Labmagenverlagerungen treten bei bis zu acht Prozent der Kühe auf. Je nach Diagnose bieten sich verschiedene Therapien an. Wir stellen Ihnen die wichtigsten vor.
Gestern machte die Kuh noch einen guten Eindruck, die Milchleistung stimmte. Heute sieht sie hingegen benommen aus, wirkt träge, frisst kaum und zieht den Bauch hoch. Nicht selten...
Labmagenverlagerungen treten bei bis zu acht Prozent der Kühe auf. Je nach Diagnose bieten sich verschiedene Therapien an. Wir stellen Ihnen die wichtigsten vor.
Gestern machte die Kuh noch einen guten Eindruck, die Milchleistung stimmte. Heute sieht sie hingegen benommen aus, wirkt träge, frisst kaum und zieht den Bauch hoch. Nicht selten steckt hinter diesen Symptomen gerade in der Frühlaktation eine Labmagenverlagerung. Wird sie erkannt, ist Eile geboten.
Man vermutet eine Vielzahl von Faktoren, die an der Entstehung einer Labmagenverlagerung beteiligt sind. Einige von diesen Faktoren sind z. B. ein noch nicht vollständig gefüllter Pansen unmittelbar nach der Abkalbung oder viel Platz durch das „Fehlen“ des Kalbes nach der Abkalbung in der Bauchhöhle. Auch Begleiterkrankungen wie z. B. Gebärmutter- oder Euterentzündungen und Stoffwechselerkrankungen (z. B. Ketose, Hypokalzämie) führen zu einer Hemmung der Labmagenmotorik. Es kommt zu einer Gasansammlung im Labmagen, da die Muskulatur erschlafft.
Links an der Bauchwand entlang
Unter normalen Umständen befindet sich der Labmagen im unteren, rechten Teil der Bauchhöhle. Hier liegt er vor dem Nabel, wo er allerdings nur locker befestigt ist. Durch Aufgasen zieht es ihn wie einen Luftballon an der rechten oder linken Bauchwand hoch. Im Fall einer linksseitigen Labmagenverlagerung schiebt dieser sich zwischen die linke Bauchwand und den Pansen. Bei hochgradiger Aufgasung des Labmagens kann er dabei bis unter die Querfortsätze der Lendenwirbelsäule aufsteigen.
Bei der rechtsseitigen Verlagerung schiebt sich der Labmagen an der rechten Bauchwand entlang nach oben und drängt Leber und Dünndarm ab. Häufig kommt es zu einer Drehung des Labmagens, wodurch Blutgefäße und Magenabfluss abgeschnürt werden. Eine rechtsseitige Verlagerung ist immer ein Notfall! Die linksseitige Verlagerung kommt häufiger vor (Wahrscheinlichkeit von 75 %) als die rechtsseitige. Sie tritt im Abkalbezeitraum, vorwiegend in den ersten vier Laktationswochen auf. Deshalb wird bei den hier vorgestellten Therapien ausschließlich auf die linksseitige Verlagerung eingegangen.
Stark schwankende Futteraufnahme
Um Kühe mit einer Labmagenverlagerung schnell identifizieren und damit therapieren zu können, müssen sie in den ersten Laktationswochen intensiv beobachtet werden. Typische Symptome sind:
- Schwankende bzw. stark rückläufige Futteraufnahme. Die Kuh frisst oft mehr Struktur- als Kraftfutter.
- Die Milchleistung bleibt hinter den Erwartungen zurück bzw. sie sinkt innerhalb kürzester Zeit.
- Die Kuh verliert schnell an Gewicht, besonders überkonditionierte Kühe sind davon betroffen.
- Der Kot ist schmierig und dunkel.
- Im Vorfeld bzw. im selben Zeitraum sind bei den betroffenen Kühen oftmals weitere Erkrankungen, z. B. Gebärparese, Ketose, Nachgeburtsverhaltung oder Gebärmutterentzündungen zu beobachten.
- Schwankende bzw. stark rückläufige Futteraufnahme. Die Kuh frisst oft mehr Struktur- als Kraftfutter.
- Die Milchleistung bleibt hinter den Erwartungen zurück bzw. sie sinkt innerhalb kürzester Zeit.
- Die Kuh verliert schnell an Gewicht, besonders überkonditionierte Kühe sind davon betroffen.
- Der Kot ist schmierig und dunkel.
- Im Vorfeld bzw. im selben Zeitraum sind bei den betroffenen Kühen oftmals weitere Erkrankungen, z. B. Gebärparese, Ketose, Nachgeburtsverhaltung oder Gebärmutterentzündungen zu beobachten.
