Viele Daten lassen sich, sinnvoll aufbereitet, z.B. zur Früherkennung von Krankheiten nutzen.
Automatische Melksysteme (AMS) sammeln eine Vielzahl an tierindividuellen Daten der Kühe. Neben der Milchleistung und der Kraftfuttermenge wird zumeist...
Viele Daten lassen sich, sinnvoll aufbereitet, z.B. zur Früherkennung von Krankheiten nutzen.
Automatische Melksysteme (AMS) sammeln eine Vielzahl an tierindividuellen Daten der Kühe. Neben der Milchleistung und der Kraftfuttermenge wird zumeist auch die Bewegungs- und Wiederkauaktivität erfasst. Diese Daten lassen sich theoretisch zum Gesundheitsmonitoring der Kuhherde nutzen, denn bekanntermaßen reagieren Kühe bereits mit einem Abfall der Milchleistung und/oder einem Aktivitätsrückgang, bevor die ersten klinischen Anzeichen sichtbar werden.
In zwei Studien, durchgeführt an der kanadischen Universität Guelph, wurden die von mehreren AMS (Lely Astronaut) gesammelten Daten ausgewertet und mit dem Auftreten von Erkankungen in den ersten Laktationswochen verglichen. Ziel der Studien war, herauszufinden, ob sich „kranke“ Kühe frühzeitig aufspüren lassen.
In Studie 1 wurden über einen Zeitraum von 13 Monaten 57 Kühe der Versuchsherde einbezogen. In Studie 2 flossen die Daten von neun Milchkuhherden ein (605 Kühe), diese wurden innerhalb von sechs Monaten zusammengetragen. Mitarbeiter der Universität haben in beiden Studien die Kühe auf Lahmheiten, subklinische Ketosen und Endometritiden untersucht; die Milchfarmer erfassten Nachgeburtsverhaltungen, Labmagenverlagerungen und Eutererkrankungen.
Bei einer Labmagenverlagerung und/oder bei einer Lungenentzündung sank bereits fünf Tage vor dem Auftreten klinischer Anzeichen die Wiederkaudauer um bis zu 51 Minuten täglich. Die Milchleistung verringerte sich hingegen erst ein bis zwei Tage später (-2,6 bzw. -4,0 kg pro Kuh und Tag). Auch im Fall einer Mastitis sank die Wiederkauaktivität bereits vier Tage vor der klinischen Diagnose ab, die Milchleistung erst einen Tag später (-2,0 kg).
Kühe, die nach der Kalbung an einer Nachgeburtsverhaltung erkrankten, fielen ebenfalls vor der Diagnose durch ein Absinken der Wiederkaudauer auf. Bereits sechs Tage zuvor kauten die Kühe rund elf Minuten täglich weniger. Während der beiden letzten Tage unmittelbar vor der Abkalbung mit nachfolgender Nachgeburtsverhaltung halbierte sich sogar die Wiederkauaktivität. Auffällig: Auch während der ersten 14 Tage nach der Abkalbung kauten die Kühe deutlich weniger wieder als gesunde Kühe.
Keine Unterschiede ließen sich hingegen bei den Parametern Wiederkauverhalten und Milchleistung im Fall einer subklinischen Mastitis beobachten.
Bleibt festzuhalten: Mithilfe von Big Data lassen sich Indikatoren und Auswertungen zur Früherkennung von Krankheiten „programmieren“. Sollte künftig auch die tierindividuelle Futteraufnahme in die Datenbasis einfließen, dürften noch präzisere Vorhersagen zu erwarten sein.