Eine Mischration für laktierende Milchkühe sollte allenfalls in verdünnter Form, z. B. mit Stroh vermischt, an frühe Trockensteher verfüttert werden. Die arbeitswirtschaftlichen Vorteile gegenüber dem Erstellen einer eigenen Trockensteherration sind damit jedoch kaum noch gegeben.
Für die bedarfsgerechte Fütterung der trockenstehenden Milchkuh gilt derzeit ein zweiphasiges...
Eine Mischration für laktierende Milchkühe sollte allenfalls in verdünnter Form, z. B. mit Stroh vermischt, an frühe Trockensteher verfüttert werden. Die arbeitswirtschaftlichen Vorteile gegenüber dem Erstellen einer eigenen Trockensteherration sind damit jedoch kaum noch gegeben.
Für die bedarfsgerechte Fütterung der trockenstehenden Milchkuh gilt derzeit ein zweiphasiges Fütterungsregime als gute fachliche Praxis:
- In der Trockenstehphase 1 (ca. acht bis zwei Wochen vor der Kalbung), in der sich die Kühe von der vorhergehenden Laktation erholen und das Milchdrüsengewebe zurückgebildet werden soll, wird eine Energiekonzentration der Ration von 5,1 bis 5,5 MJ NEL je kg Trockenmasse (TM) empfohlen.
- In der Trockenstehphase 2, den letzten beiden Wochen vor der Abkalbung, soll die Kuh auf die nächste Laktation vorbereitet werden. Dafür empfiehlt sich eine Ration mit einem erhöhten Energiegehalt von etwa 6,4 bis 6,8 MJ NEL/kg TM.
- In der Trockenstehphase 1 (ca. acht bis zwei Wochen vor der Kalbung), in der sich die Kühe von der vorhergehenden Laktation erholen und das Milchdrüsengewebe zurückgebildet werden soll, wird eine Energiekonzentration der Ration von 5,1 bis 5,5 MJ NEL je kg Trockenmasse (TM) empfohlen.
- In der Trockenstehphase 2, den letzten beiden Wochen vor der Abkalbung, soll die Kuh auf die nächste Laktation vorbereitet werden. Dafür empfiehlt sich eine Ration mit einem erhöhten Energiegehalt von etwa 6,4 bis 6,8 MJ NEL/kg TM.
Aus der Beratung gibt es Hinweise, dass in der Praxis solch eine gezielte Trockensteherfütterung aus arbeitswirtschaftlichen Gründen immer häufiger nicht mehr erfolgt. Dies gilt insbesondere für kleine Milchkuhbetriebe, da die Erstellung einer separaten Trockensteherration für sehr kleine Tiergruppen auch technisch schwer zu realisieren ist. Alternativ wird den Kühen während der gesamten Trockenstehzeit die Grundration für laktierende Kühe vorgelegt. Als positiv wird dabei häufig das Wegfallen von Rationswechseln bzw. die Beibehaltung der in der Laktation verfütterten Rationskomponenten betrachtet. Wird die Grundration für Milchkühe allerdings nicht mit Stroh oder ähnlichen Futterkomponenten verdünnt, ergibt sich für die Trockenstehphase 1 gegenüber den Empfehlungen eine Überversorgung mit Energie und Nährstoffen.
Fütterungsversuch
Vor diesem Hintergrund sollte in einem Fütterungsversuch an der LfL Bayern in Grub überprüft werden, ob die Trockensteherfütterung von hochleistenden Fleckviehkühen des heutigen Genotyps mit den beschriebenen Fütterungsstrategien erfolgreich praktiziert werden kann. Am Versuch nahmen insgesamt 34 mehrkalbige Fleckviehkühe teil. Die Studie erstreckte sich über den Zeitraum vom Trockenstellen bis zum 100. Laktationstag.
