Die Fütterung während der ersten Lebenstage beeinflusst das Immunsystem der jungen Tiere.
Neugeborene Kälber sind äußerst anfällig für Erkrankungen. In zwei umfangreichen Erhebungen (NAHMS, 1993, 2007) ließ sich nachweisen, dass 7 bis 10 % der Kälber nicht die ersten 48 Lebensstunden überleben. Knapp zwei Drittel der Tiere (56,5 bis 60,5...
Die Fütterung während der ersten Lebenstage beeinflusst das Immunsystem der jungen Tiere.
Neugeborene Kälber sind äußerst anfällig für Erkrankungen. In zwei umfangreichen Erhebungen (NAHMS, 1993, 2007) ließ sich nachweisen, dass 7 bis 10 % der Kälber nicht die ersten 48 Lebensstunden überleben. Knapp zwei Drittel der Tiere (56,5 bis 60,5 %) erkranken an Durchfall und rund ein Viertel aller Tränkekälber wird therapeutisch gegen Durchfall oder Dehydration behandelt.
Aus neueren Forschungsergebnissen lässt sich die Hypothese ableiten, dass die Fütterung während der ersten Lebenstage langfristig die Bildung von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) bestimmt und somit auch das Immunsystem der Tiere beeinflusst. Insbesondere scheint es einen Zusammenhang zwischen der Ernährung in den ersten Lebenstagen und dem Auftreten von (tödlich verlaufenden) Atemwegserkrankungen zu geben. Das ist das Ergebnis eines kürzlich an der Universität Texas durchgeführten Versuches, bei dem junge Kälber einen Monat nach dem Absetzen von der Milchtränke intranasal mit dem bovinen Herpes-Virus und anschließend mit Mannheimia haemolytica infiziert wurden. Dabei zeigten die zuvor restriktiv getränkten Kälber schwerere Symptome. Vier der knapp versorgten Kälber starben sogar an den Folgen der Atemwegserkrankung.
Unmittelbar nach der Geburt verfügen neugeborene Kälber bekanntermaßen über keine aktive Immunabwehr. Erst mit der Zufuhr von Antikörpern wird die körpereigene Schutzfunktion eingeschaltet. Allerdings besteht die Gefahr, dass mit dem Verabreichen von Kolostrum/Milch auch gleichzeitig Schadkeime in das Verdauungssystem gelangen. Erkrankungen des Darmtraktes lassen sich höchstwahrscheinlich eindämmen, sofern es gelingt, die „Reifung“ des Magen-Darm-Traktes zu beschleunigen. Die lässt sich durch die Fütterung von Hefen (und Hefekulturen), Prebiotika, Probiotika, von hyperimmunisiertem Protein aus Eiern oder von getrocknetem Plasma erreichen.
In der Praxis wird gerne die Tränkemenge während der ersten Lebenstage begrenzt, da bei einem reichlichen Tränkeangebot der Kot der Kälber eine Konsistenz wie bei Durchfall annimmt. Neugeborene Kälber sind in der Lage große Mengen an Nährstoffen zu verdauen – und das bereits schon in der ersten Lebenswoche. Neuere Versuche haben zudem ergeben, dass bei begrenztem Nährstoffangebot (täglich max. 450 g eines 20/20 MAT) das Erkrankungsrisiko zunimmt (mehr aktive neutrophile Zellen). Hinzu kommt, dass restriktiv gefütterte Kälber wesentlich mehr Wasser trinken (mögliche Gefahrenquelle).
Wichtig ist, die neugeborenen Kälber zunächst in einer möglichst keimarmen Umgebung aufzustallen, denn jeder Kontakt mit anderen Tieren oder mit einer keimbeladenen Umwelt erhöht das Risiko von Darm-erkrankungen. Problematisch ist zudem, dass bei Gruppenhaltung – unabhängig vom Nährstoffangebot – die Kälber sich gegenseitig besaugen. So ließ sich in einer weiteren Studie nachweisen, dass bei Gruppenhaltung von drei Kälbern mehr aktive neutrophile Zellen im Blut der Tiere vorhanden waren als bei Einzelhaltung. Alle in die Studie einbezogenen Kälber erhielten täglich 1.050 g eines 28/20 MAT. Durch die hohe Nährstoffaufnahme konnte zwar das gegenseitige Besaugen verringert, jedoch nicht gänzlich verhindert werden.
Empfehlungen für die Praxis
Aus den unterschiedlichen Fütterungsversuchen lassen sich die folgenden Empfehlungen ableiten:
- Kälber sollten in den ersten Tagen/Wochen einzeln gehalten werden, zumindest so lange, bis das Erkrankungsrisiko abebbt. Einer Umstallung während der Tränkephase in Kleingruppen steht jedoch nichts entgegen, sofern die Nährstoffzufuhr nicht durch ein restriktives Tränkeregime knapp gehalten wird.
- Kälber vertragen selbst schon in den ersten Lebenstagen größere Mengen an Nährstoffen (MAT).
- Das Angebot größerer MAT-Mengen fördert die Tiergesundheit nach dem Absetzen von der Tränke.
- Das Auftreten von Durchfall lässt sich durch die Fütterung von Hefen (und Hefekulturen), Prebiotika, Probiotika, von hyperimmunisiertem Protein aus Eiern oder von getrocknetem Plasma vermindern.
- Kälber sollten in den ersten Tagen/Wochen einzeln gehalten werden, zumindest so lange, bis das Erkrankungsrisiko abebbt. Einer Umstallung während der Tränkephase in Kleingruppen steht jedoch nichts entgegen, sofern die Nährstoffzufuhr nicht durch ein restriktives Tränkeregime knapp gehalten wird.
- Kälber vertragen selbst schon in den ersten Lebenstagen größere Mengen an Nährstoffen (MAT).
- Das Angebot größerer MAT-Mengen fördert die Tiergesundheit nach dem Absetzen von der Tränke.
- Das Auftreten von Durchfall lässt sich durch die Fütterung von Hefen (und Hefekulturen), Prebiotika, Probiotika, von hyperimmunisiertem Protein aus Eiern oder von getrocknetem Plasma vermindern.