Gleich mehrere Forschungsgruppen haben die Zusammenhänge untersucht, die sich infolge der Mobilisation von Körpermasse während der Transitperiode (drei Wochen vor bis drei Wochen nach der Abkalbung) ergeben.
Im Fokus standen dabei vor allem Auswirkungen auf die...
Gleich mehrere Forschungsgruppen haben die Zusammenhänge untersucht, die sich infolge der Mobilisation von Körpermasse während der Transitperiode (drei Wochen vor bis drei Wochen nach der Abkalbung) ergeben.
Im Fokus standen dabei vor allem Auswirkungen auf die Tiergesundheit und Fruchtbarkeit leistungsstarker Milchkühe.
Unterstellt wurde dabei, dass ein Rückgang des Body Condition Score (BCS) bei Kühen während der Transitperiode der Tiergesundheit abträglich ist. P. D. Carvalho und P. M. Fricke von der Universität Wisconsin (Madison) haben auf zwei Milchfarmen an insgesamt sechs Zeitpunkten (- 21. Tag a. p. sowie am 3., 25., 53., 80. und 113. Laktationstag) den BCS der Kühe eingestuft. Gleichzeitig wurde per Ultraschallmessung die Rückenfettdicke (RFD) ermittelt. Zudem wurde ab dem elften Laktationstag bis zum Ende der neunten Laktationswoche ebenfalls per Ultraschall die Zyklus-aktivität der Tiere beobachtet. Auch wurden während der Studie alle Krankheitsfälle dokumentiert.
Ab dem 53. Laktationstag wurden die Kühe in ein Fruchtbarkeitsprogramm eingegliedert (Doppel-Ovsynch). Das stellte sicher, dass alle Kühe bis zum 80. Tag nach der Abkalbung mindestens einmal besamt wurden.
Auffällig war der hohe Prozentsatz der Tiere, bei denen schon vor der Abkalbung ein BCS-Verlust von mindestens 0,25 Punkten zu beobachten war. Von den insgesamt 430 der in die Studie einbezogenen Kühe haben 70 Tiere bereits vor der Abkalbung Depotfett eingeschmolzen (16,2 %). 174 Kühe (40,5 %) haben ihre „Form“ gehalten, die übrigen 186 Tiere (43,3 %) haben an Gewicht zugelegt. Dieser Effekt war vor allem bei erstlaktierenden Jungkühen zu beobachten. Rund jede vierte Erstlaktierende zeigte einen stärkeren BCS-Rückgang (vor der Kalbung!).
64 % der Kühe mit einem BCS-Rückgang von mehr als 0,5 Punkten fielen mit mind. einem Krankheitsereignis auf (47 % bei Kühen ohne BCS-Veränderung).
Zudem stellte sich heraus, dass die Entwicklung der Körpermasse während der letzten Tage der Trockenphase das Reproduktionsgeschehen in der nachfolgenden Laktation in ganz erheblichem Ausmaß beeinflusst:
- Kühe mit einem BCS-Verlust vor der Kalbung zeigten deutlich schlechtere Fruchtbarkeitsergebnisse. Nur 37 % dieser Tiere haben nach der ersten Besamung aufgenommen. Bei unverändertem BCS waren es 48 %, bei Kühen einer Gewichtszunahme führten 59 % der Besamungen zu einer Trächtigkeit.
- Eine BCS-Veränderung, die erst zu Laktationsbeginn eintrat, hatte hingegen kaum Auswirkungen. Hier schwankte der Besamungserfolg zwischen 49 % (höhere BCS-Abnahme 0,25) und 54 % (geringer BCS-Verlust von max. 0,25 Punkten). Von den Kühen, die nach dem Abkalben zulegten, wurde jede zweite tragend.
- Kühe mit einem BCS-Verlust vor der Kalbung zeigten deutlich schlechtere Fruchtbarkeitsergebnisse. Nur 37 % dieser Tiere haben nach der ersten Besamung aufgenommen. Bei unverändertem BCS waren es 48 %, bei Kühen einer Gewichtszunahme führten 59 % der Besamungen zu einer Trächtigkeit.
