Viele Menschen haben kein realistisches Bild von der Milchproduktion. In den Dialog mit dem Verbraucher einzusteigen, wird daher immer wichtiger. Der beste Weg dafür ist ein Betriebsbesuch! Worauf es hier ankommt, berichten drei Milcherzeuger mit langjähriger Besucher-Erfahrung.
Skandalherrschende Medien-Berichte über die Milchproduktion...
Viele Menschen haben kein realistisches Bild von der Milchproduktion. In den Dialog mit dem Verbraucher einzusteigen, wird daher immer wichtiger. Der beste Weg dafür ist ein Betriebsbesuch! Worauf es hier ankommt, berichten drei Milcherzeuger mit langjähriger Besucher-Erfahrung.
Skandalherrschende Medien-Berichte über die Milchproduktion verleiten branchenferne Menschen leicht dazu, den gesamten Berufsstand in ein schlechtes Licht zu rücken. Dem gilt es entgegenzuwirken! Die wirkungsvollste Möglichkeit das Image der Milchproduktion zu verbessern ist es, die Stalltore zu öffnen und die Verbraucher einzuladen, sich ein eigenes Bild darüber zu machen, wo die Milch wirklich herkommt. Denn was ein Mensch selbst mit allen Sinnen erleben kann, begreift er und vergisst er kaum!
Durch die im Betrieb arbeitenden Menschen bekommt die Milchproduktion für den Besucher zudem ein Gesicht. Es entsteht ein persönlicher Bezug zwischen Erzeuger und Verbraucher. Das trägt im Ideal dazu bei, dass die landwirtschaftliche Arbeit und das Produkt Milch wieder mehr wertgeschätzt werden.
Bereits seit Langem erkannt haben das auch die Milcherzeuger Conny Derboven, Michael Dörr und Markus Eggs und reagiert. Ihre Betriebe bewirtschaften sie unterschiedlich, aber sie und ihre Familien teilen sich ein Anliegen: Dazu beitragen, dass Menschen moderne Nutztierhaltung wieder kennen-, verstehen- und wertschätzen lernen. Und zwar indem sie es ihnen ermöglichen, ihre Höfe zu besuchen. Worauf es dabei ankommt, um wirklich ein positives Bild zu vermitteln, haben wir sie gefragt.
Vorbildliche Tierhaltung
Menschen ohne landwirtschaftlichen Hintergrund schlussfolgern womöglich von einem Betrieb auf die gesamte Branche.
- Eine Grundvoraussetzung für einen Betrieb, der Öffentlichkeitsarbeit leisten möchte, ist daher eine vorbildliche Tierhaltung. „Jeder muss erkennen können, dass es den Tieren gut geht und sie fachkundig versorgt werden“, erklärt Michael Dörr. „Es soll schließlich ein positives Bild vermittelt werden.“ Weniger bedeutend sei die Größe eines Betriebes. Diese müsse nur realistisch, der Betrieb wirtschaftlich sein.
- Offene Bauweise: Moderne Ställe sind vorteilhaft. Den Besuchern ist so ein direkter Kontakt zu den Tieren möglich. Sie zu berühren ist nicht nur für Kinder ein einprägsames Erlebnis, erklärt Markus Eggs.
- Gepflegter, sicherer Hof: Sauber, ordentlich und geräumig müssen nicht nur die Ställe sein, sondern auch der Hof und die Räumlichkeiten. „Wer meint, vor dem Eintreffen einer Besuchergruppe noch schnell aufräumen zu müssen, hat auf Dauer schon verloren“, sagt Markus Eggs. Besucher sind von Natur aus neugierig und können Gefahren in einem landwirtschaftlichen Betrieb nur schwer einschätzen, Gefahrenbereiche müssen daher unzugänglich sein.
- Eine Grundvoraussetzung für einen Betrieb, der Öffentlichkeitsarbeit leisten möchte, ist daher eine vorbildliche Tierhaltung. „Jeder muss erkennen können, dass es den Tieren gut geht und sie fachkundig versorgt werden“, erklärt Michael Dörr. „Es soll schließlich ein positives Bild vermittelt werden.“ Weniger bedeutend sei die Größe eines Betriebes. Diese müsse nur realistisch, der Betrieb wirtschaftlich sein.
- Offene Bauweise: Moderne Ställe sind vorteilhaft. Den Besuchern ist so ein direkter Kontakt zu den Tieren möglich. Sie zu berühren ist nicht nur für Kinder ein einprägsames Erlebnis, erklärt Markus Eggs.
