Australien - Kräftig verspekuliert

Massive finanzielle Einbußen müssen derzeit die Milchfarmer in Australien verkraften, denn der größte Milchverarbeiter auf dem Kontinent, die Molkereigenossenschaft Murray Goulburn, hat sich kräftig ver-spekuliert. Das Unternehmen hat anscheinend über einen längeren Zeitraum hinweg, die Entwicklung auf den Milchmärkten völlig falsch eingeschätzt. Vor wenigen Wochen sah sich die Genossenschaft deshalb gezwungen, die Auszahlungspreise kräftig zurückzunehmen. Zudem wurden die Milchfarmer aufgefordert, einen Teil des bereits ausgezahlten Milchgeldes zurückzuzahlen. Rund 120.000 $ muss jeder Milchfarmer im Durchschnitt an die Molkerei überweisen.
Im Juli 2015, zu Beginn des laufenden Milchjahres, sicherte die Molkerei den Farmern einen Auszahlungspreis zwischen 5,60 und 6,05 $ pro Kilogramm Feststoffe zu (mit der Garantie, diesen für 12 Monate zu halten!). Noch am 20. April dieses Jahres erklärte Gary Helou, der CEO der Molkerei, dass ein Milchpreis von 6,00 $ im Jahresmittel realisierbar sei. Nur eine Woche später senkte Murray Goulburn dann die Milchpreisprognose plötzlich auf 5,00 bis 4,75 $ ab.
Etliche Milchfarmer sehen sich nun in ihrer Existenz bedroht, denn viele haben wegen der absehbaren Dürre Kredite aufgenommen und Futter zugekauft. Jetzt können sie oftmals die Kredite nicht mehr bedienen. Einige Farmen sahen sich bereits gezwungen, zur Sicherung der Liquidität einen Teil ihrer Kuhherden zu schlachten, einige andere haben sich schon komplett aus der Milchproduktion verabschiedet. Für öffentliches Aufsehen sorgte kürzlich die Aktion „watch my neighbour“ (ich schau nach meinem Nachbarn). Mit dieser Aktion soll ein Anstieg der Selbstmordrate verhindert werden. „Einige Milchfarmer sind akut Selbstmord gefährdet“, meldet das Medienunternehmen Fairfax Media.
Inzwischen hat die Genossenschaft angekündigt, das zurückgeforderte Milchgeld in den nächsten drei Jahren wieder auszuzahlen, zuzüglich Zinsen!