Um Mortellaro (Dermatitis Digitalis, DD) wirksam mit Klauenbädern und lokalen Behandlungen Paroli bieten zu können, muss die Befallssituation der Herde genau bekannt sein. Eine neue App (DD Check App) hilft beim systematischen Einstufen.
Kühe die von einem Hinterfuß auf den anderen „tippeln“ oder zittrig den Fuß hochziehen, wenn man die...
Um Mortellaro (Dermatitis Digitalis, DD) wirksam mit Klauenbädern und lokalen Behandlungen Paroli bieten zu können, muss die Befallssituation der Herde genau bekannt sein. Eine neue App (DD Check App) hilft beim systematischen Einstufen.
Kühe die von einem Hinterfuß auf den anderen „tippeln“ oder zittrig den Fuß hochziehen, wenn man die Klauen auch nur sachte mit dem Wasserschlauch abspült – das sind typische Verhaltensweisen von Kühen, die an einer akuten Mortellaro-Läsion leiden. Das ist das äußerst schmerzhafte M-Stadium M2, das bereits in der ersten Laktation zu einer um 199 bis 335 kg verringerten Milchleistung und geringeren Konzeptionsraten aus Erstbesamungen führen kann (Gomez et al. 2015). Man unterscheidet in den „M-Scores“ zwischen fünf Typen: M0 = kein Befall, M1 = beginnende Läsion, M2 = akute Läsion, 3 = heilend, M4 = chronisch, hyperkeratotisch (verhornt) oder proliferativ (wuchernd) und M4.1 = chronisch wiederkehrend. Das sind zwei wirtschaftlich schwerwiegende Argumente, die deutlich machen, dass Mortellaro im Bestand nicht einfach toleriert werden darf!
Früh erkennen & prompt behandeln
Ganz „auskurieren“ kann man eine mit Mortellaro befallende Herde kaum. Mit den richtigen und konsequent angewandten Strategien zur Behandlung der M2-Läsionen und zur Prävention, lässt sich die Befallssituation jedoch sehr gut unter Kontrolle halten, sprich
- akute M2-Läsion sofort behandeln, um die Infektionsdauer der Läsion zu verringern, die Heilungsrate zu steigern und die Verbreitung in der Herde zu minimieren: mit weichem Tuch gereinigte Wundfläche 2 x dünn mit zugelassenem antibiotischen Spray benetzen, 30 Minuten Wirkungszeit des Sprays durch Leichtverband oder Stehen der Kuh auf sauberer Lauffläche sicherstellen.
- konsequent organisierte Klauenbäder, um frühe (M1) und chronische Läsionen (M4 und M4.1) davor zu bewahren, sich in die schmerzhaften M2-Läsionen zu entwickeln: nur zugelassene Mittel, keine „scharfen“ Dosierungen bzw. extreme pH-Werte (richtig: pH 4 bis 5,5), die verschlimmern die Situation durch die Reizung der Haut nur (Proliferationen entstehen, das sind Reservoire für die DD auslösenden Bakterien Treponema); sauber; dem Befall angepasste Häufigkeit.
- akute M2-Läsion sofort behandeln, um die Infektionsdauer der Läsion zu verringern, die Heilungsrate zu steigern und die Verbreitung in der Herde zu minimieren: mit weichem Tuch gereinigte Wundfläche 2 x dünn mit zugelassenem antibiotischen Spray benetzen, 30 Minuten Wirkungszeit des Sprays durch Leichtverband oder Stehen der Kuh auf sauberer Lauffläche sicherstellen.
- konsequent organisierte Klauenbäder, um frühe (M1) und chronische Läsionen (M4 und M4.1) davor zu bewahren, sich in die schmerzhaften M2-Läsionen zu entwickeln: nur zugelassene Mittel, keine „scharfen“ Dosierungen bzw. extreme pH-Werte (richtig: pH 4 bis 5,5), die verschlimmern die Situation durch die Reizung der Haut nur (Proliferationen entstehen, das sind Reservoire für die DD auslösenden Bakterien Treponema); sauber; dem Befall angepasste Häufigkeit.
