„Ab einer Ausscheider-Prävalenz von 5% in der Herde lohnt sich die ParaTB-Sanierung“, so Dr. Karsten Donat. Er hat 40 Betriebe dabei unterstützt, „ParaTB unverdächtig“ zu werden.
Wie groß ist das ParaTB- Problem in Deutschland?
Es gibt dazu Vermutungen und Fakten....
„Ab einer Ausscheider-Prävalenz von 5% in der Herde lohnt sich die ParaTB-Sanierung“, so Dr. Karsten Donat. Er hat 40 Betriebe dabei unterstützt, „ParaTB unverdächtig“ zu werden.
Wie groß ist das ParaTB- Problem in Deutschland?
Es gibt dazu Vermutungen und Fakten. Die Fakten resultieren aus wissenschaftlichen Studien in Hessen, Sachsen und Thüringen, die im Herbst dieses Jahres publiziert werden. Diese zeigen, wie auch schon Untersuchungen in anderen Ländern, dass die Herdengröße ein wichtiger Risikofaktor ist. Das hat zur Folge, dass sich die Prävalenzen (Anteil der von Paratuberkulose betroffenen Bestände) in Gegenden mit kleineren Beständen im einstelligen Bereich, in Regionen mit größeren Beständen im mittleren zweistelligen Bereich bewegen. Gleichzeitig ist zu vermuten, dass in den Regionen, in denen die Krankheit seit Jahrhunderten zu Hause ist, unabhängig von der Bestandsgröße ein nennenswerter Anteil der Herden infiziert ist.
Wie finde ich heraus, ob ParaTB in meiner Herde eine Rolle spielt?
Es gibt sehr gute Tests, die auf dem Erregernachweis im Kot aus der Stallumgebung der Tiere beruhen. Dieser Kot sollte dort gesammelt werden, wo hoher Kuhverkehr herrscht (Vorwartehof, Treibwege, Gruppen der laktierenden Kühe). Ideal sind mindestens drei Proben oder die Probennahme mit einem Sockentupfer, mit dem diese Bereiche abgeschritten werden. Auch Proben aus dem vorher gemischten Güllelagerbehälter oder vom Faltschieber sind sehr gut geeignet.
Ist das getrennte Abkalben von MAP-positiven und -negativen Tieren realistisch umsetzbar?
In größeren Beständen hat es sich bewährt, eine separate Abkalbebox für MAP-positive Kühe vorzusehen. Sofern das nicht gewährleistet werden kann, ist es sehr wichtig, nach der Kalbung eines MAP-Ausscheiders die Abkalbebox vollständig zu reinigen und wirksam zu desinfizieren. Dazu sollten Mittel verwendet werden, deren abtötende Wirkung auf Mykobakterien geprüft ist (Stichwort: tuberkulozid). Es hat sich gezeigt, dass diese Maßnahmen einen nachweisbaren Effekt auf den Erfolg der Bekämpfung haben. In Dänemark wird sogar empfohlen, mehrfach im Antikörpernachweis positive Kühe nicht mehr im Bestand abkalben zu lassen. Da auch dann ein erhöhtes Infektionsrisiko nachgewiesen wurde, wenn das Kalb zum Zeitpunkt der Geburt Kontakt zu anderen Kühen hat, sind Einzelabkalbeboxen sehr empfehlenswert.
Was passiert in einem Betrieb, der ParaTB gemeldet hat?
Beim Nachweis von ParaTB Erregern (Antigen) in Tierkörpern (Sektion) oder Kotproben besteht Meldepflicht durch das untersuchende Labor. Beim Nachweis von Antikörpern gilt das nicht, sofern keine klinischen Symptome vorliegen. Meldepflicht bedeutet, dass das Veterinäramt eine Information über den Erregernachweis erhält. Das kann im Einzelfall bedeuten, dass eine amtliche Bestätigung der Freiheit des Bestandes von Paratuberkulose, wie sie manche Exportzertifikate von Drittländern verlangen, nicht mehr erteilt werden kann. Es gibt keine Rechtsvorschrift in Deutschland, die für ParaTB-Bekämpfungsmaßnahmen vorschreibt, also ein Tätigwerden der Behörde auslöst. Alle Maßnahmen im Bestand beruhen auf der freiwilligen Entscheidung des Tierhalters, diese durchzuführen.
Warum sollte ein Landwirt freiwillig die Paratuberkulose in seinem Betrieb bekämpfen?
Wir haben in Milchviehherden zeigen können, dass MAP-Ausscheider im Durchschnitt 7% weniger Milch als ihre MAP-negativen Stallgefährtinnen geben. Es gibt herdenspezifische Einflüsse auf diesen Effekt, die noch nicht ausreichend erforscht sind, aber bei der Fütterung und im Herdenmanagement vermutet werden. Einen gesicherten Einfluss hat jedoch der Anteil positiver Tiere in der Herde. Auch die Schlachterlöse sind betroffen. Berechnungen aus Dänemark haben ergeben, dass Tiere mit positivem Blutbefund im Durchschnitt ein um 10% vermindertes Schlachtgewicht und wegen der schlechteren Schlachtkörperqualität einen um 15% schlechteren Schlachterlös bringen. Eine Studie in Thüringer Betrieben ergab eine um zwei Tage längere Zwischenkalbezeit bei MAP-Ausscheidern. Diskutiert werden weitere Einflüsse auf die Tiergesundheit und die Fruchtbarkeit, die jedoch noch nicht beziffert werden können. Wesentlich ist die mögliche lebensmittelhygienische Relevanz des ParaTB-Erregers. Er wird bei Menschen mit chronischen Darmentzündungen häufiger gefunden als bei gesunden; ein ursächlicher Zusammenhang ließ sich aber noch nicht aufzeigen. Daher wird ein Eintrag in die Lebensmittelkette kritisch gesehen. Besonders relevant ist das bei Rohmilch und Rohmilcherzeugnissen (Rohmilchkäse) sowie rohem Fleisch (Rindermett). Aus diesem Grunde wird beim Export von Milchprodukten in Drittländer (z.B. China) hinterfragt, ob im Herkunftsland ParaTB bekämpft wird oder nicht. In Österreich und der Schweiz dürfen klinisch an ParaTB erkrankte Kühe nicht geschlachtet werden, um den massiven Erregereintrag in die Lebensmittelkette durch diese Tiere zu unterbinden. An Paratuberkulose erkrankte Tiere sind nicht gesund. Milcherzeuger, Mutterkuhhalter und Rindermäster sollten sich rechtzeitig um die ParaTB kümmern. Wenn das zoonotische Potenzial von MAP weitere Bestätigung erfährt, kann der Imageschaden für die Rinderwirtschaft beträchtlich sein. Gemessen an diesem Schaden treten die wenigen, wegen MAP-Nachweisen eventuell nicht mehr möglichen Drittlandexporte von Rindern in den Hintergrund. Rinderhalter und ihre Organisationen werden sich dann die Frage gefallen lassen müssen, warum mögliche Maßnahmen gegen ParaTB nicht bereits früher ergriffen wurden. Zudem ist es ein Gebot der Fairness gegenüber Berufskollegen und auch der Produkthaftung gegenüber Käufern, keine Tiere zu verkaufen, die Erreger einer unheilbaren Krankheit in sich tragen.-mt-