Mithilfe von Sensoren lassen sich künftig nicht nur Klauenerkrankungen frühzeitiger erkennen, sondern auch der optimale Klauenpflege-Zeitpunkt bestimmen.
Weltweit weisen mehr als 25% der Kühe Lahmheiten auf (Cook, 2016). Die wichtigsten drei Läsionen sind Mortellaro,...
Mithilfe von Sensoren lassen sich künftig nicht nur Klauenerkrankungen frühzeitiger erkennen, sondern auch der optimale Klauenpflege-Zeitpunkt bestimmen.
Weltweit weisen mehr als 25% der Kühe Lahmheiten auf (Cook, 2016). Die wichtigsten drei Läsionen sind Mortellaro, Sohlengeschwüre und Weiße-Linie Defekte. Bei der Lahmheitsbehandlung ist eine Fokussierung auf diese drei Läsionen sinnvoll.
Üblicherweise erfolgt die Lahmheitserkennung durch regelmäßige Beobachtung des Gangbildes der Kühe. Spezialisten erkennen wesentlich früher (ca. 21 bis 70 Tage) leicht- und hochgradig lahme Kühe als ungeübte Personen. Um eine möglichst frühzeitige und hohe Treffsicherheit zu gewährleisten, bietet es sich an, digitale Messsysteme einzusetzen. Als Prototypen bereits im Einsatz sind u. a.:
- Digitale Bilderkennung
- Oberflächen-Temperaturerkennung (Infrarot)
- Erkennung des Bewegungsverhaltens mittels dreidimensionalen Beschleunigungssensoren
- Erkennung über Belastung (Waage)
- Aufzeichnung des Fress- und Wiederkauverhaltens
- Digitale Bilderkennung
- Oberflächen-Temperaturerkennung (Infrarot)
- Erkennung des Bewegungsverhaltens mittels dreidimensionalen Beschleunigungssensoren
- Erkennung über Belastung (Waage)
- Aufzeichnung des Fress- und Wiederkauverhaltens
Messsysteme miteinander verknüpfen
In einer von der Nutztierklinik der Universität Bern durchgeführten Studie wurde das Fress- und das Bewegungsverhalten von insgesamt 53 Milchkühen erfasst und bewertet. Dabei wurden zuvor 41 Kühe als lahm eingestuft (Locomotion Score ≥2,5). Jede Kuh wurde über mehrere Tage hinweg per Video beobachtet, zudem wurde den Tieren ein Beschleunigungssensor angelegt und ein mit Sensoren versehenes Halfter zur Erfassung der Futteraufnahme (RumiWatch). Ergebnisse:
- Die lahmen Kühe (Gruppe L) haben im Vergleich zu den gesunden Tieren (Gruppe C) signifikant weniger Futter aufgenommen und wiedergekaut. Zudem haben die Kühe deutlich länger gelegen, zeigten geringere Standzeiten, kürzere Schritte sowie eine geringere Laufgeschwindigkeit.
- Im Rahmen der statistischen Auswertung stellte sich heraus, dass die Anzahl der „Stand Events (standing bouts) und der Laufgeschwindigkeit sich am besten zur Diagnose von Lahmheiten eignen (Sensitivität 90,2%, Spezifität: 91,7%). Zur Frühdiagnose sollten die Resultate verschiedener Mess-Systeme miteinander verknüpft werden. Ideal wäre eine Integration in vorhandene Herdenmanagementsysteme.
- Die lahmen Kühe (Gruppe L) haben im Vergleich zu den gesunden Tieren (Gruppe C) signifikant weniger Futter aufgenommen und wiedergekaut. Zudem haben die Kühe deutlich länger gelegen, zeigten geringere Standzeiten, kürzere Schritte sowie eine geringere Laufgeschwindigkeit.
- Im Rahmen der statistischen Auswertung stellte sich heraus, dass die Anzahl der „Stand Events (standing bouts) und der Laufgeschwindigkeit sich am besten zur Diagnose von Lahmheiten eignen (Sensitivität 90,2%, Spezifität: 91,7%). Zur Frühdiagnose sollten die Resultate verschiedener Mess-Systeme miteinander verknüpft werden. Ideal wäre eine Integration in vorhandene Herdenmanagementsysteme.
Quelle: Use of Extended Characteristics of Locomotion and Feeding Behavior for Automated Identification of Lame Dairy Cows / Beer et al., 2016
Optimalen Schnittzeitpunkt ermitteln
Präventive Klauenpflege hat einen positiven Effekt auf die Biomechanik der Klaue. So geben klauengepflegte Kühe signifikant weniger Lahmheiten und Krankheitsdiagnosen. Jedoch wird seit Längerem über den optimalen Zeitpunkt und die idealen Klauenmaße für die Klauenpflege diskutiert.
An der Klinik für Klauentiere der FU Berlin wurden bei zehn Rindern mithilfe von Druckmessplatten der Effekt der funktionellen Klauenpflege genauer beleuchtet. Aus zuvor durchgeführten Untersuchungen ist bekannt, dass die Klauenpflege die Fußungsfläche signifikant erhöht und das Belastungsverhältnis zwischen Innen- und Außenklaue verschiebt. Die Ergebnisse der Druckmessung zeigen einen Zusammenhang mit den Lahmheitsgraden und versprechen ein gutes Potenzial, lahme Kühe zu erkennen.