- Eine BCS-Veränderung, die erst zu Laktationsbeginn eintrat, hatte hingegen kaum Auswirkungen. Hier schwankte der Besamungserfolg zwischen 49 % (höhere BCS-Abnahme 0,25) und 54 % (geringer BCS-Verlust von max. 0,25 Punkten). Von den Kühen, die nach dem Abkalben zulegten, wurde jede zweite tragend.
Neben den Veränderungen der Körperkondition hatte auch deren absoluter Wert einen großen Einfluss auf die Trächtigkeitsraten: So wurden 60 % der Kühe, die sich zum Besamungszeitpunkt in optimaler Kondition befanden (BCS von 3,25), sofort tragend. Von den Tieren mit einem BCS von 2,75 nahmen nur 48 % auf, in der Gruppe der unterkonditionierten Kühe mit einem BCS von 2,5 war dies nur bei 38 % der Fall. Interessanterweise konnte aber bei allen Tieren, völlig unabängig von ihrem jeweilligen Konditionszustand (BCS), am 53. Laktationstag ein funktionierender Zyklus beobachtet werden. Demnach scheint der Reproduktionsapparat bei dem Vorhandensein nur weniger Energiereserven zwar zu funktionieren, jedoch keine erneute Trächtigkeit zulassen zu wollen.
Die meisten Kühe verlieren Gewicht zu Laktationsbeginn
In etwa der gleichen Fragestellung widmete sich ein weiteres Team der Universiät Wisconsin (Barletta et al.). Die Wissenschaftler gingen der Frage nach, inwiefern eine Veränderung der Körpersubstanz die Konzentration der freien Fettsäuren (NEFA) und BHBA beeinflusst und welche Auswirkungen dies gegebenenfalls auf die Fruchtbarkeitsleistungen der Kühe hat. Dazu haben die Untersucher 245 Holsteinkühe bewertet (BCS jeweils am 21. Tag vor und am 21. Tag nach der Abkalbung). Um die NEFA und BHBA-Konzentrationen zu erfassen, wurde bei den Kühen am 21. und siebten Tag vor der Abkalbung sowie am siebten und 21. Laktationstag je eine Blutprobe entnommen. Weiterhin wurde mit Beginn der dritten Laktationswoche damit begonnen, das Zyklusgeschehen der Kühe einmal wöchentlich per Ultraschall einzustufen.
Alle Kühe wurden am 39. (± 3) Laktationstag synchronisiert (Presynch-Ovsynch) und am 75. (± 3) Tag besamt.
In Abhängigkeit von der BCS-Veränderung während der sechswöchigen Beobachtungsphase wurden die Tiere in drei Gruppen aufgeteilt: 1. BCS-Verlust; 2. keine Veränderung und 3. BCS-Zunahme. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Bei 122 Kühen ließ sich ein Konditionsverlust beobachten, 54 Kühe hielten ihren Konditionszustand stabil, 69 haben zugelegt.
- Mit dem BCS-Verlust ging ein Anstieg der NEFA- und BHBA-Konzentration nach der Abkalbung einher. In der Gruppe „BCS-Verlust“ erkrankten 26,7 % der Tiere an Ketose, 23,3 % an Metritis und 29,3 % an Mastitis. Bei Kühen mit einer BCS-Zunahme wurden weniger Krankheitsfälle diagnostiziert (Ketose: 15,2 %; Metritis: 19,7 % und Mastitis: 16,7 %).
- Kühe, die an Körperkondition zugelegt haben, gaben geringfügig mehr Milch im Vergleich zu Kühen, die beim BCS verloren haben (45,7 kg vs. 44,2 kg FCM).
- Erstaunlicherweise zeigten sich trotz der nur „geringen“ Auswirkungen auf Stoffwechsel und Milchleistung deutliche Unterschiede zwischen den Tiergruppen bei der Fruchtbarkeitsleistung. Von den Kühen mit einem BCS-Verlust wurden nach der Besamung nur 18,3 % tragend (15,7 % nach 60 Tagen). Hingegen lag der Anteil trächtiger Tiere am 30. Tag nach der Besamung in der Gruppe BCS-Zunahme bei 53,0 % (60. Tag: 45,5 %; siehe auch Übersicht 1).
