Gerade in Zeiten der niedrigen Milchpreise ist die verlustarme Produktion eines qualitativ hochwertigen Grundfutters besonders wichtig. Denn aus dem Grundfutter sollte möglichst viel Milch erzeugt werden können, damit weniger teures Kraftfutter zugekauft werden muss.
Obwohl Mais durch hohe Zuckergehalte gute Voraussetzungen für eine...
Gerade in Zeiten der niedrigen Milchpreise ist die verlustarme Produktion eines qualitativ hochwertigen Grundfutters besonders wichtig. Denn aus dem Grundfutter sollte möglichst viel Milch erzeugt werden können, damit weniger teures Kraftfutter zugekauft werden muss.
Obwohl Mais durch hohe Zuckergehalte gute Voraussetzungen für eine Einsilierung bietet, kommt es im Winter häufig zu Problemen durch Nacherwärmung. Sind größere Partien davon betroffen, kann dies zu hohen Futterverlusten führen. Die Nacherwärmung beeinflusst die Qualität der Silage nicht nur negativ, auch die Futteraufnahme sinkt (oft um 10 % bis 20 %), im schlimmsten Fall kann es zu einem vollkommenen Verderb des Futtermittels führen. Eine Nacherwärmung tritt auf, wenn die in der Maissilage enthaltenen Hefen nach dem Öffnen des Silos durch Sauerstoff wieder „geweckt“ werden. Da Hefe- und Schimmelpilze praktisch immer auf dem Siliergut vorhanden sind, ist ein optimales Management bei der Silagebereitung äußerst wichtig.
Die Nacherwärmung ist jedoch nicht das einzige Problem. In der Praxis ist verstärkt zu beobachten, dass die Silage im unteren Teil des Silos stark nach Lösungsmitteln riecht. Dieser Geruch wird verursacht durch eine Veresterung. Dabei entstehen geruchsintensive flüchtige organische Substanzen (VOC). Besonders wenn der Trockenmasse (TM)-Gehalt der Pflanzen bei der Ernte nicht hoch genug war ( 30 %), staut sich im unteren Teil des Silos Gärsaft. Wenn zu Gärbeginn bereits eine Vermehrung von Hefen stattgefunden hat, stellen diese unter Luftabschluss ihren Stoffwechsel von aerob auf anaerob um. Sie produzieren Ethanol und Propanol. Die neu entstandenen Alkohole reagieren mit der vorhandenen Milch- und Essigsäure, es kommt zu einer Esterbildung. Je höher die Ethanolkonzentration steigt, umso höher ist auch die Veresterung in der Silage. Die Folge: Die Futteraufnahme sinkt, die Leistung bricht ein und die Gesundheit der Tiere verschlechtert sich. Nicht auszuschließen ist, dass auch die Fruchtbarkeit negativ beeinflusst wird oder es zu einer Labmagenverlagerung kommt. Die Entstehung der Ester ist ausschließlich durch die Einhaltung der Erntezeitspannen mit TM-Gehalten von 30 % bis 37 % und den Einsatz von Siliermitteln zu begrenzen.
Eine hohe Verdichtung bzw. Lagerdichte ist so wichtig, weil die Eindringtiefe der Luft davon abhängig ist. Je höher die Lagerdichte ist, desto weniger weit kann Sauerstoff in den Silostock eindringen. Liegt die Lagerdichte bei nur 120 kg TM/m3, ist Sauerstoff auch noch in bis zu einem Meter Tiefe im Silo vorhanden. Der Lufteintritt sollte jedoch höchstens 20 cm betragen. Dieser Wert wird erst ab einer Lagerungsdichte von 240 kg TM/m3 erreicht.
Zwei Silokammern parallel befüllen
Manchem Landwirt ist allerdings wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass er oder sein Lohnunternehmer maschinell nicht ausreichend ausgestattet ist, um eine optimale Verdichtung zu erzielen. Angenommen es wird mit einem Feldhäcksler mit 300 bis 500 PS (6 bis 8 Reiher) geerntet und eine Bergeleistung von 60 t FM/h erzielt. Gemäß der gängigen Faustformel wäre ein Walzgewicht von 15 t erforderlich (Bergeleistung/h : 4). Ein durchschnittlicher 250 PS-Schlepper hat ein Leergewicht von ca. 10 t. Mit der Anbringung eines Schiebeschildes und eines Heckgewichts könnte das benötigte Walzgewicht erreicht werden. Würde die Bergeleistung pro Stunde bei 80 Tonnen liegen, was mit den neuen Häckslern schnell vorkommen kann, würde ein Walzgewicht von 20 Tonnen benötigt. Dieses Gewicht ist mit mittleren Schleppern nicht zu erreichen, daher sollte immer der größte verfügbare Trecker als Walzfahrzeug eingesetzt werden. Außerdem muss beachtet werden, dass bei Anlieferung von mehr als 20 bis 25 t TM/h ein zweites Walzfahrzeug benötigt wird und mit zwei bis drei Minuten Verdichtungsaufwand je Tonne Erntegut gerechnet werden sollte. Daher könnte es sinnvoller sein, zwei Silos parallel zu befüllen. So würden Schichtdicke und anfallende Bergeleistung verringert, man bräuchte zwar zwei Walzfahrzeuge, jedoch mit weniger Gewicht. Wichtig: Das Silo sollte nicht zu oft überfahren werden! Durch häufiges Überfahren wird wieder O2 in den Silostock gezogen (Luftpumpenwirkung).
