Wie schnell werden leere Kühe im Bestand entdeckt? Wie erfolgreich werden diese Kühe besamt? Die Pregnancy-Rate lässt Aussagen über Fruchtbarkeit und Management zu. Ziel: 20 bis 22 %!
Die Fruchtbarkeit ist immer das Erste, was bei Problemen geht und das Letzte, was zurückkommt. Deshalb ist ein regelmäßiges und zeitnahes...
Wie schnell werden leere Kühe im Bestand entdeckt? Wie erfolgreich werden diese Kühe besamt? Die Pregnancy-Rate lässt Aussagen über Fruchtbarkeit und Management zu. Ziel: 20 bis 22 %!
Die Fruchtbarkeit ist immer das Erste, was bei Problemen geht und das Letzte, was zurückkommt. Deshalb ist ein regelmäßiges und zeitnahes Fruchtbarkeits-Controling auch so enorm wichtig. Eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Kennzahl im Fruchtbarkeits-Controlling ist die Pregnancy -Rate (PR). Damit lässt sich die Qualität der Brunstbeobachtung und der Besamung beurteilen.
Die PR gibt an wie viele der Kühe, die zur Besamung anstanden, tatsächlich besamt und tragend wurden. Theoretisch können ja alle Kühe nach der freiwilligen Wartezeit in der Herde besamt und trächtig werden! Berechnet wird die PR aus dem Produkt Brunstnutzungsrate1 x Konzeptionsrate aus EB2.
Beispiel: Wenn zehn Kühe zur Besamung anstehen und davon innerhalb einer Zykluslänge (21 Tage) sechs als brünstig erkannt und besamt werden, dann beträgt die Brunstnutzungsrate 60 %. Sind von diesen sechs besamten Kühen drei tatsächlich tragend geworden (TU+), beträgt die Konzeptionsrate 30 %. Die PR ist also (60 % x 50 %)/100 = 30 %. Angestrebt werden sollte eine Pregnancy-Rate von über 22 %. „Preg-Rates“ von über 30 % belegen eindrucksvoll, dass sich hohe Milch- und Fruchtbarkeitsleistungen nicht gegenseitig ausschließen. Spitzenbetriebe erreichen auch durchaus eine PR bei 50 %.
Woran happert‘s, wenn die PR 22 % beträgt? Eine gute Fruchtbarkeitsleistung fußt immer auf einer „guten“ Brunsterkennung/-nutzung. Das weniger als die beabsichtigten 70 % bis 80 % der Brunsten identifiziert werden, ist zu einem großen Teil auf mensch-liches Versagen zurückzuführen. Entweder fehlt die Zeit zur Brunstbeobachtung (verbesserungsbedürftiges Zeitmanagement) oder einfach der Kuhverstand (Brunst wird nicht erkannt). Die Gruppen- bzw. Herdengröße spielt hier keine Rolle. Technische Hilfsmittel wie z. B. TailPaint oder eine Aktivitätsmessung können hier unterstützend wirken, jedoch keine visuelle Brunstbeobachtung vollständig ersetzen.
Dass die Brunstdauer in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat, erschwert die Situation. Die Duldungsphase bei hochleistenden Kühen beträgt nur noch 7,3 Stunden, bei Jungrindern/Färsen vs. 10,7 Stunden. Hinzu kommt, dass die Intensität der Brunst bei vielen Kühen nachgelassen hat und sich die Zykluslängen verringert haben ( 18 Tage oder 25 Tage). Aus einer neueren Studie, in der unter anderem das Zyklusgeschehen untersucht wurde (Valenza et al. 2012) geht hervor, dass über 30 % der Kühe (laktierende Holsteins, 41 kg Milch/Tag, Laufstall) ein gestörtes Brunstverhalten zeigten und teilweise auch nicht durch eine technische Unterstützung als brünstig identifiziert werden konnten:
- 10 % der Kühe zeigten keine Brunst, ovulierten jedoch (Follikel 10 mm);
- 3 % der Kühe zeigten aktive Brunstsymptome, hatten jedoch keine Ovulation;
- 19 % der Kühe zeigten weder eine Brunst noch ovulierten sie – trotz vorheriger Synchronisation.
- 10 % der Kühe zeigten keine Brunst, ovulierten jedoch (Follikel 10 mm);
- 3 % der Kühe zeigten aktive Brunstsymptome, hatten jedoch keine Ovulation;
- 19 % der Kühe zeigten weder eine Brunst noch ovulierten sie – trotz vorheriger Synchronisation.
Es muss davon ausgegangen werden, dass in jeder Herde bei einem Teil der Kühe das Zyklus- und Brunstgeschehen verändert ist. Diese Problemkühe „zu fassen zu kriegen“ ist die größte Herausforderung im Herdenmanagement. Um unnötige Güsttage sowie eine Verfettung am Laktationsende zu vermeiden (deren Folgen wirken sich erst in der Folgelaktation aus!) sollten hohe Pregnancy-Raten das Ziel eines jeden Milchkuhhalters sein!
