Bei Hornläsionen (Sohlengeschwüre, Weiße-Linie-Defekte etc.) ist eine 100%ige Heilungsrate möglich – wenn die Wunde in regelmäßigen Abständen kontrolliert wird.
Klauenhornläsionen treten besonders häufig in Ställen mit hartem Boden auf. Ist die Klaue zu lang, fehlt...
Bei Hornläsionen (Sohlengeschwüre, Weiße-Linie-Defekte etc.) ist eine 100%ige Heilungsrate möglich – wenn die Wunde in regelmäßigen Abständen kontrolliert wird.
Klauenhornläsionen treten besonders häufig in Ställen mit hartem Boden auf. Ist die Klaue zu lang, fehlt die Hohlkehlung oder schwächelt das Fettpolster im Hornschuh, werden einzelne Stellen über Gebühr belastet. Die Folge: Das Horn wird nicht mehr ausreichend durchblutet, die Hornqualität verschlechtert sich, der ständige Druck reizt die Lederhaut. Unbehandelt verschlimmern sich die Läsionen ständig.
Wie jedoch heilen Hornläsionen erfolgreich ab? Dr. Stefan Nüske (Ludwig-Maximilians-Universität, München) hat den Heilungsverlauf von 80 Hornläsionen begleitet (66 Tiere; Sohlengeschwüre, Weiße-Linie-Defekte, Ballen- und Zehengeschwüre). Die Behandlung erfolgte dabei nach einem festen Schema:
- Funktionelle Klauenpflege, Freischneiden der Läsion, Klotz kleben (Plastik) und mit dreilagigem, luftdurchlässigen Verband (bestehend aus Tetrazyklin-Spray, kleine Baumwolllage, Polstermaterial, luftdurchlässiges wasserdichtes Elastikband) versorgen.
- Funktionelle Klauenpflege, Freischneiden der Läsion, Klotz kleben (Plastik) und mit dreilagigem, luftdurchlässigen Verband (bestehend aus Tetrazyklin-Spray, kleine Baumwolllage, Polstermaterial, luftdurchlässiges wasserdichtes Elastikband) versorgen.
- Kontrolle der Wunde vier bis sechs Tage nach der ersten Behandlung, Abnahme des Verbandes (sofern die Wunde mit neuem Horn bedeckt war; sonst neu).
- Kontrolle der Wunde vier bis sechs Tage nach der ersten Behandlung, Abnahme des Verbandes (sofern die Wunde mit neuem Horn bedeckt war; sonst neu).
- Wöchentliche Kontrolle bis zur kompletten Heilung der betroffenen Klaue und Abnahme des Klotzes.
- Wöchentliche Kontrolle bis zur kompletten Heilung der betroffenen Klaue und Abnahme des Klotzes.
Schon nach der ersten Behandlung konnten alle lahmen Kühe in den Liegeboxenlaufstall zurückkehren und auf den mit Klötzen versorgten Klauen lahmfrei laufen. Nach drei Wochen konnte man die Verbände entfernen, nach sechs Wochen waren die Läsionen geheilt (Übersicht 1).
Fazit: Lahmheiten durch Hornläsionen lassen sich sehr gut behandeln – wenn die Kontrolle konsequent erfolgt! Im Versuch kehrte keine Kuh innerhalb von sechs Monaten lahm zurück. Außer der lokalen Anwendung des Tetrazyklin-Sprays auf der Wundfläche (wartezeitfrei) gab es keine weitere Antibiose und somit keine Sperrmilch. Auch nur desinfizierende oder hautschützende Sprays sind denkbar. Würde ein solches Vorgehen standardmäßig etabliert, könnten viele Kühe mit wenig Zeit- und Materialaufwand länger im Betrieb gehalten werden. Quelle: Nüske, 2017
Sohlengeschwüre ohne Verband
Dass ein Verband zur Behandlung von Sohlengeschwüren unnötig ist, zeigt auch eine Studie aus Berlin. 56 Holstein Friesian-Kühe (1. bis 6. Laktation) mit unkomplizierten Sohlengeschwüren wurden zufällig einer Behandlungsgruppe zugeteilt. Sie erhielten entweder nur eine Klauenpflege, einen Klotz und 15g Jodsalbe oder zusätzlich einen Verband.
Ergebnis: 18 von 32 Sohlengeschwüren (56%) ohne Verband waren nach der vierten Woche ausgeheilt, aber nur acht von 24 Geschwüren (33%) mit Verband. Die Heilungsrate lag also bei Kühen ohne Verband signifikant höher. Auch konnte ein Verband den Lahmheitsgrad nicht positiv verändern. Größere Wunden verursachten mehr Schmerzen (stärkere Lahmheit).
Um auszuheilen, benötigen Sohlengeschwüre also funktionelle Klauenpflege und die Entlastung durch einen Klotz. Bei infektiösen Klauenerkrankungen (Mortellaro) zeigte ein Verband hingegen eine wesentlich bessere Heilung. Quelle: Klawitter et al., 2017