- Keinen Einfluss hatte die Ab- bzw. Zunahme der Körperkondition auf die Trächtigkeitsverluste (embryonale Frühaborte). Diese bezifferten sich in beiden Gruppen auf 14,3 %.
- Bei 122 Kühen ließ sich ein Konditionsverlust beobachten, 54 Kühe hielten ihren Konditionszustand stabil, 69 haben zugelegt.
- Mit dem BCS-Verlust ging ein Anstieg der NEFA- und BHBA-Konzentration nach der Abkalbung einher. In der Gruppe „BCS-Verlust“ erkrankten 26,7 % der Tiere an Ketose, 23,3 % an Metritis und 29,3 % an Mastitis. Bei Kühen mit einer BCS-Zunahme wurden weniger Krankheitsfälle diagnostiziert (Ketose: 15,2 %; Metritis: 19,7 % und Mastitis: 16,7 %).
- Kühe, die an Körperkondition zugelegt haben, gaben geringfügig mehr Milch im Vergleich zu Kühen, die beim BCS verloren haben (45,7 kg vs. 44,2 kg FCM).
- Erstaunlicherweise zeigten sich trotz der nur „geringen“ Auswirkungen auf Stoffwechsel und Milchleistung deutliche Unterschiede zwischen den Tiergruppen bei der Fruchtbarkeitsleistung. Von den Kühen mit einem BCS-Verlust wurden nach der Besamung nur 18,3 % tragend (15,7 % nach 60 Tagen). Hingegen lag der Anteil trächtiger Tiere am 30. Tag nach der Besamung in der Gruppe BCS-Zunahme bei 53,0 % (60. Tag: 45,5 %; siehe auch Übersicht 1).
- Keinen Einfluss hatte die Ab- bzw. Zunahme der Körperkondition auf die Trächtigkeitsverluste (embryonale Frühaborte). Diese bezifferten sich in beiden Gruppen auf 14,3 %.
Als Resumee der Studien lässt sich festhalten, dass eine Abnahme der Körperkondition während der Transitperiode die Milchleistung – wenn überhaupt – nur geringfügig beeinflusst, sich jedoch massiv negativ auf die Tiergesundheit und die Reproduktionsleistungen auswirkt.
Dünne Kühe geben weniger Milch
Wie sehr eine Veränderung der Körperkondition das Fruchtbarkeitsgeschehen beeinflusst, hat auch eine Arbeitsgruppe untersucht, der Wissenschaftler aus acht US-Universitäten angehörten (Chebel et al.). In die Studie einbezogen wurden 5.620 Milchkühe aus neun Milchfarmen (in fünf US-Bundesstaaten beheimatet). Bei allen Kühen wurde am siebten sowie nochmals zwischen dem 30. und 40. Laktationstag der BCS ermittelt. Zwischen dem 22. und 35. Tag nach der Abkalbung wurden die Tiere rektal untersucht, um abzuklären, ob eine Nachgeburtsverhaltung oder Metritis vorliegt. Am dritten Laktationstag wurde von jedem Tier eine Blutprobe gewonnen und die BHBA-Konzentration bestimmt. Bei einem BHBA-Wert 1,0 mmol/l wurde eine Ketose unterstellt.
Die Zyklusaktivität wurde per Ultraschall und Blutproben zwischen dem 30. und 60. Laktationstag (2 x im Abstand von 12 bis 14 Tagen) überprüft. Kühe mit einem Gelbkörper sowie Kühe mit einer Progesteron-Konzentration von 1,0 ng/ml bei mindestens einem Untersuchungszeitpunkt galten als zyklisch.
Als gesund wurden die Kühe eingestuft, die bis zum 60. Laktationstag keine Erkrankung zeigten.
Die erste Besamung erfolgte in der Regel, sobald sich die Kühe erstmals in Brunst zeigten. Trat keine Brunst auf, wurden die Milchkühe in ein Fruchtbarkeitsprogramm eingegliedert. Eine Trächtigkeitsdiagnose erfolgte am 32. und nochmals am 60. Tag nach der Besamung. Ergebnisse:
- Der BCS-Score am siebten Tag korrelierte eng mit der Milchleistung der Frischlaktierer. Die geringste Milchmenge gaben Kühe mit einem BCS unter 3,25 zum Zeitpunkt der Kalbung sowie Tiere, die zwischen dem dritten und 35. Tag den stärksten Konditionsverlust zeigten.
