Da die Vorschriften zur Antibiotikaanwendung verschärft worden sind, wird in Zukunft mehr Wert auf die Diagnostik und die systematische Bekämpfung bei der Mastitisbekämpfung gelegt.
Dr. Christian Fidelak ist praktizierender Tierarzt in Brandenburg. Zur Verbesserung der Eutergesundheit hat er ein umfassendes Konzept entwickelt, das mit der Mastitisdiagnostik im Labor beginnt und...
Da die Vorschriften zur Antibiotikaanwendung verschärft worden sind, wird in Zukunft mehr Wert auf die Diagnostik und die systematische Bekämpfung bei der Mastitisbekämpfung gelegt.
Dr. Christian Fidelak ist praktizierender Tierarzt in Brandenburg. Zur Verbesserung der Eutergesundheit hat er ein umfassendes Konzept entwickelt, das mit der Mastitisdiagnostik im Labor beginnt und über die Beratung bis hin zur Einzeltiertherapie reicht. In Kooperation mit den Milcherzeugern will er die Tiergesundheit verbessern und propagiert den verantwortungsvollen Arzneimitteleinsatz.
Was ändert sich mit den neuen Antibiotikavorschriften?
Fidelak: Eigentlich viel (Übersicht siehe Kasten)! Für mich bestand jedoch die Herdenbetreuung schon immer darin, Daten und Zahlen genau zu analysieren, Werkzeuge zu entwickeln und anzupassen, um die Überwachung einer Herde präzise und zeitgemäß durchführen zu können. Das bedeutet allerdings auch, genau zu wissen wie die Kühe im Stall aussehen. Betreuung bedeutet aber auch eine Planmäßigkeit. Daher besuchen wir die Betriebe immer zu festen Tagen und festen Uhrzeiten; so ist unsere Arbeit perfekt in der Routine des Betriebes integriert.
Wie sieht Ihr Konzept für bessere Eutergesundheit aus?
Fidelak: Als Informationssystem nutzen wir ein selbst entwickeltes „Ampelsystem“: Die Kühe werden anhand der vorangegangenen drei MLP-Berichte einer Eutergesundheitsklasse zugeordnet. Für Überschreitungen in der Zellzahl bekommt jedes Tier jeden Monat Punkte: Zellzahlen über 200.000 bis 700.000 Zellen/ml erhalten einen Punkt; für eine Überschreitung über 700.000 gibt’s zwei Punkte. Ein Beispiel: Wenn eine Kuh in den letzten drei Monaten über 700.000 Zellen/ml nachweist, bekommt sie sechs Punkte. Die Zahl ist dann ein Indikator für eine chronische Erkrankung. Hier sehen wir von einer Behandlung ab, weil diese Tiere nicht mehr zu heilen sind. Wenn wir unheilbar kranke Tiere nicht mehr antibiotisch behandeln, können wir alleine dadurch schon viele Antibiotikatherapien einsparen.
Antibiogramme werden zur Pflicht. Was kommt da auf uns zu?
Fidelak: Tierärzte sind ab sofort verpflichtet, bei der Anwendung von Reserveantibiotika (z.B. Cefquinom, Enrofloxacin) ein Antibiogramm anzufertigen (Antibiogrammpflicht). Was der Gesetzgeber hier verlangt gehört aber beim Auftreten von klinischen Mastitiden ohnehin zur „guten veterinärmedizinischen Praxis“. Auf jeden Fall müssen sich Tierärzte und Landwirte auf mehr Arbeit und Kosten bei der Diagnostik einstellen.
Geht es auch ohne Reserveantibiotika?
Fidelak: Wichtig zu wissen ist, dass Reserveantibiotika nach wie vor nicht verboten sind. Aber bei klinischer Mastitis wirken oft viele verschiedene Antibiotika. Das sehen wir in unserem Labor bei einer Vielzahl der Ergebnisse. Tierärzte haben also oft die Wahl, ein alternatives Antibiotikum einzusetzen. Der Erfolg der Behandlung ist trotzdem gewährleistet. Das haben wir überprüft und konnten in einer Anwendungsbeobachtung belegen, dass beispielsweise Aminopenicilline genauso wirksam sind, wie Cefquinom. Das zeigt, dass es gleichwertige Alternativen zu den Reserveantibiotika gibt. -mw-