Die Futteraufnahme ist das interessanteste, aber auch variabelste Merkmal im Fütterungsmanagement. Was lässt sich daraus ablesen? Ein Praxisbeispiel.
Ob eine berechnete Futterration auch tatsächlich bei den Kühen ankommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Zum einen kommt es darauf an, dass die Futterwertangaben der eingesetzten...
Die Futteraufnahme ist das interessanteste, aber auch variabelste Merkmal im Fütterungsmanagement. Was lässt sich daraus ablesen? Ein Praxisbeispiel.
Ob eine berechnete Futterration auch tatsächlich bei den Kühen ankommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Zum einen kommt es darauf an, dass die Futterwertangaben der eingesetzten Rationskomponenten, also die Nährstoffzusammensetzung, der Realität entsprechen. Zum anderen hat die Dosiergenauigkeit einen großen Einfluss.
Die Futteraufnahme der Kühe entscheidet nicht nur über die potenziell zu „erfütternde“ Milchmenge, sondern auch zu einem großen Teil über deren Stoffwechselgesundheit. So sind zahlreiche Probleme des Stoffwechsels sowie viele weitere Erkrankungen unmittelbar mit der Futteraufnahme verbunden.
Aus diesem Grund ist die regelmäßige, möglichst tägliche Kontrolle und Aufzeichnung der Futtervorlage- und der Futterrestmengen notwendig. Dadurch zeigen sich sehr plausibel die vielfältigen Reaktionen der Kühe, z. B. auf Witterungseinflüsse, schwankende bzw. wechselnde Futterqualitäten oder unterschiedliche Zusammensetzungen von Kraftfutterlieferungen und Ähnliches mehr.
Gründe für schlechte Futteraufnahme
Übersicht 1 zeigt die wöchentlich gemittelte Futteraufnahme (je Kuh und Tag) einer leistungsstarken Milchkuhherde (200 Kühe, 10.500 kg), die in zwei Fütterungsgruppen unterteilt und mit zwei Totalen Mischrationen (TMR) gefüttert wird. Man erkennt trotz gewisser wöchentlicher Schwankungen von Jahresbeginn bis zum Sommer 2014 eine leicht steigende Futteraufnahme im Herdenmittel. In dieser Zeit haben die Kühe durchschnittlich 48,2 kg Frischmasse bzw. 21,2 kg Trockenmasse je Kuh und Tag aufgenommen.
Danach aber fiel die Futteraufnahme der laktierenden Kühe z. T. erheblich ab. Ab Ende August folgte erst einmal ein starker Abwärtstrend. Woran lag das? Ab Ende August wurde eine Sojaschrotlieferung gefüttert, die sich zunehmend als nicht lagerstabil erwies. Dieses Problem blieb jedoch zunächst unerkannt. Daraufhin überprüfte der Betriebsleiter sämtliche Futtermittel, auch hinsichtlich der hygienischen Qualität. Wochen später wurden verschimmelte Partien im Sojaschrot sichtbar.
Mitte September folgte dann ein Wechsel zu einer etwas feuchteren, nicht aromatisch riechenden Grassilage (2. Schnitt). Auch darauf reagierten die Kühe mit einer reduzierten Futteraufnahme.
Ab Anfang Oktober wurde der Rest der nun beanstandeten Sojaschrotlieferung durch eine neue Ware ersetzt. Kurzfristig zog die Futteraufnahme an, fiel dann aber erneut ab. Erst der Wechsel zu einer deutlich aromatischeren, wieder etwas trockeneren Grassilage Anfang November ließ die Futteraufnahme sichtbar wieder ansteigen. Sie pendelte sich dauerhaft auf dem gewohnten Niveau ein.
Milchleistung folgt Futteraufnahme
Die Milchleistung der Herde (errechnet aus der täglich abgelieferten Milchmenge und der an die Kälber vertränkten Milch unter Berücksichtigung der entsprechenden Anzahl melkender Kühe) folgte nahezu parallel der Futteraufnahme. Es zeigt sich eine deutliche direkte und enge Beziehung zwischen beiden Merkmalen (Übersicht 2).
Abgesehen von diesen Futteraufnahmeschwankungen produzierten die laktierenden Kühe aus durchschnittlich 21,2 kg Trockenmasse rund 33,3 kg Milch. Das entspricht einer sehr guten Futtereffizienz von 1,57. Die Milchkuhherde erzeugt also aus jedem Kilo Futtertrockenmasse 1,57 kg Milch. Bei einem solch hohen Wert liegt durchaus die Vermutung nahe, dass ein Teil der erzeugten Milch zulasten eines verstärkten Körpersubstanzabbaus zahlreicher Kühe ginge.
Dass dies nicht der Fall ist, zeigt ein Blick auf die Körperkondition: Die Milchkuhherde präsentiert sich in einem optimalen Bereich (Übersicht 3). So wiesen die Kühe der Hochleistungsgruppe (Gruppe 1) mit durchschnittlich 136 Laktationstagen eine mittlere BCS-Note von 3,1 auf (Sollbereich bei diesem Laktationsstadium: 2,8 bis 3,3). Die altmelkenden Kühe der Gruppe 2 brachten es mit durchschnittlich 308 Laktationstagen auf eine mittlere BCS-Note von 3,3 (Sollbereich bei diesem Laktationsstadium: 3,1 bis 3,6).
Die Kühe verändern ihre Körperkondition im Laktationsverlauf nur recht moderat. Es finden also kein massiver Konditionsverlust in der Frühlaktation und ebenfalls kein starker Substanzaufbau in der Spätlaktation statt. Das ist – auch energetisch gesehen – letztlich sehr effizient. Wird die ermittelte Futteraufnahme mit der laut Rationsberechnung enthaltenen Energiekonzentration der TMR von 7,0 MJ NEL/kg TM multipliziert, errechnet sich aus dieser aufgenommenen Energiemenge am Ende eine theoretisch erzielbare Milchmenge von 33,7 kg. Diese entsprach nahezu haargenau der tatsächlichen Milchleistung der Kühe.
Messen und dokumentieren!
Die Futteraufnahme ist das interessanteste, aber auch variabelste Merkmal im Fütterungsmanagement. Sie ist nicht nur der Schlüssel für eine maximale Milchleistung, sondern auch ein wichtiger Indikator zur Abschätzung potenzieller Gesundheits-, insbesondere Stoffwechselprobleme. Aus diesem Grund sollte die TM-Aufnahme unter Zuhilfenahme anderer Fütterungskontrollparameter (z. B. Kontrolle des Fress- und Wiederkauverhaltens der Kühe, Beurteilungen der Kotkonsistenz, der Strukturlieferung der Ration, der Klauengesundheit, der Milchinhaltsstoffe, der Körperkondition der Kühe) regelmäßig erfasst und kontrolliert werden. -cs-