Die Kühe wurden zum Zeitpunkt des Trockenstellens (56 Tage vor der erwarteten Abkalbung) unter Berücksichtigung von Vorleistung, Körperkondition und Futteraufnahme gleichmäßig auf eine Kontrollgruppe und eine Versuchsgruppe aufgeteilt.
Die Kühe der Kontrolle wurden bis zwei Wochen vor der Kalbung über eine TMR auf Basis von Gras-, Mais- und Luzernesilage, Stroh und Mineralfutter versorgt. Der Energie- und nXP-Gehalt dieser Ration lag mit 5,5 MJ NEL/kg TM und 129 g/kg TM im Bereich der Empfehlungen für die frühe Trockenstehphase.
Die letzten zwei Wochen vor der Abkalbung erhielten die Kühe aus dieser Gruppe eine auf eine Milchleistung von etwa 25 kg ausgerichtete Teilmischration (Mais-, Gras- und Luzernesilage, Heu, Stroh und Kraftfutter), die auch den laktierenden Kühen im Betrieb verfüttert wurde. Im Mittel des Versuches ergab sich für diese Ration ein Energiegehalt von 6,6 MJ NEL/kg TM und ein nXP-Gehalt von 149 g/kg TM, was ebenfalls im Bereich der Empfehlungen für die Vorbereitungsfütterung liegt.
Die Tiere der Versuchsgruppe wurden während der Trockenstehzeit dagegen nicht nach dem klassischen zweiphasigen Verfahren gefüttert. Die Kühe dieser Gruppe erhielten über die gesamte achtwöchige Trockenstehphase hinweg die Teilmischration für laktierende Kühe, sodass sich hier eine Überversorgung an Energie und Nährstoffen ergibt.
Während der nachfolgenden Laktation erhielten alle Kühe die dargestellte Grundration für laktierende Kühe zuzüglich Leistungskraftfutter (LKF) nach Leistung an Abrufstationen. Während der ersten sechs Wochen der Trockenstehzeit wurden die Kühe in einem Tretmiststall gehalten, dann wurden sie in den Milchviehstall (Liegeboxenlaufstall) der Versuchsstation umgestallt. Drei Tage vor dem erwarteten Kalben wurden die Kühe in Tiefstreuboxen im Gruber Abkalbestall umgestellt, nach dem Kalben kamen sie wieder zurück in den Milchviehstall.
Die Futteraufnahme wurde täglich über automatische Wiegetröge erfasst, die Aufnahme an LKF über die Kraftfutterstationen im Stall bzw. am Melkautomaten. Die Milchleistung wurde täglich erfasst, Milchproben wurden alle zwei Wochen gezogen. Von den Einzelkomponenten der Rationen wurden regelmäßig Proben für die Analyse der Rohnährstoffgehalte gezogen. Zusätzlich wurden Daten zum BCS und zur Rückenfettdicke sowie zur Stoffwechselsituation erhoben. Die wichtigsten Ergebnisse:
Geringere Milchleistung
- Während der Trockenstehphase lag die Futteraufnahme in der Versuchsgruppe deutlich höher als in der Kontrollgruppe (Übersicht 1). In Kombination mit den höheren nXP- und Energiekonzentrationen der Ration führte dies zu einer stark erhöhten täglichen Energie- und nXP-Aufnahme der Kühe in der Versuchsgruppe.
- Während der ersten 100 Laktationstage führte die erhöhte Energieversorgung vor dem Kalben in der Versuchsgruppe im Gegensatz dazu zu einer um etwa 1,0 kg TM/Kuh und Tag geringeren Futteraufnahme und damit auch zu einer geringeren Energie- und nXP-Versorgung.
- Die Milchleistung lag in den ersten 100 Laktationstagen in der Versuchsgruppe nominal um etwa 1,0 kg/Tier und Tag niedriger als in der Kontrollgruppe. Diese Differenz in der Milchleistung zwischen den Gruppen ist niedriger, als aus der Differenz in der Trockenmasse-, Energie- und Nährstoffaufnahme zu erwarten wäre.
