Der Einfluss der Stärkestruktur im Mehlkörper verschiedener Mais-Typen auf die Verdaulichkeit der Stärke wird kontrovers diskutiert. Doch ist dies wirklich wichtig für die Sortenwahl von Silomais?
Ob der Stärke-Typ von Maissorten einen ausschlaggebenden Effekt auf die ruminale und totale Verdaulichkeit der Maisstärke in Maissilage hat, wird seit einigen Jahren diskutiert und wissenschaftlich untersucht. Die...
Der Einfluss der Stärkestruktur im Mehlkörper verschiedener Mais-Typen auf die Verdaulichkeit der Stärke wird kontrovers diskutiert. Doch ist dies wirklich wichtig für die Sortenwahl von Silomais?
Ob der Stärke-Typ von Maissorten einen ausschlaggebenden Effekt auf die ruminale und totale Verdaulichkeit der Maisstärke in Maissilage hat, wird seit einigen Jahren diskutiert und wissenschaftlich untersucht. Die Meinungen gehen auseinander.
Die Struktur bestimmt den Typ
Die Stärke ist im Mehlkörper (Endosperm) des Maiskorns in unterschiedlicher Struktur in Granula zusammengepackt. Sehr dicht gelagert wird sie als hart oder wegen der gelblich-klaren Farbe auch als glasig bezeichnet. Ist sie eher lose, als mehlig oder weich. Daraus ergeben sich zwei Mehlkörperfraktionen in einem Korn (Übersicht 1). Die Anteile an glasigem und hartem Mehlkörper können zwischen den verschiedenen Maissorten variieren:
- Mais, der überwiegend glasige Stärke enthält, wird als Hartmais (Ha; Flint) bezeichnet.
- Zahnmais (Za; Dent) enthält höhere Anteile mehliger Stärke (bezeichnend ist die Zahnprofil-ähnliche Delle in der Krone des reifen Korns).
- Sogenannte Zwischentypen (Zw) sind eher glasig ( 50 % glasiges Endosperm; Ha(Za)) oder eher mehlig ( 50 % mehliges Endosperm; Za(Ha)). Die meisten Maissorten, die auf dem deutschen Markt angeboten werden, sind solche Zwischentyp-Hybriden.
- Mais, der überwiegend glasige Stärke enthält, wird als Hartmais (Ha; Flint) bezeichnet.
- Zahnmais (Za; Dent) enthält höhere Anteile mehliger Stärke (bezeichnend ist die Zahnprofil-ähnliche Delle in der Krone des reifen Korns).
- Sogenannte Zwischentypen (Zw) sind eher glasig ( 50 % glasiges Endosperm; Ha(Za)) oder eher mehlig ( 50 % mehliges Endosperm; Za(Ha)). Die meisten Maissorten, die auf dem deutschen Markt angeboten werden, sind solche Zwischentyp-Hybriden.
Auch die Stärkegranula umschließende Proteinschicht unterscheidet sich. Sie besteht zum Teil aus dem wasserabweisenden, alkohollöslichen Speicherprotein (Prolamin) Zein. Der glasige Mehlkörper ist von einer dickeren Schicht umgeben. Die Proteinschicht des mehligen Endosperms ist dünner, sie wird daher als leichter löslich bewertet. Der prozentuale Anteil an glasiger Stärke (Glasigkeit) im Mehlkörper nimmt mit fortschreitender Abreife zu und dabei verstärkt im späteren Zeitraum. Bei Maissilage (30 bis 40 % Trockenmasse, TM) wird das Korn also immer einen weniger glasigen Mehlkörper haben als Korn, das zur Feuchtmaisbereitung (60 bis 70 % TM) von dem selben Bestand geerntet werden würde!
