Rindergrippe muss effektiv und nachhaltig therapiert werden, sonst drohen Leistungseinbußen. Der professionelle Umgang mit der Infektion verhindert finanzielle Verluste im Betrieb.
Die Rindergrippe ist ein ganzjähriges Problem in den Kälberställen. Sie stört das Wohlbefinden der Jungtiere und führt durch geringe Tageszunahmen, Todesfälle...
Rindergrippe muss effektiv und nachhaltig therapiert werden, sonst drohen Leistungseinbußen. Der professionelle Umgang mit der Infektion verhindert finanzielle Verluste im Betrieb.
Die Rindergrippe ist ein ganzjähriges Problem in den Kälberställen. Sie stört das Wohlbefinden der Jungtiere und führt durch geringe Tageszunahmen, Todesfälle und Tierarztkosten zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten. Allein 12% aller tierärztlichen Behandlungen während der Tränkephase und 23% aller Todesfälle bis zum Absetzen sind auf die Rindergrippe zurückzuführen. Die Entstehung ist multifaktoriell. Durch Stress bei schlechten Umwelt- und Haltungsbedingungen wird das Immunsystem der Atemwege, vor allem der Lungen, geschwächt. In folgedessen kommt es zu einer Infektion mit verschiedenen Mikroorganismen (Übersicht 1). Die Kontrolle der Risikofaktoren ist eine Möglichkeit, die Herde vor Ausbrüchen zu schützen oder zumindest die Weiterverbreitung der Erreger zu minimieren.
Keine Zeit verlieren
Die Grippe kann auf den Betrieben in drei charakteristischen Formen vorkommen: akut, subklinisch und chronisch (Übersicht 2). Diagnostische Tests müssen deshalb in der Lage sein, infizierte Tiere mit allen Formen schnell zu identifizieren. Denn jedes kranke Tier kann die Erreger in der Herde streuen und Neuinfektionen provozieren. Weiterhin korreliert das Überleben grippekranker Kälber eng mit dem Zeitpunkt des Therapiebeginns. Das bedeutet, wenn die Diagnose nicht schnell genug gestellt wird, erhöht sich der Antibiotika-Verbrauch und die Rückfallquote. Auch chronische Verläufe mit irreversiblen Lungenschäden und Mittelohrentzündungen treten dann vermehrt auf.
Obwohl jeder die Symptome der Grippe kennt, klappt es in der Praxis mit der schnellen Diagnose nicht immer gut. Gründe für die geringe Beachtung der Erkrankung sind fehlendes Wissen über die Krankheitssymptome bei den Mitarbeitern, ungenaue diagnostische Methoden, nicht vorhandene Monitoring-Routine, nicht eingeplante Arbeitszeit oder zu wenig ausgebildete Mitarbeiter. Hier stehen Betriebsleiter in der Pflicht, dies bei der Ausbildung zu berücksichtigen. Eine innovative Möglichkeit das Auftreten der Rindergrippe im Betrieb zu kontrollieren, besteht in der Kombination von klinischer Untersuchung (Rindergrippe-Score) und Ultraschalluntersuchungen der seitlichen Brustwand der Kälber.
- Das Protokoll der klinischen Untersuchung umfasst die fünf einfach zu messenden klinischen Befunde: Rektaltemperatur, Husten, Nasen- und Augenausfluss, Haltung der Ohren. Mit diesem Protokoll kann schnell und einfach eine Entscheidung getroffen werden, ob ein Tier behandelt werden muss oder nicht.
- Die Ultraschalluntersuchung des Brustkorbes ermöglicht die zusätzliche Beurteilung von Lungenschäden (Abszesse, Gewebsverhärtungen, Rippenfell-entzündung). Die Kombination dieser beiden Untersuchungsmethoden macht es möglich, schnell diejenigen Tiere zu identifizieren, die aufgrund ihrer klinischen Symptome behandelt werden sollten und gleichzeitig diejenigen Tiere zu erkennen, die unter subklinischen und chronischen Stadien der Grippe leiden. Letztere stellen ein Reservoir für die Erreger dar und können weitere Krankheitsausbrüche verursachen. Durch die Ultraschalluntersuchung des Thorax kann auch schnell entschieden werden, ob eine Färse mit Lungenläsionen gemerzt werden sollte oder durch die Einleitung einer Therapie geheilt werden kann.
- Das Protokoll der klinischen Untersuchung umfasst die fünf einfach zu messenden klinischen Befunde: Rektaltemperatur, Husten, Nasen- und Augenausfluss, Haltung der Ohren. Mit diesem Protokoll kann schnell und einfach eine Entscheidung getroffen werden, ob ein Tier behandelt werden muss oder nicht.
