Absenkung der Kosten bei gleichzeitiger Leistungssteigerung, so reagierten viele Milcherzeuger auf die Milchkrise. Die European Dairy Farmer stellten auf dem EDF-Kongress in Prag die neuesten Kenzahlen vor.
Was ist der Schlüssel für ein erfolgreiches Management? Um diese Frage zu diskutieren, trafen sich Milcherzeuger aus Europa auf dem Kongress...
Absenkung der Kosten bei gleichzeitiger Leistungssteigerung, so reagierten viele Milcherzeuger auf die Milchkrise. Die European Dairy Farmer stellten auf dem EDF-Kongress in Prag die neuesten Kenzahlen vor.
Was ist der Schlüssel für ein erfolgreiches Management? Um diese Frage zu diskutieren, trafen sich Milcherzeuger aus Europa auf dem Kongress der European Dairy Farmers (EDF) in Prag. Dabei zeigten die aktuellen betriebswirtschaftlichen COP-Abschlüsse (cost of production), dass sehr viele Milchviehbetriebe in der EU ihre Produktionskosten senken konnten. Vor allem die schwedischen Betriebe konnten ihre Ausgaben deutlich reduzieren.
Vollkosten bei 35 ct/kg ECM
Der Break even point II (Milchpreis, der zur Vollkostendeckung erzielt werden muss) der konventionellen EDF-Betriebe (153 Betriebe) lag im Durchschnitt im vergangenen Jahr (2015/2016) bei 35 ct/kg ECM (Energie korrigierte Milchmenge). Damit sank er im Vergleich zum Jahr 2013/14 im Schnitt um knapp 3 ct/kg ECM! Allerdings fiel die Spanne sehr groß aus. Vor allem die irischen und tschechischen Milchviehbetriebe zeigten besonders gute Ergebnisse. Sie benötigten nur 26 ct bzw. 28,7 ct/kg ECM, hingegen blieben die Franzosen und Niederländer hinter den guten Zahlen der übrigen EU-Betriebe zurück (38 ct bzw. 40 ct/kg ECM, siehe Übersicht 1 und 2). Die Niederländer waren auch die einzige Gruppe innerhalb des EDF, bei denen der Break even point II seit 2013 nicht gesunken, sondern gestiegen ist; eine verheerende Situation im Hinblick auf die niedrigen Erzeugerpreise der vergangenen zwei Jahre. Besonders aber stachen die schwedischen EDF-Betriebe hervor, die in den vergangenen drei bis vier Jahren ihren Break even point um sage und schreibe 11 ct/kg ECM senken konnten. Allerdings muss bei diesen Auswertungen immer beachtet werden, dass die Ergebnisse nicht repräsentativ für einzelne Länder sind. Ein regionaler Trend lässt sich jedoch ablesen.
Kosten im Griff
Die verbesserten Werte der EDF-Betriebe resultierten vor allem aus niedrigeren Aufwendungen pro Kuh (-175 €) infolge von:
- niedrigeren Preisen für Futter, Dünger und Treibstoff.
- Viele Milcherzeuger verzichteten auf Ersatzinvestitionen.
- Auch das Ende der Quote brachte eine Kostenreduktion. Ausnahmen bilden Italien (Käsequote, PDO) und Frankreich (Einschränkung der Molkereien).
- Last but not least verringerte auch die signifikant höhere Milchleistung die Kosten pro Liter Milch.
- niedrigeren Preisen für Futter, Dünger und Treibstoff.
- Viele Milcherzeuger verzichteten auf Ersatzinvestitionen.
- Auch das Ende der Quote brachte eine Kostenreduktion. Ausnahmen bilden Italien (Käsequote, PDO) und Frankreich (Einschränkung der Molkereien).
- Last but not least verringerte auch die signifikant höhere Milchleistung die Kosten pro Liter Milch.
Infolge der höheren Milchleistung tendierte die Produktivität der Arbeit, der Fläche sowie des Kapitals nach oben (nicht signifikant). Ein Beispiel ist die pro Hektar ermolkene Milch (kg ECM/ha), die in den vergangenen vier Jahren von 13.467 auf 13.910 kg ECM/ha anstieg. Wohingegen der Ressourceneinsatz pro Kuh nahezu gleich blieb mit 0,62 ha (Übersicht 3).
Arbeit ist besonders günstig
Bei den Auswertungen stachen auch die tschechischen Betriebe heraus (Gastgeber EDF-Kongress). Die tschechische Milchwirtschaft ist zwar kein Global Player, denn nur 1,7% der europäischen Milch wird hier produziert, dennoch ist die Milchproduktion (Ställe, Management) durchaus vergleichbar mit der in Westeuropa. Derzeit werden 373.000 Kühe gemolken, von denen 95% in Laufställen stehen. Die durchschnittliche Herdengröße umfasst 314 Kühe. Häufig haben die Betriebe, bedingt durch frühere politische Strukturen, mehr als einen Standort. Deshalb stehen 70% der Kühe in Ställen mit durchschnittlich 255 Plätzen. In Planung befindliche Ställe sind auf 400 bis 500 Kühe ausgelegt. Nicht nur die Herdengrößen sind beeindruckend. Die Leistung kann sich ebenso sehen lassen. So geben Holsteins im Schnitt 9.744 kg und Fleckvieh-Kühe 7.335 kg.
Die acht ausgewerteten tschechischen EDF-Betriebe sind absolut leistungsstark und dabei Niedrigkosten-Produzenten. Sie produzieren Milch bei Vollkosten von 28,7 ct/kg Milch. Die Gründe für niedrige Vollkosten sind u.a. die hohe Milchleistung der EDF-Herden von 10.118 kg ECM und die moderaten Kosten von 3.384 € pro Kuh. Zudem tragen auch die niedrigen Aufwendungen für Arbeit von 8,40 €/Akh und für Pachtland zu den guten Ergebnissen bei (Übersicht 4). Allerdings steht den niedrigen Lohnkosten eine geringere Arbeitsproduktivität gegenüber. So werden 71 Arbeitsstunden pro Kuh und Jahr benötigt.
Niedrige Kosten sind jedoch ein Muss für die Betriebe. Denn nicht nur in den letzten 2 Jahren kämpften sie mit sehr niedrigen Milchpreisen; niedrig sogar im Vergleich zu anderen osteuropäischen Staaten.
Snapshot: Innovationen gesucht
Auch auf diesem Kongress stellten die EDF wieder die Ergebnisse ihrer Snapshot-Umfrage vor. Dabei ging es um die Frage, ob die Milcherzeuger nach neuen Innovationen suchen. 25% der Befragten gaben an, dass sie eine Innovation eingeführt haben, die für die gesamte Region neu war. Bei 60% war die Innovation nur neu für den eigenen Betrieb. Positive Auswirkungen hatten diese Neuerungen auf die Effizienz der vorhandenen Ressourcen (Arbeit, Land, Futter) und eine bessere finanzielle Stabilität (niedrigere Kosten, stabileres Einkommen). 158 EDF-Mitglieder sahen noch „Baustellen“ auf ihren Betrieben, die es zu beheben gilt. Dazu gehören das Finden und Halten von Mitarbeitern, die Optimierung von Arbeitsprozessen oder ein effizientes Güllemanagement (Lagerung, Separierung).B. Ostermann-Palz