Der Übergang von der Hochträchtigkeit in die Laktation ist eine sensible Phase im Leben einer Milchkuh. Die Tierärztin Kathrin Nieland zeigt im Detail, worauf es in dieser Zeit ankommt.
Die Vorbereitung beginnt oft mit einer Umstallung drei Wochen vor dem errechneten...
Der Übergang von der Hochträchtigkeit in die Laktation ist eine sensible Phase im Leben einer Milchkuh. Die Tierärztin Kathrin Nieland zeigt im Detail, worauf es in dieser Zeit ankommt.
Die Vorbereitung beginnt oft mit einer Umstallung drei Wochen vor dem errechneten Abkalbetermin. Der Kuhkomfort muss in diesem Endspurt der Trächtigkeit weiterhin auf hohem Niveau gehalten werden: Jede Kuh braucht einen Fress- und einen Liegeplatz. Im Sommer müssen auch diese Bereiche ein gutes Stallklima haben. Ventilatoren helfen dabei, Hitzestress zu vermeiden (Elite 6/2015).
Besonders wichtig in der Vorbereitungsphase sind:
- Milchfieber-Prophylaxe
- Ketose-Prophylaxe
- Milchfieber-Prophylaxe
- Ketose-Prophylaxe
Fressen, fressen, fressen
Die Fütterung wird jetzt energiereicher und bereitet die Kuh auf die Laktation vor. Da jedoch die Pansenflora zur Anpassung an die neue Ration mindestens 10 bis 14 Tage benötigt, ist eine Vorbereitungsphase von 21 Tagen gut und sinnvoll. Dem Fütterungsmanagement kommt jetzt die wichtige Aufgabe zu, die Trockensubstanzaufnahme zu optimieren. Diese sollte dabei nicht unter 11,5 kg pro Kuh und Tag absinken. Jede Gewichtsreduktion zu Beginn der Laktation führt zu einer stark ausgeprägten negativen Energiebilanz und den damit verbundenen Stoffwechselstörungen. Auch die Krankheitsanfälligkeit der Kühe nimmt zu.
Risikokühe, die zu Beginn der Trockenstehzeit überkonditioniert sind, erhalten zu Beginn der Vorbereitungsphase und nach Rücksprache mit dem Tierarzt einen Kexxtone-Bolus. Dieser minimiert bei überkonditionierten Kühen (Schwarzbunt BCS über 3,75, Fleckvieh über 4,25) das Ketoserisiko (siehe Elite 6/2015).
Vorbereitungsfütterung
Grundsätzlich sollte die Ration fast alle Komponenten der laktierenden Ration enthalten, allerdings mit denen für Vorbereiter angepassten niedrigeren Energiewerten. Das Grundfutter besteht dann zum Beispiel aus Mais-, Grassilage, Stroh und / oder Heu. Als Eiweißträger eignet sich Rapsextraktionsschrot, als Stärketräger besonders Körnermais. Ein gutes Mineralfutter mit ausreichend Vitamin E (12.000 bis 15.000 mg/kg), guter Magnesiumverfügbarkeit und geringem Natriumgehalt sollte der Fütterungsmischung beigegeben werden.
Folgende Futterkomponenten gehören nicht in die Vorbereiter-Ration, da sie zu viel milchfieberförderndes Kalium enthalten bzw. den DCAB unnötig in die Höhe treiben:
- Sojaextraktionsschrot,
- Melasse, melassierte Zuckerschnitzel,
- Grassilage mit sehr hohen Kaliumwerten (Gülleweiden),
- Mineralfuttermittel mit zu viel Natrium,
- Salzlecksteine.
- Sojaextraktionsschrot,
- Melasse, melassierte Zuckerschnitzel,
- Grassilage mit sehr hohen Kaliumwerten (Gülleweiden),
- Mineralfuttermittel mit zu viel Natrium,
- Salzlecksteine.
Kalziummangel macht krank
Das wichtigste Ziel der Vorbereitungsfütterung ist die Milchfieberprophylaxe. Bereits subklinisches Milchfieber gilt als Auslöser einer langen Krankengeschichte einer Kuh bzw. einer Herde. Es beginnt mit schwachen Wehen, daraus resultierenden Schwergeburten, mangelhafter Rückbildung der Gebärmutter, Nachgeburtsverhaltung und führt über die Gebärmutterentzündung zu weiteren Fruchtbarkeitsstörungen. Milchfieber ist also der Anfang einer langen Krankengeschichte und muss deshalb so früh wie möglich erkannt und kontrolliert werden. Wichtig: Auch der Pansen braucht Kalzium, um vernünftig arbeiten zu können (regelmäßige, kräftige Pansenkontraktionen). Wenn Kalzium fehlt, führt das also unweigerlich zu den typischen Frischabkalber-Erkrankungen wie z. B. Festliegen, Nachgeburtsverhaltungen, Gebärmutterentzündungen und Ketosen. Somit steigt auch das Risiko für eine Labmagenverlagerung.Durch ungenügenden Zitzenschluss erhöht sich auch das Risiko für die Kuh an einer Mastitis zu erkranken.
