Antibiotikareduktion ohne Wenn und Aber

Vor zehn Jahren wurden niederländische Tierärzte verpflichtet, den Antibiotikaeinsatz bei Nutztieren zu reduzieren. Wie lief das ab?
Der Einsatz von (Reserve)-Antibiotika bei Nutztieren steht schon lange im Fokus der öffentlichen Diskussion. 2008 setzte der niederländische Landwirtschaftsminister durch, dass der Antibiotikaeinsatz erst um 20% (2011), dann um 50% (2013) und zuletzt um 70% reduziert werden muss. Der Einsatz von Reserveantibiotika wurde verboten. Wir waren also von heute auf morgen verpflichtet, Strategien zu entwickeln, um Antibiotika einzusparen.
Bei Milchkühen werden 75% der antibiotischen Wirkstoffe in der Mastitistherapie eingesetzt. An welcher Stelle konnten Sie Antibiotika einsparen?
In der Mastitistherapie arbeiten wir nur noch mit einfachen Penicillin-haltigen Euterinjektoren. Die Wirksamkeit der Produkte ist gut. Oft gibt es längere Wartezeiten als bei modernen Cephalosporinen und Flourchinolonen, aber das nehmen wir in Kauf. Durch die verpflichtende Einführung des selektiven Trockenstellens konnten wir den Antibiotikaeinsatz an dieser Stelle um 50% reduzieren.
Wie verändert sich die Eutergesundheit, wenn beim selektiven Trockenstellen ein Teil der Kühe ohne antibiotischen Schutz behandelt werden?
Da wir nicht einfach nur Antibiotika weggelassen haben, sondern auch das Tiergesundheitsmanagement umstrukturiert und verbessert wurde, sind die Zellzahlen trotz selektiven Trockenstellens nicht gestiegen. Sie sind wider Erwarten noch gesunken. Derzeit haben wir in den Niederlanden die niedrigste Zellzahl (166.000 ZZ/ml), die wir je gemessen haben. Das freut uns sehr. -mw-
Prof. Tine van Werven, Universität Utrecht