Auffällige Kühe sollten Sie regelmäßig mit dem Stethoskop abhorchen. Hierbei das Stethoskop von oben nach unten auf die Bauchwand auflegen (siehe Foto S. 67) und fest mit Fingern oder einem Gegenstand rund um das Stethoskop auf die Bauchdecke schnipsen. Dieses Verfahren (Perkussionsauskultation, „Pling-Test“) rechts und links wiederholen. Hören Sie ein metallisches „Pling“ liegt der Verdacht auf Labmagenverlagerung nah. Sie können auch die Bauchwand mit der Faust in Schwingungen versetzen (Schwingauskultation); ist durch das Stethoskop ein Plätschern zu hören, ist dies ein weiterer Hinweis auf eine Verlagerung.
In diesem Fall ist Eile geboten, denn je schneller eine Verlagerung behandelt wird, desto größer ist die Heilungschance. Daneben hängt eine Prognose auch von vorhandenen Begleiterkrankungen ab. Es bieten sich drei therapeutische Maßnahmen an (Übersicht 1):
1. Konservative Therapie
- Medikamentös: Bei der Behandlung einer begleitenden Ketose kann sich auch die Labmagenverlagerung zurückbilden. Daneben lassen sich unterstützende Peristaltika (Muskulatur anregend) verabreichen. Eine medikamentöse Therapie kommt jedoch nur bei leichten Formen unter tierärztlicher Kontrolle infrage.
- Wälzen und Bauchmassage: Hierbei wird die Kuh in Rückenlage gelegt, dabei kann sie sozusagen unter dem Labmagen durchgewälzt werden. Ist die Kuh abgelegt, wird sie mehrmals von der halbrechten auf die halblinke Seite gewälzt, wobei mit den Fäusten vom Rücken des Tieres aus zum unteren Bauch hin der Bauch in Schwingungen versetzt wird. Durch Abhorchen/Abklopfen kann das Zurückgleiten des Labmagens kontrolliert werden. Die Gefahr einer erneuten Verlagerung soll durch das Anbinden der rechten Hintergliedmaße (Kuh legt sich nur auf die linke Seite), verbessert werden können. Die Rezidivrate (Wiederauftreten) ist jedoch hoch.
- Medikamentös: Bei der Behandlung einer begleitenden Ketose kann sich auch die Labmagenverlagerung zurückbilden. Daneben lassen sich unterstützende Peristaltika (Muskulatur anregend) verabreichen. Eine medikamentöse Therapie kommt jedoch nur bei leichten Formen unter tierärztlicher Kontrolle infrage.
- Wälzen und Bauchmassage: Hierbei wird die Kuh in Rückenlage gelegt, dabei kann sie sozusagen unter dem Labmagen durchgewälzt werden. Ist die Kuh abgelegt, wird sie mehrmals von der halbrechten auf die halblinke Seite gewälzt, wobei mit den Fäusten vom Rücken des Tieres aus zum unteren Bauch hin der Bauch in Schwingungen versetzt wird. Durch Abhorchen/Abklopfen kann das Zurückgleiten des Labmagens kontrolliert werden. Die Gefahr einer erneuten Verlagerung soll durch das Anbinden der rechten Hintergliedmaße (Kuh legt sich nur auf die linke Seite), verbessert werden können. Die Rezidivrate (Wiederauftreten) ist jedoch hoch.
2. Minimal invasiver Eingriff
- Wälzen und Fixieren mit gebogener Nadel (Blind Stitch): Die Kuh wird auf den Rücken gelegt und gewälzt. Kann der Labmagen vor dem Bauchnabel geortet werden, wird die Nadel durch Haut, Bauchwand und Labmagen gestoßen, der Faden an der Ausstichstelle verknotet. Der Vorteil ist, dass die Bauchhöhle nur minimal eröffnet wird. Durch das blinde Fixieren des Labmagens können jedoch viele Risiken wie das Anstechen bzw. Einbeziehen anderer Darmteile, Stichkanalinfektionen, Bauchfellentzündung, Nichterfassen des Labmagens oder eine Fixation in der Nähe des Labmagenausgangs entstehen.
- Wälzen und Fixieren mit Toggle pin: Auch hier wird die Kuh gewälzt. Statt mit der Nadel wird der Labmagen mit zwei Metallknebeln (Toggle pin wird mit Trokar eingebracht) befestigt. Die Vor- und Nachteile sind die gleichen wie bei der Fixation mit der Nadel.
- Laproskopie (Bauchspiegelung): Hierunter versteht man das Zurückschieben und die Fixation des Labmagens unter endoskopischer Kontrolle. Je nach Methode wird das Tier gewälzt (nach Janowitz) oder aber die Operation erfolgt stehend (nach Christiansen). Bei beiden Methoden bedarf es zweier Punktionsstellen. Nicht nur die Fixation, auch die Entgasung des Labmagens kann unter Sichtkontakt mithilfe eines Endoskops erfolgen. Damit fällt das Risiko, andere Organe zu verletzen, sehr gering aus.