- Gepflegter, sicherer Hof: Sauber, ordentlich und geräumig müssen nicht nur die Ställe sein, sondern auch der Hof und die Räumlichkeiten. „Wer meint, vor dem Eintreffen einer Besuchergruppe noch schnell aufräumen zu müssen, hat auf Dauer schon verloren“, sagt Markus Eggs. Besucher sind von Natur aus neugierig und können Gefahren in einem landwirtschaftlichen Betrieb nur schwer einschätzen, Gefahrenbereiche müssen daher unzugänglich sein.
Bloß nicht nur jammern!
Mitentscheident ist auch die persönliche Einstellung und soziale Kompetenz der im Betrieb eingebundenen Personen. Denn mit den Stalltüren wird auch das eigene (Arbeits-)Leben geöffnet. Wie das im Extrem aussehen kann, erklärt Conny Derboven: „Unseren Betrieb kann jeder jederzeit besuchen.“ Das heißt, an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr können sich einzelne Personen (Gruppen müssen sich anmelden) im Stall und auf dem Hof umsehen. Derbovens gestatten ihren Besuchern damit, sie und ihre Mitarbeiter permanent bei der Arbeit mit den 500 Holstein-Kühen und der Nachzucht zu beobachten. Das bringt es mit sich, die Arbeit kurz unterbrechen zu müssen, um Fragen zu beantworten.
Um authentisch zu sein, braucht es:
- 100%ige Überzeugung: Alle auf dem Betrieb mitarbeitenden Personen müssen geschlossen hinter der Bewirtschaftungsform, der Art und Weise der Tierhaltung sowie der Entscheidung, den Betrieb zu öffnen, stehen. Jammern ist kontraproduktiv! „Das Ziel von Öffentlichkeitsarbeit ist schließlich, die Leute dafür zu begeistern, wie Milch erzeugt wird und nicht sie davon abzuschrecken“, weiß Michael Dörr.
- Soziale Kompetenz: Im Betrieb eingebundene Personen müssen Menschen mögen und aufgeschlossen sein. Markus Eggs erklärt: „Wenn es menschlich nicht passt, kommen auch keine Leute auf den Hof.“ Sich im Vorfeld Klarheit darüber zu verschaffen, ob es einem mehr liegt, mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen zu arbeiten bzw. ob man mit jeder Altersgruppe zurechtkommt, ist wichtig. Das Angebot eines Betriebes sollte darauf angepasst sein. So konzentrieren sich Markus und Beate Eggs seit über 20 Jahren mit ihrem Programm aus Bauernhof- und Tanzpädagogik auf die Arbeit mit Kindern.
- Pädagogische Kompetenz: „Fachwissen und aktuelle Themen müssen verständlich und korrekt vermittelt werden können“, erklärt Conny Derboven. Das ist schwieriger als man meint, denn mit dem „Fachjargon“ können die Besucher meist nichts anfangen. Gerade emotionale Themen wie Enthornen und Mutter-Kalb-Trennung wollen taktvoll erklärt werden, damit keine Missverständnisse aufkeimen. Erwachsene fragen dabei anders nach als Kinder, die sehr viel stärker einfach beobachten. Gäste mit einer „extremen“ Einstellung gegenüber Landwirtschaft sollte man dabei so behandeln, wie alle anderen auch: ehrlich, ruhig und aufgeschlossen, empfiehlt Michael Dörr. Ernste Situationen wie Schwergeburten, ein Kaiserschnitt oder der Umgang mit einer festliegenden Kuh werden bei ihm nicht vor den Besuchern versteckt: „Die Leute verstehen die Situation, wenn man sie ihnen erklärt. Sie sehen, dass wir unser Bestmöglichstes tun, damit es den Kühen gut geht.“ Sind Kinder bei einer Schwergeburt dabei, warnen Dörrs die Eltern schon mal, dass ein Kalb hier tot auf die Welt kommen kann. Die Besucher könnten dann gehen, doch die meisten bleiben.
- Zeit: Öffentlichkeitsarbeit kostet Zeit. Das es daher ratsam ist, langsam hineinzuwachsen und nicht „von heute auf morgen die Türen für 100 Besucher pro Tag aufzumachen“, hat auch die Familie Dörr erfahren. Im Jahr 2000 sind Dörrs mit dem hessischen Projekt „Bauernhof als Klassenzimmer“ gestartet. Bis zu 700 Kinder pro Jahr haben Michael und Birgit Dörr dann selber neben der täglichen Arbeit durch die Ställe geführt. Mittlerweile kümmern sich drei Teilzeitkräfte mit pädagogischer Ausbildung um die Besuche von bis zu zehn Schulklassen pro Woche. Jährlich summiert sich das auf etwa 1.500 Kinder!