- Eine BCS-Abnahme zwischen dem siebten und dem 35. Laktationstag führte zu einem verzögerten Wiedereinsatz der Zyklusaktivität (Übersicht 2).
- Überraschenderweise beeinflusste die Zyklusaktivität die Wahrscheinlichkeit einer Trächtigkeit nach der ersten und zweiten Besamung nicht. Kühe, die am 50. Laktationstag nicht zyklisch waren, wurden trotzdem tragend – nur zeitlich verzögert.
- Eine Zunahme an Körpermasse in den ersten 35 Laktationstagen führte im Gegenzug zu einem einem frühzeitigen Zyklusbeginn; allerdings auch zu einer vergleichsweise geringen Milchleistung. Diese fiel am höchsten aus, sofern die Kühe beim Abkalben einen BCS 3,5 zeigten und massiv Körpermasse eingeschmolzen haben.
- Der BCS-Score am siebten Tag korrelierte eng mit der Milchleistung der Frischlaktierer. Die geringste Milchmenge gaben Kühe mit einem BCS unter 3,25 zum Zeitpunkt der Kalbung sowie Tiere, die zwischen dem dritten und 35. Tag den stärksten Konditionsverlust zeigten.
- Eine BCS-Abnahme zwischen dem siebten und dem 35. Laktationstag führte zu einem verzögerten Wiedereinsatz der Zyklusaktivität (Übersicht 2).
- Überraschenderweise beeinflusste die Zyklusaktivität die Wahrscheinlichkeit einer Trächtigkeit nach der ersten und zweiten Besamung nicht. Kühe, die am 50. Laktationstag nicht zyklisch waren, wurden trotzdem tragend – nur zeitlich verzögert.
- Eine Zunahme an Körpermasse in den ersten 35 Laktationstagen führte im Gegenzug zu einem einem frühzeitigen Zyklusbeginn; allerdings auch zu einer vergleichsweise geringen Milchleistung. Diese fiel am höchsten aus, sofern die Kühe beim Abkalben einen BCS 3,5 zeigten und massiv Körpermasse eingeschmolzen haben.
Zu ähnlichen Ergebnissen sind auch Wissenschaftler der kanadischen Universität British Columbia gelangt. Tracy A. Burnett berichtete von einer Studie, in der bei 67 Holsteinkühe zwei Wochen und fünf Wochen nach der Abkalbung der BCS ermittelt wurde. Zusätzlich wurde den Kühen zwei Wochen nach der Kalbung eine Blutprobe abgenommen. Diese wurde auf BHBA und Glukose untersucht. Zum Zeitpunkt der Brunst (die Kühe waren mit Aktivitätsmessern (SCR) ausgerüstet) wurde nochmals eine Blutprobe genommen und auf das Hormon Estradiol untersucht. Dank der automatischen Brunstmesssysteme ließ sich nicht nur der Brunstzeitpunkt, sondern auch die Länge und Intensität der Brunst ermitteln.
Die wichtigsten Ergebnisse: Bei einem hohen Gewichtsverlust ( 100 kg) nahm die Intensität der Brunst deutlich ab. Auch die Brunstdauer fiel mit rund 8,2 Stunden deutlich niedriger aus. Kühe mit einem geringeren Gewichtsverlust ( 100 kg) zeigten mit 11,5 Stunden rund 3 Stunden länger intensive Brunstanzeichen.
Wie zu erwarten konnte im Blut der Kühe mit hohem Gewichtsverlust eine höhere BHBA-Konzentration nachgewiesen werden (0,90 vs. 0,57 mmol/l). Auch fiel der Blut-Glukosegehalt geringer aus (48,3 vs. 53,8 mmol/l). Kein gesicherter Zusammenhang fand sich hingegen beim Östradiol-Gehalt und beim Follikeldurchmesser (war leicht größer bei geringerem Gewichtsabbau). Aber dennoch waren die Kühe, die stärker an Gewicht verloren haben, 60 Tage länger „leer“ als die Kühe, die nur mäßig an Kondition eingebüßt haben (160 vs. 100 Leer-Tage).