Der Sojaanbau ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Durch den hohen Eiweißgehalt und die Zusammensetzung der Aminosäuren sind Sojabohnen eine interessante Alternative zu heimischen Eiweißträgern. Wie lassen sich die Bohnen in der Ration einsetzen?
Der Sojabohnenanbau hat in den vergangenen Jahren in Deutschland stetig zugenommen. Die Gründe...
Der Sojaanbau ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Durch den hohen Eiweißgehalt und die Zusammensetzung der Aminosäuren sind Sojabohnen eine interessante Alternative zu heimischen Eiweißträgern. Wie lassen sich die Bohnen in der Ration einsetzen?
Der Sojabohnenanbau hat in den vergangenen Jahren in Deutschland stetig zugenommen. Die Gründe für den Boom sind vielfältig. Da ist zum einen die Züchtung neuer Sorten, die durch eine bessere Kälteresistenz und eine niedrigere Temperatursumme den Anbau nicht nur auf Gunststandorten möglich macht. Attraktiv macht den Sojaanbau zudem, dass immer mehr Molkereien/Programme auf den Einsatz/Zukauf gentechnisch veränderter Sojabohnen bzw. deren Produkte (Extraktionsschrot) drängen. Hier bietet sich als Alternative in der Fütterung die selbst angebaute Sojabohne an, da sie einen höheren Eiweißertrag als andere heimische Eiweißträger (Erbsen, Ackerbohnen) aufbringt. Da die Verarbeitungsstrukturen für Sojaprodukte in Deutschland noch nicht flächendeckend vorhanden sind, ist der Einsatz der ganzen Sojabohnen in hofeigenen Rationen interessant. Aus der Praxis kommen zunehmend Anfragen, wie diese in der Milchviehfütterung eingesetzt werden können bzw. ob mit Sojabohnen allein die Proteinergänzung der Rationen erfolgen kann. Für uns Wissenschaftler war in diesem Zusammenhang interessant, wie sich die Proteinwerte unbehandelter Sojabohnen (USB) zu denen von Sojaextraktionsschrot (SES) verhalten.
Toasten beim Wiederkäuer nicht nötig
Bereits vor einigen Jahren wurde in Versuchen überprüft, ob sich Teile des Sojaextraktionsschrotes mit (ungetoasteten) Sojabohnen in der Ration der Laktierenden ersetzen lassen (Preissinger et al.). Dabei wurden z. B. bis zu 2,0 kg TM USB eingesetzt. Dabei beeinflusste der Einsatz der Sojabohne weder die Trockenmasseaufnahme (TM), noch die Milchleistung.
In einem weiteren Versuch (Ettle und Obermaier) wurde eine Ration mit einem Anteil von 8,1 % (TM) getoasteten (Wärmebehandlung; Abbau der TrypsinInhibitoren) bzw. 8,1 % ungetoasteten Sojabohnen gefüttert. Es stellte sich heraus, dass die thermische Behandlung keinen Einfluss auf die Futteraufnahme und damit auf die Milchleistung der Kühe (19,4 kg TM/Tag vs. 19,7 kg TM/Tag) hatte.
Ein Fütterungsversuch mit Sojabohnen an der Universität Hohenheim sollte daher Klarheit bringen, ob die Eiweißversorgung nicht nur in Teilen, sondern gänzlich über unbehandelte Sojabohnen erfolgen kann. Die Sojabohnen stammten aus Anbauversuchen der Universität und damit aus verschiedenen Herkünften. Deshalb wurden sie vor dem Verfüttern vermischt, um einen Einfluss der Sorten auszuschließen. Die Sojabohnen wurden auf eine Restfeuchtigkeit von 10 % getrocknet, um die Lagerfähigkeit zu gewährleisten und für die Verfütterung gequetscht.
Protein-Abbau im Pansen höher
Zuerst wurde ein „in situ“ (Beutel im Pansen) Versuch durchgeführt, um den Proteinabbau der Sojabohnen mit dem des Sojaextraktionsschrotes zu vergleichen. Dabei zeigte sich, dass der Abbau des Rohproteins bei einer Passagerate von 8 % pro Stunde bei den Sojabohnen mit 72 % höher lag als beim Sojaex-traktionsschrot (57 %). Entsprechend lag bei dem Sojaextraktionsschrot der UDP-Anteil (Passagerate 8 % pro Stunde) bei 200 g/kg TM und bei den Bohnen bei 107 g/kg TM. In einem Fütterungsversuch teilten wir anschließend 28 Holsteinkühe in zwei Gruppen ein. Die tägliche Milchleistung der Kühe lag zwischen 30 und 35 kg. Nach einer Anpassungsphase von einer Woche wurden die Leistungsdaten erhoben. Nach fünf Wochen wurden die Rationen zwischen den Gruppen getauscht (Cross over Design). Die Kühe erhielten eine TMR. Dabei wurden in der Versuchsration Sojabohnen als alleiniger Proteinergänzer eingesetzt. In der Kontrollgruppe wurde nur mit Sojaextraktionsschrot ergänzt. Die beiden Proteinfuttermittel wurden auf Basis des Rohproteingehaltes ausgetauscht.
