Qualitativ hochwertiges Grobfutter ist Grundvoraussetzung für eine wirtschaftliche Milcherzeugung. Doch welchen Einfluss hat der Kraftfutteranteil in der Ration auf den Gewinn?
Eine Ration muss verschiedenste Eigenschaften vereinen: Wiederkäuergerecht, gut „melken“ und dabei so wenig Kosten wie möglich verursachen. Diese Eigenschaften werden maßgeblich von der Kraftfuttermenge bestimmt. Doch wie viel...
Qualitativ hochwertiges Grobfutter ist Grundvoraussetzung für eine wirtschaftliche Milcherzeugung. Doch welchen Einfluss hat der Kraftfutteranteil in der Ration auf den Gewinn?
Eine Ration muss verschiedenste Eigenschaften vereinen: Wiederkäuergerecht, gut „melken“ und dabei so wenig Kosten wie möglich verursachen. Diese Eigenschaften werden maßgeblich von der Kraftfuttermenge bestimmt. Doch wie viel Kraftfutter ist „ideal“ für Gesundheit und Milchleistung? Ist ein niedriger Kraftfutteranteil gleichbedeutend mit einem höheren monetären Überschuss? Um diesen Fragen nachzugehen, fütterte man im Rahmen des optiKuh-Projektes (siehe Elite 1/2018) nicht nur Rationen mit verschiedenen Kraftfutteranteilen, sondern nahm auch deren wirtschaftliche Auswirkungen unter die Lupe.
Mehr Kraftfutter, mehr Milch
In einem zweijährigen Versuch an der VBZL Haus Riswick wurden 48 Kühe in Gruppen eingeteilt, die sich hinsichtlich der Fütterungsintensität unterschieden:
- Gruppe 1 (6,1/150) und 2 (6,1/250) erhielt Grobfutter mit 6,1 MJ NEL/kg Trockenmasse (TM) und jeweils 150 bzw. 250 g Kraftfutter pro kg ECM.
- Den Gruppen 3 (6,5/150) und 4 (6,5/250) wurde eine hohe Energiedichte im Grobfutter (6,5 MJ NEL/kg TM) angeboten. Die Kühe erhielten auch hier entweder 150 bzw. 250 g Kraftfutter pro kg ECM.
- Gruppe 1 (6,1/150) und 2 (6,1/250) erhielt Grobfutter mit 6,1 MJ NEL/kg Trockenmasse (TM) und jeweils 150 bzw. 250 g Kraftfutter pro kg ECM.
- Den Gruppen 3 (6,5/150) und 4 (6,5/250) wurde eine hohe Energiedichte im Grobfutter (6,5 MJ NEL/kg TM) angeboten. Die Kühe erhielten auch hier entweder 150 bzw. 250 g Kraftfutter pro kg ECM.
Die beiden Gruppen (Übers. 1), die mehr Kraftfutter erhielten, erreichten die besten Leistungen mit 8.761 kg ECM (6,1/250) bzw. 9.140 kg ECM (6,5/250). Alle Kühe erreichten ca. ab der vierten Laktationswoche eine positive Energiebilanz, unabhängig von der Fütterungsintensität. Da das Energiedefizit zu Laktationsbeginn ein zentraler Faktor für die Gesundheit ist, lässt sich davon ausgehen, dass die Stoffwechsellage der Kühe bei beiden Kraftfutterintensitäten vergleichbar war. Da es also keinen offensichtlich negativen Einfluss einer höheren bzw. niedrigeren Kraftfuttermenge gibt, ist es interessant, welche Fütterungsstrategie wirtschaftliche Vorteile bringt. Ist es allein der niedrigere Kraftfutteranteil bei einer Leistungs-Kostenrechnung (Übers. 2), der ein positives Saldo nach sich zieht? Oder lässt sich über die höhere Leistung ein Überschuss erzielen?
Einnahmen: Beim Milchverkauf erreichten die Gruppen 2 (6,1/250) und 4 (6,5/250) aufgrund der höheren Milchleistungen den höchsten Ertrag. So erzielte z.B. die Gruppe mit der höchsten Grobfutter- und Kraftfutterintensität einen Erlös von 3.069 € und lag damit im Schnitt 465 € höher als die extensive Fütterungsgruppe (6,1/150). Auch die bessere Grobfutterqualität machte sich bemerkbar. Die Gruppe 4 (6,5/250) konnte einen um 82 € höheren Ertrag erzielen als die Gruppe 2 (6,1/250). Eine Besonderheit bei den Erträgen trat nur bei den intensiv gefütterten Kühen auf: In dieser Gruppe verließ eine Kuh mehr den Bestand, was zu einem geringfügig höheren Altkuherlös führte. Die Auswirkung auf das gesamte Ergebnis blieb jedoch gering, weil auch die Kosten für die Ersatzfärse in die Rechnung einfloss.
Aufwand: Der höhere Kraftfuttereinsatz in den Gruppen 2 und 4 führte, wie zu erwarten, zu einer Kostensteigerung. So lagen die Kosten bei einer hohen Grobfutterqualität (6,5/250) beispielsweise um 86 € über der Gruppe mit dem niedrigsten Aufwand (2.037 € bei 6,5/150). Allerdings zeigte sich bei den Kosten eine deutlich kleinere Spanne als auf der Erlösseite.
Anhand der Differenz aus Leistungen (Erlöse) und Kosten kann die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Rationen beurteilt werden. Es zeigte sich, dass die Gruppe 1 (6,1/150) mit 969 € das geringste Saldo aufwies. Die intensiv gefütterte Gruppe (6,5/250) schnitt mit 1.347 € am besten ab. Die Gruppen mit hoher Grobfutterqualität erzielten die beiden besten Ergebnisse.
Intensiv setzt sich durch!
Doch bleiben diese Ergebnisse auch bei schwankenden Futtermittel- oder Milchpreisen vergleichbar? Um dies nachvollziehen zu können, wurden Parameter wie der Milch- oder der Kraftfutterpreis mit einem Zu- bzw. Abschlag von je 30% versehen und die Leistungs-Kosten-Berechnung erneut durchgeführt. Es zeigte sich, dass sich die intensiv gefütterte Gruppe (6,5/250) auch bei schwankenden Marktbedingungen durchsetzt, besonders bei steigenden Milchpreisen (hohe Milchleistungen).
Fazit: Die Intensivgruppe (6,5 MJ NEL/kg Grobfutter-TM und 250 g KF/kg ECM) erzielt das wirtschaftlichste Ergebnis. Grundsätzlich ist eine gute Grobfutterqualität wichtiger als eine hohe Kraftfuttergabe.-os-