Um möglichst alle M2-Kühe und Jungrinder zeitnahe zu finden, müssen alle Einzeltiere regelmäßig auf ihren Befall kontrolliert, also eingestuft („gescort“), werden. Mit Zettel und Stift enden die Versuche, auch in kleineren Beständen, schnell in einem Papierchaos! Zudem fressen sie, wenn die Notizen tatsächlich in den PC eingepflegt würden, enorm viel Zeit – die man besser dazu nutzen sollte, die M2-Kühe sofort in den Klauenstand zur Behandlung zu holen. Diese Erfahrung machte auch die Tierärztin und Wissenschaftlerin Dr. Dörte Döpfer (Universität Wisconsin, US) bei der Datengewinnung für ihre Mortellaro-Studien. Um Kühe schneller einstufen zu können, wurde das von ihr entwickelte, mathematische Modell zur Daten-Auswertung an der Universität Wisconsin in eine App mit einer Entscheidungspfad-Struktur aufgebaut: die DD Check App von Zinpro Inc.
100 Kühe in 10 Minuten
Mit der DD Check App lassen sich laut Dörte Döpfer bis zu 100 Rinder in nur zehn Minuten im Fressgitter fixiert oder bis zu 350 Kühe pro Stunde im Melkkarussell nach ihrem DD-Status einstufen (M-Scores). Dabei werden die Daten der Einzeltiere, identifizierbar durch Kuhnummer/Name, in Listen aufgeführt, die sich auf dem Smartphone oder Tablet speichern und per Mail versenden lassen (xls, Exceldatei). Die Ergebnisse der gescorten Tiergruppen lassen sich zusammengefasst in einer Kurzübersicht abrufen. So bekommt man z. B. sofort nach dem Beurteilen einer Gruppe die Anzahl der Kühe mit akuten Läsionen und dementsprechend eine Auflistung der zu behandelnden Kühe. In seit Langem befallenen Betrieben kommen entweder ab und zu M2-Läsionen vor ( 2 %, Betrieb im Gleichgewichtszustand), oder es kommt zu ausbruchartigen Häufungen der M2-Läsionen (einmaliger oder wiederholte Ausbrüche). Döpfer bewertet ein Ergebnis von 10 % M2-Läsionen als schlecht. Gekoppelt an proliferierte Läsionen als sehr schlecht, da geringe Behandlungserfolge bestehen.
Eine weitere Option der App ist es, aus den betriebsspezifischen Daten eine Prognose (DD Infection Model; siehe ElitePlus) für den nächsten Mortellaro-Schub in der Herde erstellen zu lassen. Zur Berechnung werden die Daten über einen Klick an einen Server in Minnesota gesandt. Die Daten werden dort nicht gespeichert, aus Datenschutzsicht ist das Erstellen der Prognose als unbedenklich zu bewerten.
Die App im Praxiseinsatz
- Für ein aussagekräftiges Ergebnis sollten jeweils mindestens 60 % einer Herde pro Aktion eingestuft werden, dabei sollten es der Genauigkeit halber jedoch immer möglichst die gleichen Tiere sein. Das ist in der Praxis schwierig umzusetzen. Durch den geringen Zeitaufwand macht es also mehr Sinn, sich 100 % als Ziel zu setzen. Entwischen dann mal einzelne Tiere, ist das nicht so gravierend.
- Um einen gleichbleibenden Überblick zu erhalten empfiehlt Dörte Döpfer, jede Gruppe in einem Abstand von einer Woche bis maximal einem Monat einzustufen. Liegt ein akuter Befall vor, sollte der Zeitraum in Richtung des einwöchigen Abstands versetzt werden. So lassen sich auf Basis der Ergebnisse entsprechende Behandlungs- und Präventionsmaßnahmen entwickeln, kontrollieren und anpassen.