Werden die gängigen Silierregeln nicht eingehalten, kann es schnell zu einer Nacherwärmung (aerobe Instabilität) kommen. Diese ist von außen nicht immer sichtbar, daher birgt sie ein großes Risiko. Beim Abbau von Kohlenhydraten durch Hefen unter aeroben Bedingungen entsteht Wärme und die Temperatur im Silo kann über 50 °C betragen! Nutzen die Hefen als Gärsubstrat Milchsäure, steigt der pH-Wert an und Schimmelpilze und Fäulnisbakte-rien können sich gut vermehren. Schimmelpilze in nacherwärmten Silagen können zahlreiche hochtoxische Stoffe bilden. Fallen diese Toxine nicht sofort auf und wird die Silage über längere Zeit verfüttert, kann dies zu einer Immunschwäche der Tiere und einer ökonomischen Belastung des Betriebes durch Verluste führen.
Fehlerquellen prüfen
Oftmals wird verdrängt, dass auch schon vor dem Silieren mögliche Fehlerquellen zu einer Qualitätsminderung der Silage führen können. Dazu gehören:
- Eine nicht an den Standort angepasste Sortenwahl
- Trockenheits- oder Nässestress in der Wachstumsphase
- Ein zu hoher oder zu niedriger Reifegrad
- Pflanzenreste bei hohen Selbstfolgegraden ohne intensive Bodenbearbeitung
- Eine nicht an den Standort angepasste Sortenwahl
- Trockenheits- oder Nässestress in der Wachstumsphase
- Ein zu hoher oder zu niedriger Reifegrad
- Pflanzenreste bei hohen Selbstfolgegraden ohne intensive Bodenbearbeitung
Diese Faktoren führen zu einem hohen Besatz unerwünschter Feldhefen ( 100.000/g FM) und es besteht eine höhere Neigung zur Nacherwärmung bzw. Veresterung. Die Anzahl der Hefen und die Dauer der aeroben Stabilität (Asta) wird zudem auch von der Trockenmasse, bzw. der damit zusammenhängenden Verdichtung, beeinflusst. In Praxistests stellte sich heraus, dass mit zunehmender Verdichtung die Asta-Werte steigen und die Anzahl der Hefen sinkt. Bei Verdichtungswerten über 250 kg/m3 wurden mittlere Asta-Werte von mehr als sieben Tagen ermittelt. Bei dieser Verdichtung lagen die Hefezahlen unterhalb von 3 log KBE/g FM.
Siliermittel sind kein Allheilmittel
Für den Fall, dass die erforderlichen TM-Gehalte aufgrund schlechter Witterungsverhältnisse nicht eingehalten werden können oder die Silage nicht ausreichend verdichtet werden kann, wird der Einsatz von Siliermitteln der Wirkungsrichtung 2 (Verbesserung der aeroben Stabilität) empfohlen. Es sollten nur DLG-geprüfte Mittel eingesetzt werden! Chemische Silierhilfsmittel verursachen hohe Kosten, oft mehr als 5 €/t Siliergut. Bei TM-Gehalten von etwa 35 % bis 37 % können Milchsäurebakterien eingesetzt werden, bei Werten darüber sollten jedoch chemische Zusätze verwendet werden. Sie können dazu beitragen, dass der Energieertrag deutlich steigt. Als biologische Siliermittel können hetero- (MSBhe) und homofermentative Milchsäurebakterien (MSBho) verwendet werden. Sie sind deutlich günstiger als die chemischen Zusätze. MSBhe sind in der Lage, aus Milchsäure und Pflanzenzucker Essigsäure zu bilden. Durch die Essigsäure werden Hefen im Wachstum gehemmt. Der Effekt ist besser, je tiefer der pH-Wert im Silo ist. Darum empfiehlt es sich, MSBhe und MSBho zu mischen, da die homofermentativen Bakterien für eine raschere Absenkung des ph-Wertes bei Gärungsstart sorgen.
L. Pieper