Die Messungen erfolgten unmittelbar vor und nach der Klauenpflege und dann in einem Intervall von ca. 1,5 Wochen über sechs Monate. Jede Matte (HR Mat, Tekscan) besitzt 8.448 Sensoren, sie wurden in einem gewöhnlichen Klauenpflegestand installiert. Insgesamt wurden an 28 Messtagen über 1.000 Messungen durchgeführt. Ergebnisse:
- Die Fußungsfläche nahm nach der funktionellen Klauenpflege im Durchschnitt um 20,9% (5,3 bis 45,1%) zu. Der Durchschnittsdruck sank im Mittel um 5,7%. Auch die Peak-Belastungen nahmen ab.
- Die Klauenpflege bewirkte eine verbesserte Lastenverteilung zwischen Innen- und Außenklaue.
- Bestätigt werden konnte zudem, dass der Zeitpunkt, an welchem eine Kuh zur funktionellen Klauenpflege vorgestellt werden sollte, tierindividueller ist als die praxisüblichen vier bis sechs Monate.
- Es stellte sich auch heraus, dass sich neben dem Gangbild bei lahmen Kühen auch diverse Belastungsparameter im Stand verändern.
- Die Fußungsfläche nahm nach der funktionellen Klauenpflege im Durchschnitt um 20,9% (5,3 bis 45,1%) zu. Der Durchschnittsdruck sank im Mittel um 5,7%. Auch die Peak-Belastungen nahmen ab.
- Die Klauenpflege bewirkte eine verbesserte Lastenverteilung zwischen Innen- und Außenklaue.
- Bestätigt werden konnte zudem, dass der Zeitpunkt, an welchem eine Kuh zur funktionellen Klauenpflege vorgestellt werden sollte, tierindividueller ist als die praxisüblichen vier bis sechs Monate.
- Es stellte sich auch heraus, dass sich neben dem Gangbild bei lahmen Kühen auch diverse Belastungsparameter im Stand verändern.
Anmerkung: Noch ist die eingesetzte Messtechnik nicht praxisreif. Allerdings ergeben sich aus der sehr aufwendigen Pilotstudie wichtige Erkenntnisse zur Frühdiagnose von Klauenerkrankungen. Bleibt zu hoffen, dass das Projekt mit größeren Tierzahlen fortgeführt wird.
Quelle: Trimming on demand – Ermittlung des optimalen Zeitpunktes der Klauenpflege mithilfe sensorgestützter Druckmessplatten; P. Zuz et al., 2016
Negativer Einfluss auf Eutergesundheit
Wissenschaftler der slowakischen Universität Kosice gingen der Frage nach, inwiefern Zusammenhänge zwischen den Milchparametern und dem gleichzeitigen Vorliegen von Klauenerkrankungen bestehen. Die Untersuchung erfolgte in einem Milchkuhbetrieb mit 243 Kühen (8.500 kg Milch). Die Klauenpflege der Herde wurde von einem Klauenpfleger ein- bis zweimal jährlich durchgeführt. Die Kühe wurden am Tag der Milchkontrolle unter dem Melken auf mögliche Lahmheiten hin gescort. Auffällige Tiere wurden in den folgenden Tagen in einem Klauenstand intensiv untersucht. Ergebnisse:
- Eine Lahmheit konnte bei 137 Kühen beobachtet werden (56,4%). Allerdings wurde bei 186 Kühen (76,5%) eine Klauenerkrankung diagnostiziert. Einige der klauenkranken Kühe gingen demnach noch nicht lahm. Die häufigsten Erkrankungen waren verschiedene Formen von Lederhautentzündung (Rusterhol’sches Sohlengeschwür, eitrige Weiße-Linie-Defekte, Klauenspitzennekrosen) und Mortellaro.
- Es konnte eine negative Wirkung von Klauenerkrankungen auf die tägliche Milchleistung sowie den Zellgehalt beobachtet werden. Insbesonders traf dies auf Kühe mit Lederhautentzündung zu (Übersicht 4).
- Eine Lahmheit konnte bei 137 Kühen beobachtet werden (56,4%). Allerdings wurde bei 186 Kühen (76,5%) eine Klauenerkrankung diagnostiziert. Einige der klauenkranken Kühe gingen demnach noch nicht lahm. Die häufigsten Erkrankungen waren verschiedene Formen von Lederhautentzündung (Rusterhol’sches Sohlengeschwür, eitrige Weiße-Linie-Defekte, Klauenspitzennekrosen) und Mortellaro.
- Es konnte eine negative Wirkung von Klauenerkrankungen auf die tägliche Milchleistung sowie den Zellgehalt beobachtet werden. Insbesonders traf dies auf Kühe mit Lederhautentzündung zu (Übersicht 4).
Quelle: Milchparameter bei Milchkühen mit Klauenerkrankungen / Mudron, 2016