Interview - Trockenstellen: Leistung unter 15 kg drücken

Hochleistungskühe trockenstellen ist anspruchsvoll. Tipps von einem Eutergesundheitsexperten.

Kühe werden sechs bis acht Wochen vor der Kalbung von einem auf den anderen Tag trocken gestellt. Vor allem Hochleistungskühe bekommen dann Probleme, wenn sie Tagesgemelke von mehr als 20 Litern nicht mehr „loswerden“. Der Euterdruck erreicht bis zum dritten Tag nach dem Trockenstellen einen maximalen Wert. Das Spannungsgefühl oder auch der Schmerz stresst die Kühe messbar. Nicht wenige lassen die Milch laufen. Das führt dazu, dass antibiotische Trockensteller und interne Zitzenversiegler kurz nach der Applikation wieder ausgespült werden.
Ist das Trockenstellen von Kühen mit hohen Milchleistungen mit unseren Vorstellungen von Tierwohl vereinbar?
Mir erscheint es sinnvoll und richtig alles Erforderliche zu tun, um Stress und Schmerzen für die Kühe zu vermeiden.
Haben Hochleistungskühe zum Trockenstellen mehr Eutergesundheitsprobleme?
Hohe Milchleistungen zum Trockenstellen sind ein Risikofaktor für Neuinfektionen in der frühen Trockenperiode. Ob es tatsächlich zu einer Neuinfektion kommt, hängt davon ab, ob sich der Zitzenkanal öffnet, wie die Haltungshygiene bei diesen Tieren ist und ob antibiotische Trockensteller gegeben werden. Eine Auswertung von 200 norddeutschen Milchkuhbetrieben hat gezeigt, dass die Milchmenge zum Trockenstellen nur dann ein Risiko ist, wenn ohne antibiotischen Schutz trocken gestellt wird.
Wie hoch sollte die Tagesmilchleistung zum Trockenstellen maximal sein?
Verschiedene wissenschaftliche Arbeiten haben den Grenzwert von 15 kg pro Tag als Trenngrenze zwischen gut ( 15 kg) und schlecht (≥ 15 kg) geprüft und ermittelt, dass Tiere mit höherer Tagesproduktion ein erhöhtes Risiko für Neuerkrankungen aufwiesen.
Gibt es Möglichkeiten den Euterdruck zu reduzieren?
Durch eine entsprechende Rationsänderung ca. eine Woche vor dem Trockenstelltermin ist eine Leistungsreduktion möglich. Allerdings passt diese Maßnahme in vielen Betrieben nicht zu den praktizierten Haltungskonzepten.