- Die Ultraschalluntersuchung des Brustkorbes ermöglicht die zusätzliche Beurteilung von Lungenschäden (Abszesse, Gewebsverhärtungen, Rippenfell-entzündung). Die Kombination dieser beiden Untersuchungsmethoden macht es möglich, schnell diejenigen Tiere zu identifizieren, die aufgrund ihrer klinischen Symptome behandelt werden sollten und gleichzeitig diejenigen Tiere zu erkennen, die unter subklinischen und chronischen Stadien der Grippe leiden. Letztere stellen ein Reservoir für die Erreger dar und können weitere Krankheitsausbrüche verursachen. Durch die Ultraschalluntersuchung des Thorax kann auch schnell entschieden werden, ob eine Färse mit Lungenläsionen gemerzt werden sollte oder durch die Einleitung einer Therapie geheilt werden kann.
Sinnvoll ist es bei einem auf dem Betrieb an Grippe gestorbenen Kalb eine pathologische Untersuchung (Sektion) durchführen zu lassen, um eine exakte Erregerbestimmung inklusive Antibiogramm zu ermitteln. Diese Informationen kommen den anderen noch lebenden Kälbern zugute.
Therapie & Prophylaxe
Das Ziel der Grippe-Therapie ist es, infizierte Tiere vollständig zu heilen. Das geht nur, wenn die Infektion frühzeitig erkannt wird und das passende Antibiotikum (Antibiogramm) in der richtigen Dosierung und lang genug verabreicht wird. Die unterstützende Therapie mithilfe eines Entzündungshemmers ist ebenfalls sinnvoll. Sonst besteht die Gefahr eines Rückfalls. Bei der Vorbeugung der Rindergrippe gibt es zwei Kernpunkte, die man für Jungtiere beachten muss:
- Maximierung der Immunität und Minimierung der Stressfaktoren. Nicht zu vergessen sind die Faktoren Management und Haltungsbedingungen, wobei vor allem eine schlechte Belüftung der Ställe und ein schlechter Ernährungszustand Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen. Im Hinblick auf eine Stärkung des Immunsystems sind zwei Faktoren entscheidend: Kolostrumaufnahme und Impfung. Die Versorgung der Kälber mit Kolostrum sollte sicherstellen, dass die IgG-Konzentration (Antikörper) in den ersten 24 bis 48 Stunden nicht unter 10 mg/ml Blut sinkt. Bei niedrigeren Werten ist das Rindergrippe- Risiko erhöht.
- Maximierung der Immunität und Minimierung der Stressfaktoren. Nicht zu vergessen sind die Faktoren Management und Haltungsbedingungen, wobei vor allem eine schlechte Belüftung der Ställe und ein schlechter Ernährungszustand Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen. Im Hinblick auf eine Stärkung des Immunsystems sind zwei Faktoren entscheidend: Kolostrumaufnahme und Impfung. Die Versorgung der Kälber mit Kolostrum sollte sicherstellen, dass die IgG-Konzentration (Antikörper) in den ersten 24 bis 48 Stunden nicht unter 10 mg/ml Blut sinkt. Bei niedrigeren Werten ist das Rindergrippe- Risiko erhöht.
Ziel ist es, dass die Kälber in den ersten Lebensstunden drei bis vier Liter qualitativ hochwertiges Kolostrum aufnehmen, um oberhalb des Grenzwertes zu liegen.
Effektive Impfstrategien
Auch durch Impfungen kann ein hohes Niveau an Immunität (Schutz vor Grippe) erreicht werden. Dies trifft auf die Impfung von Kälbern ebenso zu, wie auf die von erwachsenen Tieren vor der Kalbung, um dann einen guten Transfer der Antikörper durch das Kolostrum sicherzustellen (Muttertierimpfung).
Entscheidend ist, ein für den Betrieb passendes Impfprogramm auszuwählen und den Impfzeitpunkt richtig zu wählen. Es gibt eine Vielzahl von Impfstoffen auf dem Markt, die sowohl gegen die Viren (BRSV, PI-3) als auch gegen die Bakterien (Mannheimia haemolytica, Histophilus somni) schützen. Wichtig ist, den Rindergrippe-Status im Betrieb zu ermitteln, um die Entscheidung für ein spezifisches Impfprogramm zu treffen.
Die Entscheidung in Bezug auf die Zusammensetzung des Impfstoffes und den Impfzeitpunkt sollte nach Berücksichtigung der Daten über die Erkrankungshäufigkeit und die Mortalität auf dem Betrieb und je nach infektiösem Erreger getroffen werden. Bei der Verabreichung der Impfstoffe sollte mit wegwerfbarem Material (Spritzen und Kanülen) gearbeitet werden, um jede Weiterverbreitung von Infektionen durch das Injektionsbesteck zu verhindern.
Fazit: Die weibliche Nachzucht stellt die Zukunft des Betriebes dar. Deshalb muss ihre Gesundheit und Betreuung routinemäßig kontrolliert werden und bei den ersten Anzeichen der Rindergrippe effizient gehandelt werden. Denn nur so können Folgeschäden, die sich auch auf die Milchleistung und die Lebensdauer auswirken, verhindert werden.