Kalium minmieren
Milchfieberprophylaxe-Maßnahmen zielen auf eine Erhöhung der Kalziumverfügbarkeit im Blut ab. Mehr freies Kalzium im Blut stellt einen guten Milchfieberschutz dar. Dies erreicht man durch eine verbesserte Kalzium-Resorption aus dem Darm und aus dem Knochen. So können Sie vorgehen:
Kalzium-Vermeidungsstrategie
Letzteres geht nur, wenn so wenig Kalzium gefüttert wird, dass die Kuh „gezwungen“ ist, Kalzium aus den Knochen zu mobilisieren. „Dies ist allerdings mit unseren Futtermitteln fast nie zu erreichen, da unsere Grundfuttermittel meistens schon relativ hohe Kalziumgehalte aufweisen“, erklärt die praktische Tierärztin aus Franken.
Zusätzlich hemmen hohe Kaliumgehalte (häufig in gut gedüngten Grassilagen) ebenfalls die Kalzium-Resorption und -mobilisation. Der K-Gehalt der Gesamtration sollte daher unter 15 g/kg Trockenmasse während der Anfütterung liegen.
Kaliumreiche Grassilagen in der Anfütterungsration sind daher nicht ganz unproblematisch. Teilweise können solche Grassilagen mit kaliumarmen Maissilagen gestreckt werden, allerdings muss dann unbedingt der Stärkegehalt der Ration kontrolliert werden. Er sollte 16 % in der Trockenmasse nicht überschreiten.
Saure Salze
Der Einsatz von Sauren Salzen in den letzten drei Wochen vor der Kalbung ist eine weitere Möglichkeit den Stoffwechsel der Kuh leicht anzusäuern und den pH-Wert des Blutes zu senken. Die Resorption von Kalzium aus dem Darm wird dadurch verstärkt und die Mobilisation aus dem Knochen gesteigert. Das wirkt dem Milchfieberrisiko entgegen. Der Nachteil der Sauren Salze liegt im Geschmack! Um den Organismus der Kuh so anzusäuern, dass es einen Effekt erzielt, müssten eigentlich größere Mengen Saure Salze gefüttert werden. Das ist aber nicht möglich, denn Saure Salze schmecken sehr bitter, wodurch die Futteraufnahme gehemmt wird. Dies ist das Schlimmste, was während der Vorbereiter-Phase passieren kann. Denn sobald die Kuh nicht mehr genug frisst, steigt das Risiko für Stoffwechselerkrankungen und den daraus resultierenden Frischabkalber-Erkrankungen immens! Alternativ zu den Sauren Salzen kann chlorierte Maissschlempe (Soychlor) eingesetzt werden. Diese wirkt sich nicht nachteilig auf die Futteraufnahme der Tiere aus. Die Einsatzmenge der chlorierten Maisschlempe muss exakt berechnet werden. Gleichzeitig muss das Kalziumangebot in der Ration erhöht werden. Um eine erfolgreiche Vorbereitung zu gewährleisten, sollte regelmäßig der Harn-pH der Kühe kontrolliert werden. Dies geschieht mit pH-Teststreifen (z. B. MediTest) und kann ganz einfach vom Landwirt selber kontrolliert werden. Der angesäuerte Harn sollte einen pH-Wert von 6-6,5 haben. Nicht angesäuerter Harn hat pH-Wert von 8.
