Trockensteher sollten viel fressen, denn dann fällt die negative Energiebilanz zu Laktationsbeginn geringer und später auch die Fruchtbarkeit besser aus.
Ron Butler (Cornell Universität, USA) wies in seiner Präsentation auf die negativen Auswirkungen einer zu geringen...
Trockensteher sollten viel fressen, denn dann fällt die negative Energiebilanz zu Laktationsbeginn geringer und später auch die Fruchtbarkeit besser aus.
Ron Butler (Cornell Universität, USA) wies in seiner Präsentation auf die negativen Auswirkungen einer zu geringen Trockenmasseaufnahme in den letzten Trächtigkeitswochen hin. Milchkühe, die in dieser Phase nicht ausreichend fressen, zeigen zum nachfolgenden Laktationsbeginn u. a. ein höheres Risiko an Ketose zu erkranken und eine Metritis zu entwickeln.
Eine suboptimale Nährstoffzufuhr in der Vorbereitungsphase kann in der Leber Entzündungsprozesse auslösen (oxidativer Stress). Die dabei entstehenden Entzündungsmarker können die Fortpflanzungsorgane der Kuh und später selbst noch die Embryonen schädigen (carry over-Effekte). Die Auswirkungen derartiger Entzündungen sind bis zu drei Monate lang nachweisbar.
Das Risiko des Auftretens von Entzündungen im Abkalbezeitraum lässt sich minimieren, sofern es gelingt, das Energiedefizit zu Laktationsbeginn möglichst gering zu halten. Das Ausmaß der Energielücke lässt sich an Hand der NEFA- und der BHBA-Werte im Blut der Kühe während der Transitphase bestimmen. Entzündungen lassen sich über die Haptoglobin- und TNF2α-Konzentration im Blutserum nachweisen (ideal am sechsten oder siebten Laktationstag). Problematisch ist, dass eine hohe Konzentration an „Entzündungsfaktoren“ (u.a. Haptoglobin und TNF2α) sich negativ auf die Futteraufnahme auswirkt, wodurch sich die negative Energiebilanz (NEB) noch ausweitet.
Ron Butler empfiehlt deshalb, eine möglichst hohe Futteraufnahme vor der Abkalbung sicherzustellen. Denn Kühe, die zu Laktationsbeginn nicht ovulieren, haben während der letzten vier Wochen der Trächtigkeit weniger Trockenmasseaufnahme aufgenommen (Übersicht 1).
Zudem rät der Wissenschaftler Milcherzeugern, künftig verstärkt die Genomics zu nutzen, um auf gute „Fressertypen“ zu selektieren. Es gelte gezielt Kühe zu züchten, die – trotz hoher Einsatzleistungen zu Laktationsbeginn – schnell wieder die Phase einer positiven Energiebilanz erreichen. Neue Studien belegen einen engen genetischen Zusammenhang zwischen der Futtereffizienz und der Energiebilanz (r2: -0,73 bis -0,99).
Das ist umso wichtiger vor dem Hintergrund, da eine hohe Trockenmasseaufnahme, über die gesamten Transitphase hinweg, letztlich das Immunsystem der Kühe stärkt und dadurch auch positiv die Fruchtbarkeit beeinflusst. Denn nachgewiesenermaßen werden frischabgekalbte Milchkühe, deren Zyklus schon bald nach dem Abkalben wieder „in Gang kommt“, auch deutlich schneller wieder tragend.