- 100%ige Überzeugung: Alle auf dem Betrieb mitarbeitenden Personen müssen geschlossen hinter der Bewirtschaftungsform, der Art und Weise der Tierhaltung sowie der Entscheidung, den Betrieb zu öffnen, stehen. Jammern ist kontraproduktiv! „Das Ziel von Öffentlichkeitsarbeit ist schließlich, die Leute dafür zu begeistern, wie Milch erzeugt wird und nicht sie davon abzuschrecken“, weiß Michael Dörr.
- Soziale Kompetenz: Im Betrieb eingebundene Personen müssen Menschen mögen und aufgeschlossen sein. Markus Eggs erklärt: „Wenn es menschlich nicht passt, kommen auch keine Leute auf den Hof.“ Sich im Vorfeld Klarheit darüber zu verschaffen, ob es einem mehr liegt, mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen zu arbeiten bzw. ob man mit jeder Altersgruppe zurechtkommt, ist wichtig. Das Angebot eines Betriebes sollte darauf angepasst sein. So konzentrieren sich Markus und Beate Eggs seit über 20 Jahren mit ihrem Programm aus Bauernhof- und Tanzpädagogik auf die Arbeit mit Kindern.
- Pädagogische Kompetenz: „Fachwissen und aktuelle Themen müssen verständlich und korrekt vermittelt werden können“, erklärt Conny Derboven. Das ist schwieriger als man meint, denn mit dem „Fachjargon“ können die Besucher meist nichts anfangen. Gerade emotionale Themen wie Enthornen und Mutter-Kalb-Trennung wollen taktvoll erklärt werden, damit keine Missverständnisse aufkeimen. Erwachsene fragen dabei anders nach als Kinder, die sehr viel stärker einfach beobachten. Gäste mit einer „extremen“ Einstellung gegenüber Landwirtschaft sollte man dabei so behandeln, wie alle anderen auch: ehrlich, ruhig und aufgeschlossen, empfiehlt Michael Dörr. Ernste Situationen wie Schwergeburten, ein Kaiserschnitt oder der Umgang mit einer festliegenden Kuh werden bei ihm nicht vor den Besuchern versteckt: „Die Leute verstehen die Situation, wenn man sie ihnen erklärt. Sie sehen, dass wir unser Bestmöglichstes tun, damit es den Kühen gut geht.“ Sind Kinder bei einer Schwergeburt dabei, warnen Dörrs die Eltern schon mal, dass ein Kalb hier tot auf die Welt kommen kann. Die Besucher könnten dann gehen, doch die meisten bleiben.
- Zeit: Öffentlichkeitsarbeit kostet Zeit. Das es daher ratsam ist, langsam hineinzuwachsen und nicht „von heute auf morgen die Türen für 100 Besucher pro Tag aufzumachen“, hat auch die Familie Dörr erfahren. Im Jahr 2000 sind Dörrs mit dem hessischen Projekt „Bauernhof als Klassenzimmer“ gestartet. Bis zu 700 Kinder pro Jahr haben Michael und Birgit Dörr dann selber neben der täglichen Arbeit durch die Ställe geführt. Mittlerweile kümmern sich drei Teilzeitkräfte mit pädagogischer Ausbildung um die Besuche von bis zu zehn Schulklassen pro Woche. Jährlich summiert sich das auf etwa 1.500 Kinder!
Klare Regeln schaffen
Nach 16 Jahren nimmt Michael Dörr den Erkundungstrieb seiner Gäste heute gelassen: „Man lernt wo die rot-weißen Absperrketten hingehören.“ Besucher müssen geführt werden. Sei es durch persönliche Begleitung oder ausgewiesene Besucherpfade:
- Eindeutige Regeln: Besucher bergen immer ein Risiko. Um etwa den Ein- und Austrag von Krankheitserregern oder ein Feuer zu verhindern, muss es feste Regeln für die Gäste geben, die ihnen unmissverständlich direkt am „Startpunkt“ des Betriebsbesuchs nahegelegt werden. Diese lauten dann etwa „Schuhe desinfizieren“ oder „Nicht rauchen“ (siehe Foto oben). Für Kinder wichtig sind „Beim Rundgang nicht Essen“ und „Vor dem Essen Hände waschen“. Denn lassen Kinder erst ein Kalb an ihrer Hand saugen und stecken sie dann in den eigenen Mund, ist das nicht harmlos. Viele Kinder sind das Keimspektrum auf einem Hof nicht gewohnt und reagieren mit Magen-Darm-Beschwerden. Achtung: Dasselbe gilt für Rohmilch-Verzehr. Darauf sollte man verzichten und nur abgekochte/pasteurisierte Milch anbieten.
