Kälber sollten bis zur zweiten Lebenswoche enthornt werden. Am schonendsten ist es für die Tiere, wenn sie zuvor sediert, d.h. beruhigt und mit Schmerzmittel behandelt werden, so das Ergebnis einer Studie von LfL und TGD Bayern.
Hörner sind Waffen! Mit diesen Worten macht...
Kälber sollten bis zur zweiten Lebenswoche enthornt werden. Am schonendsten ist es für die Tiere, wenn sie zuvor sediert, d.h. beruhigt und mit Schmerzmittel behandelt werden, so das Ergebnis einer Studie von LfL und TGD Bayern.
Hörner sind Waffen! Mit diesen Worten macht Dr. Andreas Randt vom TGD Bayern deutlich, weshalb Milchviehhalter ihre Kälber enthornen sollten. Ernsthafte Verletzungen durch Hornstöße bei Tier und Mensch sind nicht selten und können weitreichende Folgen haben. Durch die konsequente Enthornung der Kälber konnte die Zahl der jährlichen Arbeitsunfälle aber laut Berufsgenossenschaft Niederbayern, Oberpfalz und Schwaben in den letzten 20 Jahren von über 300 auf unter 100 gesenkt werden. Enthornen bis zur 6. Woche ohne Betäubung erlaubtDas Enthornen von bis zu sechs Wochen alten Kälbern darf rein rechtlich ohne Betäubung durchgeführt werden. Ab dem 42. Lebenstag ist das Enthornen nur noch im Einzelfall durch den Tierarzt und mit Betäubung erlaubt! Als bester Zeitpunkt, um Kälber zu enthornen, gelten die beiden ersten Lebenswochen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Hornanlagen noch klein und der passive Immunschutz noch gegeben. Werden Kälber im Alter von bis zu sechs Wochen ohne Betäubung enthornt, müssen laut Tierschutzgesetz alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Schmerzen, Schäden und Leiden der Tiere zu vermindern. Daher sollten die Hornanlagen von Kälbern nur mit Maßnahmen zur Schmerzreduktion, d. h. Sedation und Schmerzbehandlung, verödet bzw. entfernt werden. Sedation und Schmerzbehandlung notwendigWie Kälber möglichst stressfrei und schonend enthornt werden können, wurde daher in einer Studie der LfL Bayern zusammen mit dem TGD Bayern e.V. untersucht. In der groß angelegten Studie wurden 493 Kälber in fünf Versuchsgruppen einbezogen:Sedierung/Schmerzmittel/Eisspray + EnthornenSedierung/Schmerzmittel + EnthornenSedierung/Schmerzmittel/Lokalanästhesie + EnthornenEnthornen ohne SchmerzreduktionKontrollgruppe (Tier fixiert, kaltes Gerät angesetzt, Drehbewegung, ohne Enthornen)Bei jedem Kalb wurden vier Speichelproben zur Bestimmung der Cortisolwerte (Stresshormon) jeweils 15 Minuten vor der Enthornung, direkt nach der Enthornung sowie 45 Minuten und 24 Stunden nach der Enthornung genommen. Zudem wurden weitere Parameter, u. a. der Gesundheitsstatus, das Verhalten (stehen/liegen, Kopf bzw. Ohren schütteln, Körperhaltung etc.), die Tränkeaufnahme und das Enthornungsergebnis, erfasst.Die Medikation (Sedation + Schmerzmittel) kann in Deutschland vom Landwirt selbst mit vom Tierarzt abgegebenen Medikamenten durchgeführt werden. Als Mittel zum Sedieren hat sich Xylazin (Rompun®) bewährt, das je nach Größe des Kalbes mit 0,7 bis 1,0 ml intramuskulär gespritzt wird (ca. 1,30 € pro Kalb). Als Schmerzmittel ist seit 2013 Metacam® zugelassen, das mit 1,5 ml pro Kalb subkutan eingesetzt wird (ca. 2,00 € pro Kalb). Zusätzlich kann vor und nach dem Enthornungsprozess homöopathisch Arnika verabreicht werden; dies wurde in der Studie aber nicht untersucht.Schmerzmanagement zeigt WirkungSedierte und mit Schmerzmittel behandelte Kälber (Gruppen 1, 2, 3) konnten mit deutlich weniger Stress und Verletzungsgefahr für Tier und Mensch enthornt werden. Die Cortisolwerte stiegen nach dem Enthornungsvorgang im Vergleich zu Gruppe 4 (Enthornen ohne Schmerzreduktion) deutlich weniger an (Übersicht 1). Dagegen waren die Werte bei Kälbern der Gruppe 4 um das Fünffache erhöht (Übersicht 2)! Diese Kälber zeigen fast durchgängig starke Abwehrbewegungen während des Enthornens, eine deutliche Schmerzreaktion. Dagegen waren bei den mit Medikamenten behandelten Tieren (Gruppen 1 – 3) nur minimale Abwehrbewegungen zu verzeichnen (Übersicht 3). So kann der Enthornungsprozess bei sedierten und mit Schmerzmittel behandelten Kälbern dementsprechend schneller und genauer erfolgen und es ist keine zusätzliche Fixierung der Kälber notwendig. Der gesamte Enthornungsvorgang kann somit von einer Person durchgeführt werden.Die Kontrolle des durchtrennten Gewebes nach jedem Brennvorgang ist sehr wichtig. Es dürfen keine Verbindungen wie z. B. kleine Häutchen zwischen der Hornknospe und dem umliegenden Gewebe mehr bestehen, um eine erfolgreiche Enthornung zu gewährleisten. Bei den akkubetriebenen Enthornungsgeräten, die automatisch nach sieben Sekunden abschalten (Überhitzungsschutz), war häufig ein zweiter oder dritter Brennvorgang nötig, um die Hornknospe vom Gewebe korrekt zu trennen.Hornknospe entfernen oder nichtViele Rinderhalter entfernen in der Praxis die Hornknospe durch Heraushebeln vollständig. Damit können die Hörner nicht mehr nachwachsen und die Enthornungsstelle heilt gut ab. Für ein positives Enthornungsergebnis ist dies allerdings nicht nötig. Es reicht aus, die Hornknospe vom umliegenden Gewebe vollständig zu trennen (Veröden). So geht der Brennvorgang schneller und die Wunde ist kleiner. Die Hornanlagen werden vom Kalb selbst abgestoßen. Das Veröden dürfte zudem in der gesellschaftlichen Akzeptanz besser abschneiden. Im Tierschutzgesetzt, gibt es hierzu keine Vorgaben.Die Wunde sollte regelmäßig nachkontrolliert werden. Entstandene Krusten können bei Bedarf entfernt (z. B. damit Eiter abfließen kann), die Wunde gesäubert und mit CTC-Spray behandelt werden.