Hormonell unterstützen
Erreicht werden kann eine höhere Pregnancy-Rate, neben einer verbesserten Brunstbeobachtung, auch mithilfe von Hormonen. Hormonprogramme sind aber nur dann erfolgreich, wenn sehr präzise und tagesaktuell gearbeitet wird. Sie können kein sub-optimales Herdenmanagement ausgleichen!
Hormone sollten immer nur strategisch eingesetzt werden: Von der Brunstsynchronisation mit einer folgenden brunstorientierten Besamung (PGF-Programm) bis hin zu einer Ovulationssynchronisation mit terminierter Besamung (Ovsynch-Programme), bei denen weitestgehend auf die Brunstbeobachtung verzichtet wird.
Fruchtbarkeitsprogramme mit hormoneller Unterstützung unterscheiden sich je nach Intensität des Hormoneinsatzes (Übersicht 1):
- Variante 1: Es wird zunächst das Ende der freiwilligen Wartezeit abgewartet (je nach Leistung und Kondition 50 bis 60 Tage). Anschließend erfolgt über einen Zeitraum von 25 bis 35 Tagen eine intensive Brunstbeobachtung. Alle Kühe, die in dieser Zeit in Brunst kommen, werden sogleich besamt. Die restlichen Kühe, die nicht brünstig waren, werden nach ca. 35 Tagen in ein Ovsynch-Programm eingegliedert. Betriebe, deren Brunsterkennung nicht so gut ist ( 70 %) sollten nicht zu lange abwarten. Werden jedoch 70 % bis 80 % der Brunsten erkannt, kann der Start des Ovsynch-Programmes auch etwas hinausgeschoben werden (übrig gebliebene Kühe).
- Variante 2 (Presynch-Ovsynch): Am ersten Tag nach Ablauf der freiwilligen Wartezeit (z. B. am 60. Laktationstag) sowie 14 Tage später wird den Kühen je eine Prostaglandingabe (PGF) verabreicht (sofern PGF zwischen dem 6. und 17. Tag des Brunstzyklus verabreicht wird und die Kuh einen funktionierenden Gelbkörper besitzt, wird der vorhandene Gelbkörper aufgelöst und die Kuh kommt zwei bis fünf Tage später in Brunst). Zeitgleich wird nach der ersten PGF-Injektion die Brunstbeobachtung forciert. Alle Kühe, die in den Tagen bzw. folgenden 12 bis 14 Tagen nach der 2. PGF-Gabe als brünstig auffallen, werden besamt. Alle bis dato (bis 14. Tage nach der 2. PGF-Gabe) nicht brünstigen Kühe gehen ins Ovsynch. Durch die zwei PGF-Injektionen sollten spätestens nach der zweiten PGF-Gabe in einer gesunden Herde bis zu 80 % der Kühe eine Brunst zeigen. So muss nur ein kleiner Teil der Herde ins Ovsynch.
- Variante 3: Hier wird bereits zwei Wochen vor dem Ende der freiwilligen Wartezeit (z. B. am 45. Laktationstag) das erste Mal PGF gegeben. Die zweite PGF-Gabe erfolgt mit dem Ablauf der freiwilligen Wartezeit z. B. am 60. Laktationstag). Kühe die in den darauffolgenden 14 Tagen eine Brunst zeigen werden sogleich besamt. Kühe, die sich innerhalb der 14-tägigen Brunstbeobachtungsphase nicht in Brunst zeigen, gehen anschließend ins Ovsynch. Hinweis: US-Milchfarmen, die diese Variante nutzen, erreichen jedoch „nur“ Pregnancy-Rates von 22 % bis 25 %.
- Variante 1: Es wird zunächst das Ende der freiwilligen Wartezeit abgewartet (je nach Leistung und Kondition 50 bis 60 Tage). Anschließend erfolgt über einen Zeitraum von 25 bis 35 Tagen eine intensive Brunstbeobachtung. Alle Kühe, die in dieser Zeit in Brunst kommen, werden sogleich besamt. Die restlichen Kühe, die nicht brünstig waren, werden nach ca. 35 Tagen in ein Ovsynch-Programm eingegliedert. Betriebe, deren Brunsterkennung nicht so gut ist ( 70 %) sollten nicht zu lange abwarten. Werden jedoch 70 % bis 80 % der Brunsten erkannt, kann der Start des Ovsynch-Programmes auch etwas hinausgeschoben werden (übrig gebliebene Kühe).
- Variante 2 (Presynch-Ovsynch): Am ersten Tag nach Ablauf der freiwilligen Wartezeit (z. B. am 60. Laktationstag) sowie 14 Tage später wird den Kühen je eine Prostaglandingabe (PGF) verabreicht (sofern PGF zwischen dem 6. und 17. Tag des Brunstzyklus verabreicht wird und die Kuh einen funktionierenden Gelbkörper besitzt, wird der vorhandene Gelbkörper aufgelöst und die Kuh kommt zwei bis fünf Tage später in Brunst). Zeitgleich wird nach der ersten PGF-Injektion die Brunstbeobachtung forciert. Alle Kühe, die in den Tagen bzw. folgenden 12 bis 14 Tagen nach der 2. PGF-Gabe als brünstig auffallen, werden besamt. Alle bis dato (bis 14. Tage nach der 2. PGF-Gabe) nicht brünstigen Kühe gehen ins Ovsynch. Durch die zwei PGF-Injektionen sollten spätestens nach der zweiten PGF-Gabe in einer gesunden Herde bis zu 80 % der Kühe eine Brunst zeigen. So muss nur ein kleiner Teil der Herde ins Ovsynch.
