Besonders bei feuchtwarmer Witterung greifen sie wieder um sich: Atemwegserkrankungen. Nur durch schnelles Erkennen und Eingreifen lassen sich langfristige Lungenschäden und damit Leistungseinbußen bis in die erste Laktation hinein verhindern.
Gerade im Winter ist das Bild leider allzu oft vertraut. Man betritt den Kälberstall und sieht in einer Ecke ein Kalb liegen, das pumpt und bei Ansprache nur träge aufsteht....
Besonders bei feuchtwarmer Witterung greifen sie wieder um sich: Atemwegserkrankungen. Nur durch schnelles Erkennen und Eingreifen lassen sich langfristige Lungenschäden und damit Leistungseinbußen bis in die erste Laktation hinein verhindern.
Gerade im Winter ist das Bild leider allzu oft vertraut. Man betritt den Kälberstall und sieht in einer Ecke ein Kalb liegen, das pumpt und bei Ansprache nur träge aufsteht. Atemwegserkankungen sind nicht nur, aber doch häufig in der kalten Jahreszeit zu finden. Auch nach Stresssituationen wie Umstallen etc. kann man immer wieder beobachten, dass die Kälbergrippe um sich greift. Wie lässt sich schlagkräftig gegen Atemwegserkrankungen vorgehen?
Erst Viren, dann Bakterien
Der finanzielle Verlust, der durch eine Kälbergrippe entsteht, ist je nach Schwere sehr unterschiedlich. Im Durchschnitt geht man davon aus, dass pro Kalb und Erkrankung ein finanzieller Schaden von 90 bis 200 € entsteht. Die klassische Rindergrippe ist eine Virusinfektion, an der mehr als 20 Virusarten beteiligt sein können. Im frühen Stadium treten wässriger Augen- und Nasenausfluss auf. Husten ist vereinzelt zu hören. Beim ersten Krankheitsschub steigt die Körpertemperatur an ( 39,5 °C). Dieser Virusinfektion folgt häufig eine bakterielle Sekundärinfektion. Denn die Viren schädigen die Barrierefunktion in den Bronchien, sodass nachfolgende Bakterien leichtes Spiel haben, sich auszubreiten.
Stress, Überbelegung, Schadgase
Faktoren, die zum Ausbruch führen können:
- Mangelhaftes Kolostrummanagement (keine ausreichende Menge und Qualität);
- Stress wie Umstallen, abrupte Futterumstellung, schlechte Futterqualität oder Überbelegung;
- Zugluft, zu hohe ( 80 %) oder zu niedrige ( 50 %) Luftfeuchtigkeit; zu hohe Schadstoffbelastung (durch zu geringe Luftwechselrate, zu langes Ausmistungsintervall, zu wenig Einstreu);
- Temperaturschwankungen im Kälberstall von über 10 °C zwischen Tag und Nacht.
- Mangelhaftes Kolostrummanagement (keine ausreichende Menge und Qualität);
- Stress wie Umstallen, abrupte Futterumstellung, schlechte Futterqualität oder Überbelegung;
- Zugluft, zu hohe ( 80 %) oder zu niedrige ( 50 %) Luftfeuchtigkeit; zu hohe Schadstoffbelastung (durch zu geringe Luftwechselrate, zu langes Ausmistungsintervall, zu wenig Einstreu);
- Temperaturschwankungen im Kälberstall von über 10 °C zwischen Tag und Nacht.
Um der Grippe vorzubeugen, bieten sich, neben der Optimierung der Haltung und Fütterung, Impfungen an. Diese sollen Virus- aber auch Bakterieninfektionen verhindern (z. B. Mannheimia haemolytica). Ist es bereits zu einer Virusinfektion gekommen, kann eine intranasale Notimpfung die Symptome abschwächen. Setzt sich auf die Virus- eine Bakterieninfektion (Fieber; schleimig, eitriger Ausfluss), sind, nach Rücksprache mit dem Tierarzt, Antibiotika sinnvoll. Daneben macht der Einsatz von Schleimlösern und Entzündungshemmern (NSAIDs) Sinn. Diese wirken Entzündungsreaktionen in den Bronchien entgegen und senken das Fieber. So lassen sich Langzeitschäden an der Lunge verhindern/minimieren.
