Ein Kalb fällt als schlapp und appetitlos auf – jetzt heißt es sofort zu prüfen, ob es krank und der Tierarzt gefragt ist. Der Kälber-Check von Tierärztin Dr. Theresa Scheu hilft Ihnen, systematisch vorzugehen.
Allgemeinzustand: Ein gesundes Kalb (s. Fotos) ist lebhaft und aufmerksam; sein Fell sauber, glatt und glänzend. Reagiert ein Kalb nicht mit Ohrenspiel und Aufblicken auf Geräusche und hat wenig oder keine...
Ein Kalb fällt als schlapp und appetitlos auf – jetzt heißt es sofort zu prüfen, ob es krank und der Tierarzt gefragt ist. Der Kälber-Check von Tierärztin Dr. Theresa Scheu hilft Ihnen, systematisch vorzugehen.
Allgemeinzustand: Ein gesundes Kalb (s. Fotos) ist lebhaft und aufmerksam; sein Fell sauber, glatt und glänzend. Reagiert ein Kalb nicht mit Ohrenspiel und Aufblicken auf Geräusche und hat wenig oder keine Tränke aufgenommen, müssen Sie genauer hinschauen! Beachten Sie, dass ad libitum getränkte/satte Kälber nicht unbedingt aufstehen, wenn ein Mensch vorbei kommt – hier ist besondere Beobachtungsgabe gefragt.
Ansteckung vorbeugen: Tragen Sie Einweghandschuhe, Schürze und Stiefel bei der Untersuchung. Diese können sie, bevor Sie zu anderen Kälber gehen, leicht reinigen. Bei Abweichungen vom Normalzustand kontaktieren Sie Ihren Tierarzt für die notwendige Diagnose und Therapie (Antibiotika, Entzündungshemmer, Elektrolyte).
Auge: Bei einem gesunden Kalb ist die Lidbindehaut (das „Weiße“) weiß-rosa, die Äderchen sind fein, klar abgegrenzt und treten nicht hervor. Das Auge ist frei von Ausfluss und Krusten und „prall“ – zwischen äußerem Augenlid und Augapfel ist kein Spalt zu erkennen. Ein eingesunkener Augapfel ist ein Zeichen von Austrocknung, z.B. aufgrund von Trinkschwäche durch Fieber oder Flüssigkeitsverlust durch Durchfall.
Flotzmaul: Das Flotzmaul soll leicht feucht sein und keinen Nasenausfluss zeigen. Die Maulschleimhäute sind blass-rosa, feucht, glatt und glänzend. Blässe ist dagegen ein Anzeichen für Blutarmut und niedrige Kreislauftätigkeit. Rötung ist ein Anzeichen von lokaler Entzündung, ein Lila-Stich weist auf Herz- und/oder Atemschwäche hin. Schmutziges, verwaschenes Rot ist ein Hinweis auf (Blut-)Vergiftung.
Atmung: Bei einem gesunden Kalb ist die Atmung ruhig, die lautlose Atembewegung kaum sichtbar. Pro Minute atmet es 20 bis 40 Mal, es hustet und röchelt nicht. Für die Diagnose Lungenentzündung muss das Kalb abgehört werden! Eine gute Erfahrung ist es, wenn Sie selbst einmal gemeinsam mit Ihrem Tierarzt abhören, wie die Lungengeräusche eines gesunden und eines erkrankten Kalbes klingen.
Haut, Gelenke: Streichen Sie dem Kalb über den Körper – erwünscht ist leichte Körperspannung, wohliges Zucken oder ein Dehnen. Ein hochgezogener Bauch ist ein Zeichen von (Bauch-)Schmerz.
Fassen Sie eine kleine Hautfalte am Hals – verstreicht sie sofort nach dem Loslassen, ist der Wasserhaushalt ok.
Gelenke sollen trocken, schmerzfrei, kühl und gleich groß sein. Gelenkentzündungen müssen behandelt werden!
Nabel: Den Nabel soll man möglichst wenig anfassen (Sichtkontrolle!). Fällt das Kalb aber als nicht fit auf, sollte der Nabel vorsichtig mit Einweghandschuhen abgetastet werden. Der in der Nabelscheide fühlbare Nabelstrang ist ok, wenn er bleistiftdick ist. Die umgebende Haut muss weich und ohne Verdickungen sein. Abweichungen sowie ein Treten und Bauchhochziehen weisen auf eine Nabelentzündung hin.
Fieber messen: Die normale Körpertemperatur liegt beim Kalb zwischen 38,8°C und 39,5°C. Ein Temperaturanstieg ist mit das wichtigste und erste Anzeichen einer beginnenden (entzündlichen) Erkrankung (zum Beispiel Beginn einer Durchfallerkrankung, Grippe, Nabelentzündung)! Steht das auffällige Kalb bereits in einer Gruppe, sollte die Körpertemperatur auch bei den anderen Kälbern durchgemessen werden.
Kotkonsistenz: Fiebermessen im Enddarm reizt das Kalb zum Kot absetzen (Thermometer vorsichtig hin und her bewegen). Nutzen Sie dies und kontrollieren Sie den Kot. Normaler Kot ist bei Tränkekälbern „pastös“ und ocker-gelblich. After und Beine sollen sauber, trocken, behaart und nicht gereizt sein. Durchfall ist „suppig-wässriger“ Kot und kann Blutbeimengungen enthalten.
-kb-