- Variante 3: Hier wird bereits zwei Wochen vor dem Ende der freiwilligen Wartezeit (z. B. am 45. Laktationstag) das erste Mal PGF gegeben. Die zweite PGF-Gabe erfolgt mit dem Ablauf der freiwilligen Wartezeit z. B. am 60. Laktationstag). Kühe die in den darauffolgenden 14 Tagen eine Brunst zeigen werden sogleich besamt. Kühe, die sich innerhalb der 14-tägigen Brunstbeobachtungsphase nicht in Brunst zeigen, gehen anschließend ins Ovsynch. Hinweis: US-Milchfarmen, die diese Variante nutzen, erreichen jedoch „nur“ Pregnancy-Rates von 22 % bis 25 %.
Ein „normales“ Ovsynch reicht nicht
Mit einem „normalen“ Ovsynch werden PR-Werte von 25 % zumeist nicht erreicht. Warum?
- Bei etwa 15 % bis 50 % der Kühe ist beim blinden Ovsynch zum Zeitpunkt der ersten GnRH-Gabe kein Gelbkörper vorhanden,
- bei 25 % bis 60 % der Kühe fällt die Ovulation aus,
- bei 10 % bis 25 % löst sich der Gelbkörper nach der PGF-Gabe nicht ganz auf und
- 10 % bis 25 % der Kühe zeigen nach der zweiten GnRH-Gabe keine Ovulation, die Besamung bleibt erfolglos.
- Bei etwa 15 % bis 50 % der Kühe ist beim blinden Ovsynch zum Zeitpunkt der ersten GnRH-Gabe kein Gelbkörper vorhanden,
- bei 25 % bis 60 % der Kühe fällt die Ovulation aus,
- bei 10 % bis 25 % löst sich der Gelbkörper nach der PGF-Gabe nicht ganz auf und
- 10 % bis 25 % der Kühe zeigen nach der zweiten GnRH-Gabe keine Ovulation, die Besamung bleibt erfolglos.
Es sollte vorsynchronisiert werden, sodass auf jeden Fall ein dominanter Follikel vorhanden ist, wenn mit dem Ovsynch gestartet wird. Für ältere, mehrlaktierende Kühe bietet sich das Pre-/Ovsynch-Verfahren an: Die Kühe werden nach Ablauf der freiwilligen Wartezeit dann blind besamt. Fasst man die Ergebnisse der in den letzten Jahren durchgeführten Studien dazu zusammen, so zeigt sich, dass 40 % bis 45 % der Kühe nach der erstmaligen Besamung tragend werden.
Double-Ovsynch für Färsen
Für Färsen/Jungrinder wurde das Ovsynch-Programm bisher wegen ungenügender Synchronisation der Follikelwellen als ungeeignet bewertet. Denn sie reagieren weniger gut auf das GnRH, nur bei knapp 50 % werde nach der ersten GnRH eine Follikelovulation ausgelöst. Verschiedene Studien (Souza et al. 2008; Giordano et al. 2012; Herlihy et al. 2012; Giordano et al. 2013) belegen, dass das sogenannte Double-Ovsynch gerade bei Färsen zu höheren Trächtigkeitsraten aus der Erstbesamung führen kann. Beim Double-Ovsynch folgen zwei Ovsynch-Programme im Abstand von sieben Tagen hintereinander. 16 Stunden nach der letzten GnRH-Injektion wird blind besamt (Übersicht 2). Bei Färsen konnten nach dem erfolgten Double-Ovsynch und nachfolgend terminierter Erstbesamung (ohne Brunstbeobachtung) Trächtigkeitsraten von 50 % bis 55 % erzielt werden.
Herlihy et al. (2012) verglichen bei Erstlaktierenden das Double- Ovsynch und das Pre-/Ovsynch- Verfahren miteinander. Ergebnis: Die Trächtigkeitsrate aus der Erstbesamung lag 39 Tage nach der terminierten Besamung beim Double-Ovsynch mit 52,9 % deutlich über der des Pre-/Ovsynch mit 47,5 %. Die schwankenden Follikelwellen bei den Färsen konnten anscheinend durch die Dopplung des einfachen Ovsynchs besser gesteuert werden.
Bleibt festzuhalten: Bei Jungkühen schneidet das Double- Ovsynch signifikant besser ab, bei Mehrlaktierenden sollte das Pre-/Ovsynch zum Einsatz kommen.
Allerdings muss berücksichtigt werden, dass beim Double- Ovsynch insgesamt sechs Shots (4 x GnRH und 2 x PGF) bis zur Besamung erfolgen. Beim Pre-/Ovsynch werden insgesamt nur fünf Shots benötigt (2 x GnRH und 3 x PGF). -kb-