Die genomische Selektion bietet sich nicht nur für Bullenkälber, sondern auch für Kuhkälber an. Wir haben Milcherzeuger gefragt, wieso sie ihre weibliche Nachzucht genotypisieren lassen.
Cord Lilie, 250 Kühe, NRW
Rainer Thoenes, 100 Kühe, NRW
Sabine Mühlbach, 2.400 Kühe, Sachsen-Anhalt
Seit wann lassen Sie Ihre weibliche Nachzucht genotypisieren? Wie viele Genotypisierungen nehmen Sie pro Jahr vor?
Was hat Sie...
Die genomische Selektion bietet sich nicht nur für Bullenkälber, sondern auch für Kuhkälber an. Wir haben Milcherzeuger gefragt, wieso sie ihre weibliche Nachzucht genotypisieren lassen.
Cord Lilie, 250 Kühe, NRW
Rainer Thoenes, 100 Kühe, NRW
Sabine Mühlbach, 2.400 Kühe, Sachsen-Anhalt
Seit wann lassen Sie Ihre weibliche Nachzucht genotypisieren? Wie viele Genotypisierungen nehmen Sie pro Jahr vor?
Was hat Sie dazu bewogen, Ihre weibliche Nachzucht genotypisieren zu lassen?
Wir lassen nur unsere weibliche Nachzucht seit etwa 1,5 Jahren genotypisieren, also seitdem die kostengünstigeren LD-Chips (low density) für die Selektion verwendet werden. Bei uns wird inzwischen die gesamte weibliche Nachzucht getestet. Somit kommen wir pro Jahr auf ca. 100 Genotypisierungen.
Wir haben vor sechs Jahren angefangen, unsere Jungtiere genotypisieren zu lassen. Mittlerweile stehen schon viele getestete Kühe bei uns im Stall. Seit der günstigere LD-Chip im Einsatz ist, lassen wir auf unserem Betrieb pro Jahr etwa 60 bis 80 Kälber genomisch testen.
Wir typisieren seit Oktober 2009 Rinder und Kühe, wobei die Anzahl der Typisierungen von Jahr zu Jahr bei uns zugenommen hat. Im Jahr 2014 wurden bei uns im Bestand 230 weibliche und 208 männliche Tiere genomisch untersucht.
Unsere Nachzucht kommt ab dem 100. Lebenstag zum Aufzüchter. Mit den genomischen Zuchtwerten kann ich mich zu Aufzuchtbeginn entscheiden, welche Tiere ich zurücknehmen will und wie sie angepaart werden. Pro Jahr benötigen wir ca. 60 Rinder. Kühe werden nicht genotypisiert. Wir lassen die Kälber zwischen der 2. und 7. Lebenswoche genomisch testen.
Die genomische Selektion liefert uns wichtige zusätzliche Informationen zum Pedigree-Zuchtwert. Anhand dieser Zuchtwerte suchen wir die für den Embryo-Transfer (ET) geeigneten Tiere aus. Dadurch können wir die Rinder schon sehr früh, ab dem 12. Lebensmonat, spülen. Die genomische Selektion erfolgt bei uns bis spätestens zur achten Lebenswoche.
Wir untersuchen ca. 10 % der Kuhkälber innerhalb von 6 Wochen nach der Geburt, um die potenziell besten früh zu finden und sie zeitnah zu vermarkten oder später über ET zu nutzen. So verkürzen wir das Generationsintervall unserer besten Kuhfamilien. Kühe werden bei uns nur im Rahmen des „Projekt KUH-L“ typisiert. Wir kaufen pro Jahr 1 bis 2 Kälber zu, die typisiert sein müssen.
Die Zuchtwerte fließen bei mir in eine Datenbank ein. Hier habe ich Grenzwerte für verschiedene Zuchtwerte hinterlegt. Somit gehen alle Rinder, die meinen Vorgaben, wie z. B. einem RZG von 120 nicht entsprechen, in den Export. Die Selektion erleichtert die Auswahl der Rinder und damit das Management.
Wir legen jetzt stärker Wert auf Melkbarkeit und -verhalten. Tiere, die die Anforderungen nicht erfüllen, werden Trägertiere. Wir bekommen 2 Jahre früher Informationen über das Tier. Doch man darf nicht das züchterische Auge verlieren. Im Fokus muss die gesunde und gut funktionierende Milchkuh stehen.
Sowohl ein hoher RZG, als auch ein hoher RZE und gute Werte in den funktionellen Merkmalen sind wichtig. Färsen, deren Zuchtwerte unter dem gewünschten Niveau liegen, werden verkauft oder als Trägertiere genutzt. Durch die Typisierung ist es möglich, die besten Nachkommen optimal zu nutzen.