Fieberthermometer am Mann/Frau
Nur eine frühe Behandlung führt zum Erfolg! Erste Maßnahmen müssen zügig eingeleitet werden, das kann jedoch nur dann gelingen, wenn die Symptome der Kälbergrippe auch schnell erkannt und diese den Infektionen zugeordnet werden. Deshalb sollte man vor allem in Risikoperioden (Stress, feucht-kaltes Wetter) neben den Tränkezeiten mindestens einmal am Tag die Kälber-Gruppe von außen beobachten. Dabei ist auf das Verhalten zu achten. Stehen alle Kälber auf, liegt eines separat? Ist Husten zu hören? Anschließend sollte man in die Kälber-Gruppe gehen und die Tiere von Nahem genau beurteilen.
Auf der Karte „Kälber Gesundheits-Check“ (liegt dieser Ausgabe bei) haben wir die verschiedenen Symptome systematisch nach Infektionen gegliedert (Score 0 bis Score 3), so lässt sich der Gesundheitszustand der Kälber schnell auf einen Blick einschätzen:
- Score 0: Temperatur zwischen 38,5 bis 39,5 °C, kein Husten, normal feuchte Nase, kein Augenausfluss. Auch wenn die Kälber gesund sind, sollte man über Prophylaxemaßnahmen (z. B. Impfungen) nachdenken.
- Score 1: Temperatur 39,5 bis 40,5 °C, wässriger Augen- und Nasenausfluss, vereinzelt Husten und leicht hängende Ohren. Dies sind die Anzeichen einer viralen Infektion. Erkennt man dieses Stadium früh, lassen sich hier noch durch Therapien bakterielle Sekundärinfektionen verhindern.
- Score 2: Die Körpertemperatur steigt über 40,5 °C, an Nase und Augen zeigt sich ein trüber, eventuell leicht eitriger Ausfluss, Husten ist deutlich zu hören. Die Atemfrequenz ist erhöht. Häufig sieht man in diesem Stadium ein hängendes Ohr (Ohrenentzündung). In diesem Stadium helfen nur Antibiotika. Schleimlöser und Entzündungshemmer sind sinnvoll.
- Score 3: In diesem fortgeschrittenen Stadium muss die Körpertemperatur nicht zwingend erhöht sein. Nasen- und Augenausfluss sind eitrig. Es zeigen sich Verklebungen. Oft kommt es zur Maulatmung oder die Tiere liegen fest. Hier ist die Grippe bereits chronisch und ein Therapieerfolg kaum zu erwarten.
- Score 0: Temperatur zwischen 38,5 bis 39,5 °C, kein Husten, normal feuchte Nase, kein Augenausfluss. Auch wenn die Kälber gesund sind, sollte man über Prophylaxemaßnahmen (z. B. Impfungen) nachdenken.
- Score 1: Temperatur 39,5 bis 40,5 °C, wässriger Augen- und Nasenausfluss, vereinzelt Husten und leicht hängende Ohren. Dies sind die Anzeichen einer viralen Infektion. Erkennt man dieses Stadium früh, lassen sich hier noch durch Therapien bakterielle Sekundärinfektionen verhindern.
- Score 2: Die Körpertemperatur steigt über 40,5 °C, an Nase und Augen zeigt sich ein trüber, eventuell leicht eitriger Ausfluss, Husten ist deutlich zu hören. Die Atemfrequenz ist erhöht. Häufig sieht man in diesem Stadium ein hängendes Ohr (Ohrenentzündung). In diesem Stadium helfen nur Antibiotika. Schleimlöser und Entzündungshemmer sind sinnvoll.
- Score 3: In diesem fortgeschrittenen Stadium muss die Körpertemperatur nicht zwingend erhöht sein. Nasen- und Augenausfluss sind eitrig. Es zeigen sich Verklebungen. Oft kommt es zur Maulatmung oder die Tiere liegen fest. Hier ist die Grippe bereits chronisch und ein Therapieerfolg kaum zu erwarten.
Mithilfe des Beurteilungssystems lässt sich die Gesundheit in größeren Gruppen auch standardisiert erfassen. Dazu müssen die Score-Punkte der Kategorien Temperatur, Husten, Nasenausfluss, Auge oder Ohren (den höheren Score wählen) addiert werden. Ab einer Summe von 4 ist höchste Aufmerksamkeit gefragt, bei 5 sollte in jedem Fall der Tierarzt hinzugezogen werden. Man sollte sich jedoch nicht allein auf die Score-Summe verlassen. Ist die Körpertemperatur erhöht, müssen in jedem Fall Maßnahmen eingeleitet werden. Auch wenn ein Symptom extrem deutlich zu sehen ist (z. B. ein eitriger Nasenausfluss) muss gehandelt werden.B. Ostermann-Palz