Silieren verändert die Stärke immer
Wird Mais einsiliert, kann die ruminale Vergärbarkeit der Stärke stark durch den Feuchtegehalt des Korns und die Lagerdauer beeinflusst werden. Denn durch die mikrobielle Aktivität und die Produkte des Silierprozesses (Säuren, Alkohole) löst sich die Proteinschicht des Mehlkörpers über die Zeit auf. Das mechanische Cracken der Körner erleichtert deren Zugang. Laut dem Fütterungsexperten Mike Allen (Universität Michigan) ist der Anstieg der Proteinlöslichkeit und der Stärkevergärbarkeit über die Zeit am höchsten bei Körnern mit höheren Feuchtegehalten. Die Veränderung durch das Silieren sei daher bei nasser Maissilage am größten und am geringsten bei trockenerem Feuchtmais. Dieser Prozess vollzieht sich am stärksten in den ersten drei Monaten der Lagerung, dann schwächt er ab.
Die Veränderung der ruminalen Stärkeverfügbarkeit ist für die Milchkuhfütterung nicht unriskant. Sie erfordert ein geschicktes Ausgleichen der Ration, um zu Beginn mehr leicht verfügbare Energie in den Pansen zu bringen und später, um ein Übersäuern des Pansens durch zu viel schnell pansenlösliche Stärke zu verhindern.
Stärkeverfügbarkeit steuern?
Einige Fütterungsexperten sind der Meinung, dass die Härte der glasigen Stärke die ruminale Verdaulichkeit herabsetzt und die Veränderung der Stärkebeständigkeit im Silierprozess verzögert. Diesbezüglich gibt es eine Beratungsempfehlung für Silomais, die besagt, dass durch den Anbau von Hart-, Zwischen- und Zahn-Maistypen die Schwankungen der Stärkeverdaulichkeit über das Fütterungsjahr geglättet werden könne. Der Hartmais soll als erstes gehäckselt werden, kommt quasi an das Ende des Silostocks. Dann folgen die Zwischentypen und zuletzt die Zahnmaise. Im Winterhalbjahr sei dann durch den Fütterungsbeginn mit Zahnmais-Sorten (weiche Stärke) von Anfang an mehr Stärke pansenverfügbar. Ein Verdichten des Silierguts in dünnen Schichten über die gesamte Silolänge ist dabei nicht möglich, es sei denn, es wird pro Maistyp ein Silo angelegt!
Andere Fütterungsexperten lehnen diesen Ansatz nicht nur wegen fragwürdiger Praxistauglichkeit ab, sondern verweisen auch darauf, dass der Anteil an glasiger Stärke im Maiskorn höchstens einen geringen, wenn überhaupt einen Einfluss auf die Stärkeverdaulichkeit in siliertem Mais hat. Also die Unterschiede zwischen hartmais- und zahnmaisbetonten Sorten bei der Silierdauer und Stärkeabbaubarkeit weniger deutlich sind. Das gelte insbesondere für Maissilage, da die Glasigkeit zum angestrebten Erntezeitpunkt noch wenig ausgeprägt ist. Eine neue Studie aus Frankreich (Peyrat et al. 2015) bestätigt dies. Darin wurden vier verschiedene Maissilagen nach 12 Wochen Silierdauer untersucht, die sich im Hybrid-Typ (Hart- gegenüber Zwischentyp) und im Erntezeitpunkt (früh = 30 % TM und spät = über 40 % TM) unterschieden. Dabei zeigte sich, dass der Erntezeitpunkt einen erheblich höheren Einfluss auf die ruminale (91,3 % zu 86,5 %) und totale Stärkeverdaulichkeit (99,7 % zu 94,5 %) hatte als der Korn-Typ. In 2016 soll diesbezüglich auch eine Studie aus Deutschland veröffentlicht werden.
Wird Körnermais gefüttert, fehlt der Siliereffekt. Hier kommt der Stärketyp mehr zum Tragen. Überdacht werden sollte, wie viel mehr leicht lösliche oder beständige Stärke man letztendlich füttern möchte.
Fazit: Bei der Sortenwahl für Silomais sollten Faktoren wie Stärkeertrag, Abreifeverhalten und Restpflanzenverdaulichkeit höher gewichtet werden als die Glasigkeit der Stärke. K. Berkemeier