- Fingerspitzenmethode: Diese Methode (nach Kreher) ist eine Weiterentwicklung der endoskopischen Methoden. Sie kann auch am stehenden Tier durchgeführt werden. Allerdings bedarf es hier nur einer Punktionsstelle an der linken Bauchwand.
- Wälzen und Fixieren mit gebogener Nadel (Blind Stitch): Die Kuh wird auf den Rücken gelegt und gewälzt. Kann der Labmagen vor dem Bauchnabel geortet werden, wird die Nadel durch Haut, Bauchwand und Labmagen gestoßen, der Faden an der Ausstichstelle verknotet. Der Vorteil ist, dass die Bauchhöhle nur minimal eröffnet wird. Durch das blinde Fixieren des Labmagens können jedoch viele Risiken wie das Anstechen bzw. Einbeziehen anderer Darmteile, Stichkanalinfektionen, Bauchfellentzündung, Nichterfassen des Labmagens oder eine Fixation in der Nähe des Labmagenausgangs entstehen.
- Wälzen und Fixieren mit Toggle pin: Auch hier wird die Kuh gewälzt. Statt mit der Nadel wird der Labmagen mit zwei Metallknebeln (Toggle pin wird mit Trokar eingebracht) befestigt. Die Vor- und Nachteile sind die gleichen wie bei der Fixation mit der Nadel.
- Laproskopie (Bauchspiegelung): Hierunter versteht man das Zurückschieben und die Fixation des Labmagens unter endoskopischer Kontrolle. Je nach Methode wird das Tier gewälzt (nach Janowitz) oder aber die Operation erfolgt stehend (nach Christiansen). Bei beiden Methoden bedarf es zweier Punktionsstellen. Nicht nur die Fixation, auch die Entgasung des Labmagens kann unter Sichtkontakt mithilfe eines Endoskops erfolgen. Damit fällt das Risiko, andere Organe zu verletzen, sehr gering aus.
- Fingerspitzenmethode: Diese Methode (nach Kreher) ist eine Weiterentwicklung der endoskopischen Methoden. Sie kann auch am stehenden Tier durchgeführt werden. Allerdings bedarf es hier nur einer Punktionsstelle an der linken Bauchwand.
Minimal invasive Eingriffe kann man nur bei linksseitiger Verlagerung einsetzen, sie dauern in der Regel zehn bis 30 Minuten. Wundinfektionen sind selten, meist kann auf Antibiotika verzichtet werden. Verwachsungen durch entzündliche Prozesse lassen sich mithilfe des Endoskops erkennen, allerdings können sie in der Regel nur durch eine invasive Behandlung behoben werden. Ultraschalluntersuchungen haben ergeben, dass nach ca. einem Jahr nur noch bei 43 Prozent der Kühe die gewünschte Fixation des Labmagens gegeben ist. Erneute Verlagerungen in der Folgelaktation können also auftreten. Dies wurde aber weitaus weniger als erwartet beobachtet.
3. Invasiver Eingriff (Operation)
- Utrechter Methode: Bei dieser Operationsmethode wird die Bauchhöhle auf der linken Seite geöffnet und das große Netz (Labmagenhalteband) an der unteren Bauchwand (Nabel) fixiert. Ein vollständiges Abgasen des Labmagens ist so möglich. Verwachsungen kann man lösen, besonders bei länger vorherrschenden Verlagerungen. Die Methode verlangt die Gabe von Antibiotika. Die Kühe benötigen mehr Zeit für die Genesung.
- Hannoversche Methode: Die Bauchhöhle wird auf der rechten Seite geöffnet. Das große Netz wird in Höhe der rechten Kniefalte fixiert.
- Utrechter Methode: Bei dieser Operationsmethode wird die Bauchhöhle auf der linken Seite geöffnet und das große Netz (Labmagenhalteband) an der unteren Bauchwand (Nabel) fixiert. Ein vollständiges Abgasen des Labmagens ist so möglich. Verwachsungen kann man lösen, besonders bei länger vorherrschenden Verlagerungen. Die Methode verlangt die Gabe von Antibiotika. Die Kühe benötigen mehr Zeit für die Genesung.
- Hannoversche Methode: Die Bauchhöhle wird auf der rechten Seite geöffnet. Das große Netz wird in Höhe der rechten Kniefalte fixiert.
Beide Methoden werden am stehenden Tier durchgeführt, sie sind auch bei hochtragenden Kühen möglich. Sie eignen sich nicht nur für die linksseitige, sondern auch die rechtsseitige Verlagerung. In Untersuchungen (Übers. 2) konnte gezeigt werden, dass sowohl bei minimal invasiven als auch invasiven Methoden nur wenige Komplikationen (ca. 10 %) dafür aber hohe Erfolgsraten (bis zu 90 %) auftreten.