- Sollen sich die Besucher auch alleine auf einen Rundgang über den Betrieb begeben dürfen, ist es sinnvoll einen Besucherpfad anzulegen. Das ist ein gekennzeichneter Weg über den Hof, an dessen einzelnen Stationen (z.B. Kälberstall) Infotafeln über die Abläufe in diesem Bereich informieren (wie Art und Dauer der Kälberaufzucht). Damit die Tafeln selbsterklärend sind, müssen die Infos einfach formuliert, lesefreundlich kurz gehalten und Fachbegriffe erklärt werden. Die Betriebe Derboven und Dörr haben ihre Besucherpfade in Eigenregie entworfen. „Der gesamte Pfad mit 40 Infotafeln hat rund 1.000 € gekostet“, berichtet Michael Dörr.
- Abstand: Damit Besucher sensible Bereiche einsehen können, dort aber keine Tiere oder Arbeitsabläufe stören, gibt es viele Möglichkeiten. So können die Gäste bei Derbovens von einer Plattform über dem Melkstand beim Melken zuschauen. Und durch Schaufenster dreimal pro Woche beobachten, wie rund 2.000 Liter Milch in der betriebseigenen Käserei verarbeitet werden. Auf dem Betrieb Dörr ist z.B. auch der Abkalbestall auf der Besucherseite verglast.
- Besuchszeiten festlegen: Die Zeiten an denen der Betrieb geöffnet hat, müssen klar geregelt sein. Anfangs hatten auch Dörrs für ihre Milchtankstelle und den Stall offene Besuchszeiten. „So waren um Mitternacht noch Leute im Stall anzutreffen“, erinnert sich Michael Dörr. Heute empfängt der Karlshof zwar an 365 Tagen Besuch, aber nur zwischen 05.00 und 22.00 Uhr. „Um 21.00 Uhr beginnt die dritte Melkschicht, da können die Besucher noch zuschauen. Nach dem Melken vergewissern wir uns, dass wirklich alle weg sind.“ Familie Eggs hat die Besuchszeiten deutlicher eingrenzt. Nur an zwei bis drei Wochentagen empfangen sie ihre jungen Gäste. Und nur nach Anmeldung. „Es muss genug Zeit für die eigentliche Arbeit auf dem Hof und unsere Privatsphäre bleiben“, begründet Markus Eggs das.
- Anmeldung und Gruppen: Einzelne Personen/Familien sind eher rücksichtsvoll. Menschen in einer Gruppe verhalten sich da oft anders, fast als wäre die Verantwortung bei irgendwem, aber weniger bei ihnen selbst. „Kommen mehr als sechs Personen zusammen, müssen sie sich anmelden und werden geführt“, beschreibt Dörr seine Gruppen-Strategie. Seinen Hof besuchen täglich rund 30 Leute, die Milchkunden am Automaten dürfen alleine ihre Runde drehen. Tipp: Eine Anmeldung per Mail über eine betriebseigene Internetseite erspart Zeit am Telefon!
- Eindeutige Regeln: Besucher bergen immer ein Risiko. Um etwa den Ein- und Austrag von Krankheitserregern oder ein Feuer zu verhindern, muss es feste Regeln für die Gäste geben, die ihnen unmissverständlich direkt am „Startpunkt“ des Betriebsbesuchs nahegelegt werden. Diese lauten dann etwa „Schuhe desinfizieren“ oder „Nicht rauchen“ (siehe Foto oben). Für Kinder wichtig sind „Beim Rundgang nicht Essen“ und „Vor dem Essen Hände waschen“. Denn lassen Kinder erst ein Kalb an ihrer Hand saugen und stecken sie dann in den eigenen Mund, ist das nicht harmlos. Viele Kinder sind das Keimspektrum auf einem Hof nicht gewohnt und reagieren mit Magen-Darm-Beschwerden. Achtung: Dasselbe gilt für Rohmilch-Verzehr. Darauf sollte man verzichten und nur abgekochte/pasteurisierte Milch anbieten.
- Sollen sich die Besucher auch alleine auf einen Rundgang über den Betrieb begeben dürfen, ist es sinnvoll einen Besucherpfad anzulegen. Das ist ein gekennzeichneter Weg über den Hof, an dessen einzelnen Stationen (z.B. Kälberstall) Infotafeln über die Abläufe in diesem Bereich informieren (wie Art und Dauer der Kälberaufzucht). Damit die Tafeln selbsterklärend sind, müssen die Infos einfach formuliert, lesefreundlich kurz gehalten und Fachbegriffe erklärt werden. Die Betriebe Derboven und Dörr haben ihre Besucherpfade in Eigenregie entworfen. „Der gesamte Pfad mit 40 Infotafeln hat rund 1.000 € gekostet“, berichtet Michael Dörr.
