Beim Thema Tierwohl denken Milcherzeuger und Verbraucher gar nicht aneinander vorbei. Das ist das Ergebnis von Gruppendiskussionen mit Verbrauchern und Milchproduzenten.
Im Zuge der Tierwohl-Debatte rückt auch die Haltung von Milchkühen zunehmend in den Fokus. Kritische Verbraucher, die noch häufig die Vorstellung einer Bilderbuchlandwirtschaft vor Augen haben (z.B. Kühe auf saftigen Almweiden vor romantischer...
Beim Thema Tierwohl denken Milcherzeuger und Verbraucher gar nicht aneinander vorbei. Das ist das Ergebnis von Gruppendiskussionen mit Verbrauchern und Milchproduzenten.
Im Zuge der Tierwohl-Debatte rückt auch die Haltung von Milchkühen zunehmend in den Fokus. Kritische Verbraucher, die noch häufig die Vorstellung einer Bilderbuchlandwirtschaft vor Augen haben (z.B. Kühe auf saftigen Almweiden vor romantischer Bergkulisse), fordern verbesserte Tierwohlstandards. Teils reißerisch gestaltete Medienberichte über große Milchviehbetriebe bestärken sie in ihren Forderungen. Milcherzeugern wird dabei gerne vorgeworfen, Kühe nicht artgerecht zu halten oder sie zu quälen.
Was genau bedeutet Tierwohl in der Milchviehhaltung? Liegt das Verständnis des Verbrauchers wirklich so weit von der guten landwirtschaftlichen Praxis entfernt? Sind die Fronten zwischen Milcherzeugern und Verbrauchern wirklich so verhärtet?
Im Rahmen des Projektes “SocialLab Deutschland, Nutztierhaltung im Spiegel der Gesellschaft”1) wurden zu diesem Thema Gruppendiskussionen entweder nur mit Milchproduzenten oder nur mit Verbrauchern durchgeführt. Ziel war, herauszufinden, wie sich die Verbraucher die heutige Milchviehhaltung vorstellen (durchgeführt vom Thünen-Institut für Marktanalyse im Herbst 2015). Daneben wurde aber auch mit Milchviehhaltern in mehreren Bundesländern diskutiert (durchgeführt von der Hochschule Südwestfalen in Soest). Im März 2016 hat das Thünen-Institut für Marktanalyse schließlich mit Landwirten und Verbrauchern gemeinsam diskutiert.
An den Diskussionsrunden nahmen in Tarp (Schleswig-Holstein) fünf Landwirte und vier Verbraucher sowie in Kempten (Bayern) vier Landwirte und vier Verbraucher teil. Es handelte sich dabei um „Leute von der Straße“, die im Vorfeld nicht über das Thema der Diskussionen informiert wurden. Alle Teilnehmer wurden gebeten, stichpunktartig aufzuschreiben, was ihrer Ansicht nach wichtig sei, damit es den Kühen gut gehe. Die Stichworte wurden in neun übergeordnete Kategorien gruppiert (Übers. 1).
„Tierliebe Bauern“
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Begriffe zu der Kategorie „Fütterung/Trinkwasser“ sind sowohl bei Landwirten als auch bei Verbrauchern am stärksten präsent, wenn es um das Wohlbefinden von Milchkühen geht.
- Sowohl Milcherzeuger als auch Verbraucher nannten nahezu gleich häufig die Themen „artgerechte“ bzw. „tiergerechte Haltung“, „gute Haltungsbedingungen“ oder eine „möglichst natürliche Haltung“. Während die Verbraucher häufiger die Stichworte „Auslauf/Weidegang“ nannten, war die Kategorie „Klima/Luft“ eher bei den Landwirten präsent (optimales Stallklima). Ein ausreichendes Platzangebot nannten ausschließlich die Milcherzeuger. Dass dieser Begriff von den Verbrauchern nicht aufgeführt wurde, ist verwunderlich. Es muss angenommen werden, dass für die Verbraucher das Platzangebot bereits in der Kategorie Auslauf/Weidegang enthalten ist.
- Beim Oberbegriff Tiergesundheit notierten Milcherzeuger „gesunde Tiere“, „geringer Medikamenteneinsatz“ und „wenn nötig medizinische Versorgung“. Das Antwortspektrum der Verbraucher umfasste neben „Hygiene“ vor allem „wenig Antibiotika im Futter“.
- Auch die Beziehung des Menschen zu den ihm anvertrauten Kühen erachteten beide Gruppen als wichtig. So skizzierten die Landwirte eine „intensive Betreuung“ und den „guten Tier-Mensch-Kontakt“, während die Verbraucher „tierliebe Bauern“ notierten.
- Begriffe zu der Kategorie „Fütterung/Trinkwasser“ sind sowohl bei Landwirten als auch bei Verbrauchern am stärksten präsent, wenn es um das Wohlbefinden von Milchkühen geht.
- Sowohl Milcherzeuger als auch Verbraucher nannten nahezu gleich häufig die Themen „artgerechte“ bzw. „tiergerechte Haltung“, „gute Haltungsbedingungen“ oder eine „möglichst natürliche Haltung“. Während die Verbraucher häufiger die Stichworte „Auslauf/Weidegang“ nannten, war die Kategorie „Klima/Luft“ eher bei den Landwirten präsent (optimales Stallklima). Ein ausreichendes Platzangebot nannten ausschließlich die Milcherzeuger. Dass dieser Begriff von den Verbrauchern nicht aufgeführt wurde, ist verwunderlich. Es muss angenommen werden, dass für die Verbraucher das Platzangebot bereits in der Kategorie Auslauf/Weidegang enthalten ist.
- Beim Oberbegriff Tiergesundheit notierten Milcherzeuger „gesunde Tiere“, „geringer Medikamenteneinsatz“ und „wenn nötig medizinische Versorgung“. Das Antwortspektrum der Verbraucher umfasste neben „Hygiene“ vor allem „wenig Antibiotika im Futter“.
- Auch die Beziehung des Menschen zu den ihm anvertrauten Kühen erachteten beide Gruppen als wichtig. So skizzierten die Landwirte eine „intensive Betreuung“ und den „guten Tier-Mensch-Kontakt“, während die Verbraucher „tierliebe Bauern“ notierten.
In der anschließenden Diskussion betonten die Milcherzeuger, dass das Wohlergehen ihrer Kühe an der Leistung erkennbar sei. So lasse sich klar feststellen, dass eine Kuh nur dann viel Milch geben könne, wenn es ihr gut gehe. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass es den Kühen gut gehe, wenn sie viel Milch geben. Die Verbraucher konnten diese Zusammenhänge nachvollziehen.
Bleibt festzuhalten: Beim Thema Tierwohl konnte die in den öffentlichen Debatten oftmals als tiefe Kluft bezeichnete Divergenz nicht bestätigt werden. Die Milchviehhaltung betreffend scheint durchaus ein relativ einheitliches Verständnis beider Parteien dazu vorzuliegen, was gegeben sein muss, damit es den Kühen gut geht.
Anmerkung: Die dargestellten Ergebnisse sind nicht repräsentativ. Deshalb sollen noch schriftliche Befragungen durchgeführt werden. -ve-
Anmerkung: Die dargestellten Ergebnisse sind nicht repräsentativ. Deshalb sollen noch schriftliche Befragungen durchgeführt werden. -ve-
Anmerkung: Die dargestellten Ergebnisse sind nicht repräsentativ. Deshalb sollen noch schriftliche Befragungen durchgeführt werden. -ve-
1) Die Förderung des Projektes erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung.