In der Serie „Transitprofi“ zeigen wir, wie diese erste Phase des Trockenstellens erfolgreich gemeistert werden kann.
Trockenstehende Kühe sind hochtragend und entsprechend schwer und behäbig. Wichtig ist, dass sie sich gut ablegen können. Dafür brauchen sie Platz und eine hygienische Unterlage. Geeignete Einstreumaterialien sind Stroh,...
In der Serie „Transitprofi“ zeigen wir, wie diese erste Phase des Trockenstellens erfolgreich gemeistert werden kann.
Trockenstehende Kühe sind hochtragend und entsprechend schwer und behäbig. Wichtig ist, dass sie sich gut ablegen können. Dafür brauchen sie Platz und eine hygienische Unterlage. Geeignete Einstreumaterialien sind Stroh, Sägemehl, getrocknetes Gärsubstrat oder weiche Gummimatten.
Platzbedarf: Ideal ist es, wenn 10 m² Fläche pro Kuh eingeplant sind. Ist der Betrieb groß genug, ist es immer sinnvoll, eine Färsengruppe einzurichten, um den Tieren einen ungehinderten Zugang zum Futtertisch zu ermöglichen. Wenn es diese Färsengruppe vor der Kalbung gibt, sollte es auch eine laktierende Gruppe für Erstkalbinnen geben.
Futter & Wasser: Für jedes Tier muss ein Fress-platz von über 85 cm zur Verfügung stehen, ansonsten kann die optimale Futteraufnahme nicht garantiert werden. Genauso wichtig sind gut erreichbare saubere Tränken. Für jede Gruppe sind mindestens zwei Tränken einzuplanen, um Rangordnungskämpfe zu vermeiden. Die richtige Anzahl der Tränken richtet sich nach der Kuhzahl. Es gilt: Eine Tränke für maximal 20 Kühe. Jede Kuh benötigt eine Tränkebreite von 20 cm.
Hitzestress: Im Winter schon an den Sommer denken und dafür sorgen, dass auch bei den Trockenstehern Ventilatoren installiert werden. Denn Hitzestress hat negative Auswirkungen auf die Folgelaktation.
Sechs bis acht Wochen trockenstellen
Je nach Betriebsphilosophie wird nach Milchleistung oder nach Trächtigkeitstagen trockengestellt oder nach einer Kombination aus beiden Möglichkeiten.
Nach Trächtigkeitstagen: Kühe stehen kurz (6 Wochen) und Erstlaktierende (8 Wochen) lang trocken. Zu kurze Trockenstehzeiten ( 20 Tage) führen zu erheblichen Milchleistungseinbußen (bis 25 %) und zu einem Rückgang der Biestmilchqualität. Zu lange Trockenperioden führen zur Verfettung der Tiere und späteren Stoffwechselstörungen.
Nach Milchleistung trockenstellen, wenn das Milchgeld die Futterkosten nicht mehr deckt.
Nach Eutergesundheit: Sinkt das Tagesgemelk unter 12 kg pro Tag, sollte man die Kuh auch aus medizinischen Gründen trockenstellen, denn das Melken bei der geringen Leistung belastet das Eutergewebe und die Zitzen.
Fokus Tiergesundheit
Zwei Wochen vor dem Beginn der Trockenperiode:Schalmtest durchführen: Beim Nachweis einer subklinischen Mastitis sterile Milchproben von allen vier Vierteln ziehen und bakteriologisch im Labor, z. B. bei EBS (Eutergesundheit Beratung und Service) in Hofheim untersuchen lassen. Je nach Erreger und Resistenzlage mit dem richtigen Antibiotikum (Wirkstoff-entscheidung) trockenstellen. Beim Nachweis von S. aureus-Infektionen und maximal zwei infizierten Vierteln systemisch und lokal vorbehandeln. Die regelmäßige Milchprobenuntersuchung ermöglicht zudem das Erkennen von Leitkeimen und die Ermittlung der Resistenzlage im jeweiligen Betrieb.
Klauenpflege durchführen: Hier kommt es auf die richtige orthopädische Stellung besonders bei jungen Kühen (Erstkalbinnen) an, und dass man Klauendefekte frühzeitig findet. Um die Geburt herum steigt der Östrogenspiegel. Das Bindegewebe wird weich. Dabei fallen nicht nur die Beckenbänder ein, sondern auch der Halteapparat in der Klaue wird weich. Bei zu langen Klauen kann es dann zu einer irreversiblen Absenkung des Klauenbeines führen.
Räudecheck: Kühe und Färsen mit sichtbarem Räudebefall oder die bei Berühren des Schwanzansatzes mit Juckreiz reagieren, gegen Räude mit einem Pour-on Präparat behandeln. Erfolgreich kann die Behandlung nur sein, wenn eine Bestandsbehandlungen inklusive Wiederholungsbehandlung vorausgegangen ist. In diesem Zusammenhang müssen auf jeden Fall die Kuhbürsten ausgebaut, gereinigt und desinfiziert werden.
BCS machen: Ziel: 3,5 bis 3,75 Schwarz-Bunt, 4,0 bis 4,25 Fleckvieh. Zu fette Kühe vormerken für die Behandlung mit einem Monensin-Bolus (Kexxtone) drei Wochen vor dem Kalben. Monensin schützt Kühe mit erhöhtem Risiko für Stoffwechselstörungen vor einer stark ausgeprägten Negativen Energiebilanz zu Beginn der Laktation.
Kühe impfen: Muttertierimpfung bei Problemen mit Durchfallerregern (E. coli, Rota- und Coronaviren) bei neugeborenen Kälbern im Bestand.
Fütterung: Vor allem bei hochleistenden Kühen sollte die Energiedichte vier bis fünf Tage vor dem Trockenstelltermin wenn möglich reduziert werden. In der frühen Phase des Trockenstellens müssen Kühe energie-und eiweißarm gefüttert werden.
Zitzenversiegler sind Pflicht
Nach dem letzten Melken abrupt trockenstellen. Antibiotischer Trockensteller (sterile Anwendung):
NEIN bzw. nicht unbedingt notwendig bei Tankzellzahl unter 200.000 Zellen/ml. Einzeltier unter 100.000 Zellen/ml. Keine klinische Mastitis in den letzten zwei Monaten.
JA, bei Tankzellzahl über 200.000 Zellen/ml, Einzeltier über 100.000 Zellen/ml und mindestens einer klinischen Mastitis in den letzten zwei Monaten.
Zitzenversiegler: Pflicht für alle Betriebe, in denen Umweltkeime nachgewiesen wurden.
Die Ziele der Trockensteher-Fütterung
- Kein Verfetten der Kühe
- Kein Gewichtsverlust
- Kein Verfetten der Kühe
- Kein Gewichtsverlust
Die Ziele sind betriebsindividuell entweder mit ein- oder zweiphasigem Trockenstand-Konzept zu erreichen. Hier die Eckdaten für das Monitoring der Fütterung (Frühtrockensteher):
- Energiegehalt: 5,5 MJ/NEL
- Proteingehalt: 12 % XP
- Stärke: 10 %
- Energiegehalt: 5,5 MJ/NEL
- Proteingehalt: 12 % XP
- Stärke: 10 %
Der tägliche Stallrundgang
Beim täglichen Gruppendurchgang auf Folgendes achten:
Futteraufnahme kontrollieren: (Ziel: 12 – 13 kg Trockensubstanz): Restfutter wiegen und mit Futtermischprotokoll und exakter Tierzahl abgleichen.
Kühe auftreiben und zum Fressen animieren.
Pansenfüllung beurteilen: Wenn man bei den Trocken stehenden Kühen eine „leere“ Kuh findet, muss die Alarmglocke läuten.
Lahme Kühe finden: Lahme Kühe müssen umgehend behandelt werden.
Auf Mastitis-Symptome achten: Bei asymmetrischen und/oder geröteten, geschwollenen Viertel Fieber messen und gegebenenfalls behandeln.
Auf aufeuternde Kühe achten: Bei Zwillingskalbungen kann die Geburt schon früher beginnen, zum Beispiel ab dem 7,5 Monat. Das Aufeutern zeigt die bevorstehende Geburt in circa zwei Wochen an.
Controlling
Eine einfache Methode, das Management der Trockenperiode zu beurteilen, ist die Kennzahlenberechnung. Die Zahlen stehen im LKV-Bericht.
Neuinfektionsrate Trockenperiode:
Ziel: Weniger als 15 % Neuinfektionen in der Trockenperiode, d. h. Kühe, die eutergesund trocken gestellt wurden ( 100.000 Zellen/ml) und in der 1. Kontrolle nach der Kalbung Zellgehalte über 100.000 Zellen/ml Milch aufwiesen.
Ausheilungsrate in der Trockenperiode:
Ziel: Mehr als 70 % eutergesunde Kühe nach der Trockenperiode.
Diese detaillierte Beschreibung des Trockenstellens zeigt deutlich, dass es in dieser Phase viele Stellschrauben gibt, die durch gutes Tiergesundheitsmanagement positiv beeinflusst werden können, damit hochleistende Kühe optimal vorbereitet in die Laktation starten können.
K. Nieland, M. Tischer