NEFAs bestimmen
Die ausreichende Futteraufnahme steht bei der Ketoseprophylaxe im Zentrum des Interesses. Hinweis: Kühe fressen dann gut, wenn die Ration schmackhaft ist und immer erreichbar vorliegt, wenn genug Platz am Futtertisch ist und sie sich schmerzfrei bewegen können. Ein Indikator für eine ausgeprägte negative Energiebilanz und erhöhten Körperfettabbau sind die freien Fettsäuren (NEFA: deutsch: Nicht veresterte freie Fettsäuren). Wenn es in Betrieben Probleme mit Ketosen gibt, sollten NEFAs im Blutserum 10 bis 14 Tage vor der Kalbung untersucht werden. Erhöhte NEFA-Werte von über 0,4 mmol/l vor der Kalbung zeigen eine schlechte Energieversorgung der Kuh während der Vorbereiter-Phase an. NEFAs steigen an, bevor die BHB-Ketonkörper nachweisbar erhöht sind. Jetzt gilt es herauszufinden, warum die Kuh nicht gut frisst. Ist sie gesund? Ist die Ration richtig gemischt und vorgelegt? Passt der Harn-pH (in angesäuerten Rationen)? In begründeten Einzelfällen kann hier zur Vermeidung der Folgeschäden schon vor der Kalbung mit der Propylenglykol-Gabe angefangen werden. NEFAs können natürlich auch regelmäßig (z. B. wöchentlich) kontrolliert werden, um den Energiestatus der Kühe in dieser sensiblen Phase immer im Blick zu haben. Dabei müssen nicht alle Tiere aus der Gruppe beprobt werden; es reicht eine Stichprobe.
Hefen zur Pansenstabilisierung
Gibt es Probleme mit subklinischen Ketosen und Milchfieber in der Vorbereitungsgruppe sollten Sie zunächst über das Ansäuern der Ration nachdenken, dann alle Maßnahmen zur Steigerung der Futteraufnahme ausschöpfen und an dritter Stelle in den Hochleistungsherden doppelt fermentierte Hefen einsetzen. Das sind die Stoffwechselprodukte der Hefen, die die faserabbauende Bakterienfraktion unterstützen und den Pansen-pH stabilisieren. „In einigen Betrieben haben wir 1 kg mehr Trockensubstanz-aufnahme pro Kuh“, berichtet die Tierärztin. Die Hefen sind vergleichsweise kostenintensiv, bringen aber in bestimmten Betrieben mit der entsprechenden Beratung sehr gute Erfolge.
Trockensubstanz bestimmen
Der Trockensubstanzgehalt der Grundfutterkomponenten muss regelmäßig (einmal pro Woche) bestimmt werden, denn hier sind wetterabhängige Schwankungen von fünf bis sechs Prozent möglich. Das kann auf dem Betrieb relativ schnell in einem Dörrobsttrockner oder in der Mikrowelle erfolgen. Nur so lassen sich die gefütterten Frischmassen kontinuierlich anpassen und eine konstante Fütterung gewährleisten. Weiterhin zeigt der Blick auf das Futtermischprotokoll, wie viele Tiere welche Ration erhalten haben und wie hoch die tatsächliche TM-Aufnahme ausfällt. Wer täglich die Futterreste zurückwiegt, weiß, was die Vorbereiter gefressen haben. Auf dem Futtertisch sollten jeden Tag eine Restfuttermenge von fünf Prozent liegen bleiben.
Der tägliche Stallrundgang
Auch in dieser Phase des Trockenstehens sollten die täglichen Kontrollgänge durch diese Gruppe dazugehören. Als erstes sieht man sich die Pansenfüllung an, denn hier erkennt man sofort, wenn bei Einzeltieren oder in der Herde etwas nicht stimmt. Eine eingefallene Hungergrube ist ein Alarmsignal! Mindestens genauso wichtig ist die regelmäßige Euterkontrolle, denn drei Wochen vor dem Kalben ist der antibiotische Wirkstoff in den Vierteln soweit abgebaut, dass kein Schutz vor Bakterien mehr besteht. Kurz vor dem Kalben beginnen die Tiere aufzueutern und der Strichkanal öffnet sich. Dies alles sind beste Voraussetzungen für das Eindringen von Mastitiskeimen aus der Umgebung. Daher ist es immer sinnvoll mit Zitzenversieglern zu arbeiten. Lahme Kühe sollten auf jeden Fall noch vor dem Kalben behandelt werden, da eine lahme Kuh immer weniger frisst. Sollte eine Behandlung auf dem Klauenstand nötig sein, muss die Behandlung so stressfrei wie möglich ablaufen. Außerdem kann es in dieser Phase jederzeit zur vorzeitigen Geburt kommen, wenn eine Kuh zum Beispiel mit Zwillingen tragend ist. Sind mehrere Geburtsanzeichen sichtbar (Milch tropft, Beckenbänder sind eingefallen, geschwollene Scham) muss die Kuh vorzeitig in die Abkalbebox umgestallt werden.
Die dreiwöchige Vorbereitungsphase legt wichtige Grundsteine für Stoffwechselgesundheit und gute Einsatzleistung. Der beste Schutz vor Energie- und Kalziummangel ist die Aufrechterhaltung der Futteraufnahme und das kontrollierte Ansäuern der Ration. Tägliche Gruppendurchgänge dienen dazu, bei Abweichungen schnell einzugreifen. -mt-