Die Ration (TM) bestand aus 21 % Mais-, 12 % Grassilage, 20 % Heu und einer Mineralstoff-Vitamin-Vormischung (2 %). Als Energie-Kraftfutter wurde Getreide (Körnermais und Gerste im Verhältnis 1 : 1) eingemischt. Der Getreideanteil in der Kontrollgruppe lag bei 28 %, in der Versuchsgruppe bei 27 %. Daneben wurde in der Kontrollgruppe zum Energieausgleich 2 % Futteröl ergänzt. Als Proteinergänzer setzten wir in der Versuchsgruppe 18 % Sojabohnen (ca. 3,8 kg TM) ein, in der Kontrollgruppe 15 % Sojaextraktionsschrot. Damit erhielten wir vergleichbare Rohproteingehalte in den Rationen (Übersicht 1). Wie zu erwarten war jedoch der Fettgehalt in der Versuchsration mit 52 g/kg TM deutlich höher als in der Kontrollration (38 g/kg TM).
Folgende Messungen wurden durchgeführt:
- Futteraufnahme Einzeltier (Wiegetröge, täglich)
- Lebendmassebestimmung (täglich)
- Milchmenge (täglich)
- Milchinhaltsstoffe (1 x wöchentlich)
- Inhaltsstoffe der Rationen (1 x pro Versuchsdurchgang, aus täglichen Einzelproben)
- Futteraufnahme Einzeltier (Wiegetröge, täglich)
- Lebendmassebestimmung (täglich)
- Milchmenge (täglich)
- Milchinhaltsstoffe (1 x wöchentlich)
- Inhaltsstoffe der Rationen (1 x pro Versuchsdurchgang, aus täglichen Einzelproben)
Futteraufnahme geht deutlich zurück
Ergebnisse: Die Leistungsdaten der beiden Fütterungsgruppen wichen im Versuch deutlich auseinander:
- Die Kühe nahmen in der Versuchsgruppe mehr als ein Kilogramm TM weniger auf (siehe Übers. 2).
- Die deutlich geringere Futteraufnahme spiegelte sich vor allem in der Milchleistung wider. So gaben die Kühe der Versuchsgruppe 2,7 kg Milch weniger (34,4 vs. 31,7 kg). Allerdings lag in der Versuchsgruppe der Milchfettgehalt mit 4,15 % deutlich höher als in der Kontrollgruppe (3,84 %). So zeigte sich der Leistungsunterschied bei der Energie-korrigierten Milch nicht ganz so deutlich (Kontrolle: 33,1 kg/Tag; Versuchsgruppe: 31,8 kg/Tag).
- Die Kühe nahmen in der Versuchsgruppe mehr als ein Kilogramm TM weniger auf (siehe Übers. 2).
- Die deutlich geringere Futteraufnahme spiegelte sich vor allem in der Milchleistung wider. So gaben die Kühe der Versuchsgruppe 2,7 kg Milch weniger (34,4 vs. 31,7 kg). Allerdings lag in der Versuchsgruppe der Milchfettgehalt mit 4,15 % deutlich höher als in der Kontrollgruppe (3,84 %). So zeigte sich der Leistungsunterschied bei der Energie-korrigierten Milch nicht ganz so deutlich (Kontrolle: 33,1 kg/Tag; Versuchsgruppe: 31,8 kg/Tag).
Fazit: Maximal 2 kg pro Kuh und Tag
Der Gehalt an UDP ist bei unbehandelten Sojabohnen deutlich höher als bei unbehandelten Erbsen, Ackerbohnen oder Lupinen. Damit sind Sojabohnen eine interessante Alternative zu anderen heimischen Eiweißträgern.
Die Milchleistung der Kühe in der Versuchsgruppe (unbehandelte Sojabohnen) sank deutlich. Der Grund hierfür liegt in der geringeren Futteraufnahme der Tiere. Denn pro Tag nahmen die Versuchskühe ca. 8 MJ NEL weniger auf als die Kontrolltiere, was ziemlich genau der geringeren Leistung von 2,7 kg Milch entspricht.
Die Ursache für die geringere TM-Aufnahme ist nicht ganz klar. Die Kühe fraßen die Versuchsration tendenziell langsamer. Es ist zu vermuten, dass der hohe Rohfettgehalt in der Ration ein Grund für die geringere Futteraufnahme ist (schlechtere Faserverdaulichkeit?).
Ein Anteil an Sojabohnen in der Ration von 18 % (hier ca. 3,8 kg TM/Kuh/Tag) ist grundsätzlich möglich, allerdings muss mit den genannten Leistungs-einbußen gerechnet werden. Um keine negativen Auswirkungen auf die Futteraufnahme und damit auf die Milchleistung zu riskieren, sollte ein Anteil von 2 kg (TM/Kuh/Tag) Sojabohnen nicht überschritten werden. -os-