- Soll eine Prognose für den nächsten Infektionsschub erstellt werden, müssen die Tiergruppen zuvor mindestens dreimal eingestuft worden sein. Mehr Daten erhöhen die Sicherheit der Voraussage.
- Hilfreich beim Einstufen der Läsionen sind eine handliche LED-Taschenlampe und eine Schutzhülle für das Tablet/Smartphone. Bei kalten Temperaturen entlädt sich ein Akku sehr schnell, dann sollte man versuchen das Tablet zu isolieren (z. B. Styropor auf Rückseite fixieren).
- Gerade am Anfang fällt die Einstufung der Läsion leichter, wenn man die Klauen mit einem sachten Wasserstrahl abspült (z. B. im Melkstand).
- Wird am Fressgitter gescort, ist es zu zweit angenehmer: Der Hintermann ist hinter den Kühen und stuft mit Taschenlampe ausgerüstet die Stadien ein, der Vordermann steht vor dem Fressgitter und gibt Kuhnummern und den entsprechenden Score ein. Einfache Handzeichen (z. B. M0 = kein Finger, M2 = zwei Finger) erleichtern die Verständigung.
- Eine Korrektur ist auch jeder Zeit möglich, indem man die betroffene Kuh wieder in der Liste anklickt.
- Für ein aussagekräftiges Ergebnis sollten jeweils mindestens 60 % einer Herde pro Aktion eingestuft werden, dabei sollten es der Genauigkeit halber jedoch immer möglichst die gleichen Tiere sein. Das ist in der Praxis schwierig umzusetzen. Durch den geringen Zeitaufwand macht es also mehr Sinn, sich 100 % als Ziel zu setzen. Entwischen dann mal einzelne Tiere, ist das nicht so gravierend.
- Um einen gleichbleibenden Überblick zu erhalten empfiehlt Dörte Döpfer, jede Gruppe in einem Abstand von einer Woche bis maximal einem Monat einzustufen. Liegt ein akuter Befall vor, sollte der Zeitraum in Richtung des einwöchigen Abstands versetzt werden. So lassen sich auf Basis der Ergebnisse entsprechende Behandlungs- und Präventionsmaßnahmen entwickeln, kontrollieren und anpassen.
- Soll eine Prognose für den nächsten Infektionsschub erstellt werden, müssen die Tiergruppen zuvor mindestens dreimal eingestuft worden sein. Mehr Daten erhöhen die Sicherheit der Voraussage.
- Hilfreich beim Einstufen der Läsionen sind eine handliche LED-Taschenlampe und eine Schutzhülle für das Tablet/Smartphone. Bei kalten Temperaturen entlädt sich ein Akku sehr schnell, dann sollte man versuchen das Tablet zu isolieren (z. B. Styropor auf Rückseite fixieren).
- Gerade am Anfang fällt die Einstufung der Läsion leichter, wenn man die Klauen mit einem sachten Wasserstrahl abspült (z. B. im Melkstand).
- Wird am Fressgitter gescort, ist es zu zweit angenehmer: Der Hintermann ist hinter den Kühen und stuft mit Taschenlampe ausgerüstet die Stadien ein, der Vordermann steht vor dem Fressgitter und gibt Kuhnummern und den entsprechenden Score ein. Einfache Handzeichen (z. B. M0 = kein Finger, M2 = zwei Finger) erleichtern die Verständigung.
- Eine Korrektur ist auch jeder Zeit möglich, indem man die betroffene Kuh wieder in der Liste anklickt.
Die DD Check App ist kostenlos verfügbar und in englischer Sprache. Sie funktioniert bisher nur auf dem Betriebssystem iOS (iPhone, iPad, iPad mini). An einer Entwicklung für Android-Betriebssysteme sowie an einer deutschen Übersetzung wird gearbeitet. Ebenfalls geplant wird es, die Funktionen der App um ein Wirtschaftlichkeitsmodell und ergebnisbasierte Handlungsempfehlungen zu erweitern. K. Berkemeier