Milchkuhbetrieben vorbehalten sein. Allerdings könnte das Minilabor auch in Tierarztpraxen oder im Milchlabor eingesetzt werden, da die Proben im Testkit laut Hersteller zwölf Stunden lagerfähig sind.