Die Milch stehe derzeit nicht so hoch im Kurs, erklärte unlängst Joos Sutter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Coop, einem der größten Lebensmittelhändler in der Schweiz. Das werde sich wieder ändern, wenn die Produktionsstandards erhöht würden. Deshalb will Coop auch nur noch konventionelle Milch in die Regale stellen, die von Kühen stammt, denen regelmäßig Auslauf gewährt wird.
Die Forderung, die Kühe „rauszulassen“, ist nicht nur in der Schweiz populär, auch in...
Die Milch stehe derzeit nicht so hoch im Kurs, erklärte unlängst Joos Sutter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Coop, einem der größten Lebensmittelhändler in der Schweiz. Das werde sich wieder ändern, wenn die Produktionsstandards erhöht würden. Deshalb will Coop auch nur noch konventionelle Milch in die Regale stellen, die von Kühen stammt, denen regelmäßig Auslauf gewährt wird.
Die Forderung, die Kühe „rauszulassen“, ist nicht nur in der Schweiz populär, auch in Deutschland wächst der Druck auf die Milcherzeuger. Mal wieder prescht der Einzelhandel (LEH) vor, so wie zuletzt beim Thema GVO-freie Milchproduktion. Beispielsweise hat REWE angekündigt, ab September Milch mit dem „Pro Weideland“-Siegel in mehreren Regionen zu vermarkten. Nach den Kriterien des Siegels müssen die Kühe u. a. täglich mindestens sechs Stunden ganze 120 Tage im Jahr auf der Weide verbringen. Hinzu kommt, dass irische und niederländische Molkereien mit der Weide gerade massiv beim Konsumenten zu punkten versuchen. Aber nicht nur der LEH, auch die Politik erhöht den Druck auf die Milcherzeuger, ihre Kühe auszutreiben. Barbara Otte-Kinast, Niedersachsens Landwirtschaftsministerin (CDU) erklärte unlängst, dass „die Kühe auf die Weide gehören, […] aus Gründen der Landschaftspflege, aber auch aus touristischer Sicht. […] Und der grüne Norden ohne Milchkühe auf der Weide ist auch kein erstrebenswerter Zustand.“
Das Thema Auslauf bzw. Weide lässt sich nicht weiter ignorieren. Mit neuen Auflagen ist früher oder später zu rechnen. Die Milchbranche wäre gut beraten, jetzt selbst aktiv zu werden und eigene Auslauf- oder Weide-Standards zu entwickeln. Denn die Erfahrung lehrt, dass es nicht unbedingt von Vorteil ist, sich die Produktionsrichtlinien vom LEH vorschreiben zu lassen.
Klar ist, dass nicht jeder Milchprofi seine gesamte Herde sechs Stunden täglich an 120 Tagen auf die Weide treiben kann. Das wäre weder dem Tierwohl zuträglich noch mit den Belangen der Milchproduzenten zu kombinieren. Als Blaupause für künftige Produktionsstandards könnte das „RAUS-System“ aus der Schweiz dienen. Dies sieht u.a. Ausnahmen vor für Frischabkalber oder wenn bei ungünstigen Klimaverhältnissen kein Weidegang möglich ist. Und: In der Schweiz soll der mit der Weide verbundene zusätzliche Aufwand honoriert werden. Die Milch soll im Laden deutlich mehr kosten, der Auszahlungspreis um drei bis sechs Cent ansteigen! So gesehen wäre ein regelmäßiger Auslauf (zumindest eines Teils der Herde) förderlich fürs Image der Milchbranche und auch für viele Milcherzeuger ökonomisch interessant.