- Der stärkere Rückgang in der Körperkondition (BCS) und der Rückenfettdicke in der Versuchsgruppe nach dem Kalben zeigt, dass die Tiere in dieser Gruppe mehr Körperfett zur Aufrechterhaltung der Milchleistung mobilisieren mussten als die Tiere in der Kontrollgruppe. Bestätigt wird das durch die höheren Gehalte an freien, unveresterten Fettsäuren (NEFA) im Blutserum acht Tage nach der Kalbung (Übersicht 2). Die NEFA werden bei der Mobilisierung von Körperfett verstärkt gebildet. In gleicher Weise zeigen die in der Versuchsgruppe nach der Kalbung erhöhten Ketonkörperwerte (β-Hydroxybuttersäure), dass verstärkt Körperfett zur Energieversorgung der Kühe abgebaut wurde.
- Den Grenzwert für die Gehalte an NEFA im Blut-serum von 0,7 mmol/l überschritten in der Kontroll- bzw. Versuchsgruppe zu diesem Zeitpunkt sechs bzw. elf Kühe, den Grenzwert für Ketonkörper von 0,4 mmol/l elf bzw. fünfzehn Tiere. Diese Daten zeigen deutlich, dass die knappe Energieversorgung in der frühen Trockenstehphase (Kontrollgruppe) sich positiv auf die Futteraufnahme in der Frühlaktation auswirkte. Das konnte zu einer Verminderung der negativen Energiebilanz beitragen.
- Während der Trockenstehphase lag die Futteraufnahme in der Versuchsgruppe deutlich höher als in der Kontrollgruppe (Übersicht 1). In Kombination mit den höheren nXP- und Energiekonzentrationen der Ration führte dies zu einer stark erhöhten täglichen Energie- und nXP-Aufnahme der Kühe in der Versuchsgruppe.
- Während der ersten 100 Laktationstage führte die erhöhte Energieversorgung vor dem Kalben in der Versuchsgruppe im Gegensatz dazu zu einer um etwa 1,0 kg TM/Kuh und Tag geringeren Futteraufnahme und damit auch zu einer geringeren Energie- und nXP-Versorgung.
- Die Milchleistung lag in den ersten 100 Laktationstagen in der Versuchsgruppe nominal um etwa 1,0 kg/Tier und Tag niedriger als in der Kontrollgruppe. Diese Differenz in der Milchleistung zwischen den Gruppen ist niedriger, als aus der Differenz in der Trockenmasse-, Energie- und Nährstoffaufnahme zu erwarten wäre.
- Der stärkere Rückgang in der Körperkondition (BCS) und der Rückenfettdicke in der Versuchsgruppe nach dem Kalben zeigt, dass die Tiere in dieser Gruppe mehr Körperfett zur Aufrechterhaltung der Milchleistung mobilisieren mussten als die Tiere in der Kontrollgruppe. Bestätigt wird das durch die höheren Gehalte an freien, unveresterten Fettsäuren (NEFA) im Blutserum acht Tage nach der Kalbung (Übersicht 2). Die NEFA werden bei der Mobilisierung von Körperfett verstärkt gebildet. In gleicher Weise zeigen die in der Versuchsgruppe nach der Kalbung erhöhten Ketonkörperwerte (β-Hydroxybuttersäure), dass verstärkt Körperfett zur Energieversorgung der Kühe abgebaut wurde.
- Den Grenzwert für die Gehalte an NEFA im Blut-serum von 0,7 mmol/l überschritten in der Kontroll- bzw. Versuchsgruppe zu diesem Zeitpunkt sechs bzw. elf Kühe, den Grenzwert für Ketonkörper von 0,4 mmol/l elf bzw. fünfzehn Tiere. Diese Daten zeigen deutlich, dass die knappe Energieversorgung in der frühen Trockenstehphase (Kontrollgruppe) sich positiv auf die Futteraufnahme in der Frühlaktation auswirkte. Das konnte zu einer Verminderung der negativen Energiebilanz beitragen.