- Abstand: Damit Besucher sensible Bereiche einsehen können, dort aber keine Tiere oder Arbeitsabläufe stören, gibt es viele Möglichkeiten. So können die Gäste bei Derbovens von einer Plattform über dem Melkstand beim Melken zuschauen. Und durch Schaufenster dreimal pro Woche beobachten, wie rund 2.000 Liter Milch in der betriebseigenen Käserei verarbeitet werden. Auf dem Betrieb Dörr ist z.B. auch der Abkalbestall auf der Besucherseite verglast.
- Besuchszeiten festlegen: Die Zeiten an denen der Betrieb geöffnet hat, müssen klar geregelt sein. Anfangs hatten auch Dörrs für ihre Milchtankstelle und den Stall offene Besuchszeiten. „So waren um Mitternacht noch Leute im Stall anzutreffen“, erinnert sich Michael Dörr. Heute empfängt der Karlshof zwar an 365 Tagen Besuch, aber nur zwischen 05.00 und 22.00 Uhr. „Um 21.00 Uhr beginnt die dritte Melkschicht, da können die Besucher noch zuschauen. Nach dem Melken vergewissern wir uns, dass wirklich alle weg sind.“ Familie Eggs hat die Besuchszeiten deutlicher eingrenzt. Nur an zwei bis drei Wochentagen empfangen sie ihre jungen Gäste. Und nur nach Anmeldung. „Es muss genug Zeit für die eigentliche Arbeit auf dem Hof und unsere Privatsphäre bleiben“, begründet Markus Eggs das.
- Anmeldung und Gruppen: Einzelne Personen/Familien sind eher rücksichtsvoll. Menschen in einer Gruppe verhalten sich da oft anders, fast als wäre die Verantwortung bei irgendwem, aber weniger bei ihnen selbst. „Kommen mehr als sechs Personen zusammen, müssen sie sich anmelden und werden geführt“, beschreibt Dörr seine Gruppen-Strategie. Seinen Hof besuchen täglich rund 30 Leute, die Milchkunden am Automaten dürfen alleine ihre Runde drehen. Tipp: Eine Anmeldung per Mail über eine betriebseigene Internetseite erspart Zeit am Telefon!
Und was hat man selbst davon?
Von Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit profitiert ein Milchkuhbetrieb auf vielfältige Weise: „Image-Verbesserung lässt sich zwar nicht in Zahlen messen, ist aber für die immer kritischer werdende Gesellschaft wichtig“, findet Conny Derboven. Merklich profitieren Derbovens von der gläsernen Produktion dagegen im Hofladen. Zudem entwickelt sich die Einstellung der Leute gegenüber großen Vieheinheiten durch den offenen Umgang mit ihren 500 Milchkühen positiv. Dann ist es für Conny Derboven auch Motivation, wenn ein Besucher sagt: „Wenn ich eine Kuh wäre, würde ich hier leben wollen!“
Michael Dörr nennt den guten Ruf, den sie sich durch das Öffnen ihres Betriebs erarbeitet haben, als Standortvorteil. „Auch wenn das Güllefass mal tagelang fährt, gibt es nur selten eine Beschwerde“, erklärt er. Die Leute entwickeln, dadurch dass sie die Arbeitsabläufe auf dem Betrieb erleben können, mehr Verständnis. Das ist auch für die Akzeptanz von Betriebsentwicklungen hilfreich, etwa bei Bauvorhaben. „Aber man darf sich niemals unter‘m Wert verkaufen“, legt Michael Dörr nahe. Die Leute müssen akzeptieren, dass es aufwendig ist den Hof zu öffnen. Das muss entlohnt werden. Je nach Umfang einer Führung zahlen Kinder hier 7 € und Erwachsene 8 € bis 13 €. Der normale Milchkunde zahlt nichts.
Für die Familie Eggs ist ihr Lernort Bauernhof und ihr Tanzstudio im umgebauten alten Kuhstall zu einer Einkommensalternative geworden. Doch sie profitieren ebenso menschlich davon. „Öffentlichkeitsarbeit ist erfüllend“, sagt Markus Eggs. Ihnen ist es einfach ein Anliegen, dass Kinder wissen, wo ihr Essen wirklich herkommt. „Und die Kinder finden es toll!“
Katrin Berkemeier