Das Trockenstellen hochleistender Tiere verursacht Stress und macht das Euter anfälliger für Neuinfektionen.
Mie Milchleistung ist in den letzten 15 Jahren um 30% gestiegen. So kommt es durchaus vor, dass Kühe zum Zeitpunkt des Trockenstellens Tagesgemelke von 20 bis 30 kg aufweisen. Die derzeit gängige Praxis des abrupten Trockenstellens führt von heute auf morgen zu einer erheblichen Druckerhöhung im Euter....
Das Trockenstellen hochleistender Tiere verursacht Stress und macht das Euter anfälliger für Neuinfektionen.
Mie Milchleistung ist in den letzten 15 Jahren um 30% gestiegen. So kommt es durchaus vor, dass Kühe zum Zeitpunkt des Trockenstellens Tagesgemelke von 20 bis 30 kg aufweisen. Die derzeit gängige Praxis des abrupten Trockenstellens führt von heute auf morgen zu einer erheblichen Druckerhöhung im Euter. Als Folge lassen mehr als 20% der Tiere nach dem Trockenstellen die Milch laufen. Dazu kommt, dass der Strichkanal sich nur verzögert oder gar nicht mit einem Keratinpropf verschließt. Das Risiko einer Infektion mit Mastitiserregern zu Beginn und zum Ende der Trockenperiode ist deshalb groß.
Hoher Euterdruck wirkt sich nachteilig auf das Wohlbefinden der Kuh aus. In schweren Fällen haben die Tiere sogar Schmerzen. Das zeigt sich zum Beispiel an einem o-beinigen, schwerfälligen Gang. Die Liegezeiten fallen kürzer aus, da das Aufstehen und Hinlegen in der Liegebox schwerfällt.
In einer Studie von Dr. Sandra Bertulat aus Berlin wurde mithilfe eines Dynamometers der Euterdruck nach dem Trockenstellen gemessen. Der Druck nahm bis zum zweiten Tag nach dem Trockenstellen zu und dann kontinuierlich ab. Außerdem bestimmte sie einen Marker für chronischen Stress (DOA im Kot), der am Tag drei nach dem Trockenstellen seinen höchsten Wert erreichte. Bei Kühen mit geringeren Milchleistungen fielen zum Trockenstellen sowohl der Euterdruck als auch der Stressparameter DOA deutlich niedriger aus. Daher sollte man bei leistungsstarken Kühen mit einer frühzeitigen Reduktion der Energiedichte in der Ration reagieren.
Neuinfektionen stoppen
Um die Gefahr einer Neuansteckung mit Umweltkeimen zu minimieren, muss der Infektionsdruck durch eine saubere Umgebung so niedrig wie möglich gehalten werden: Frische, trockene Einstreu der Liegeplätze und die regelmäßige Euterkontrolle gehören dazu. Kommt es dennoch zu einer akuten Entzündung im trockengestellten Euter, muss das erkrankte Viertel ausgemolken und behandelt werden, denn sonst vernarbt das Drüsengewebe.
Mastitiden bekämpfen
Die Forderung nur noch selektiv antibiotisch trocken zu stellen, d.h. nur Euterviertel mit erhöhtem Zellgehalt zu behandeln, führt dazu, dass immer öfter Kühe ohne antibiotischen Schutz trockengestellt werden. Das bedingt einen Anstieg der Neuinfektionsrate. Denn antibiotische Trockensteller sind gut geeignet subklinische Mastitiden in der Trockenperiode auszuheilen. Eine gezielte Behandlung von Kühen mit hohen Zellzahlen (200.000 Zellen/ml)macht also durchaus Sinn. Auch Betriebe, die gravierende Euterprobleme im Bestand haben (z. B. hohe Tankmilchzellen oder eine starke Verbreitung von Staph. aureus) sollten grundsätzlich mit Trockenstellern arbeiten. M. Tischer