Nach einer nahezu ungebremsten Talfahrt scheint der Milchmarkt jetzt unten angekommen zu sein. Vieles spricht dafür, dass es bald wieder aufwärts geht!
Viele Marktexperten geben sich noch skeptisch, es könne noch keine Entwarnung gegeben werden, ist aus den Stabsstellen der größeren Molkereiunternehmen zu erfahren. In der Aufwärtsbewegung...
Nach einer nahezu ungebremsten Talfahrt scheint der Milchmarkt jetzt unten angekommen zu sein. Vieles spricht dafür, dass es bald wieder aufwärts geht!
Viele Marktexperten geben sich noch skeptisch, es könne noch keine Entwarnung gegeben werden, ist aus den Stabsstellen der größeren Molkereiunternehmen zu erfahren. In der Aufwärtsbewegung lasse sich noch kein Trend erkennen, das Kursplus einiger Notierungen für Milchprodukte sei „durch sehr individuelle Gründe hervorgerufen worden“, erfahren wir bei unserer Recherche.
Klar ist es schwierig vorherzusagen, wie sich der Milchmarkt weiterentwickelt. Auch wenn sich noch keine grundlegende Wende abzeichnet, spricht doch einiges dafür, dass wir bis auf Weiteres die grausamste Zeit hinter uns gelassen haben:
- Mit Arla und FrieslandCampina haben zwei der großen Player im Oktober die Milchpreise angehoben. Auch der neuseeländische Molkereigigant Fonterra hat seine Milchpreisprognose zuletzt leicht nach oben korrigiert.
- Auf dem Weltmarkt haben die Handelsnotierungen leicht angezogen, besonders in Ozeanien und den USA. Die drei jüngsten Auktionen der internationalen Handelsbörse Global Dairy Trade schlossen mit zweistelligen Steigerungen im Index ab, was die Marktstimmung wieder merklich anhob.
- In Deutschland haben die großen Discounter angekündigt, die Ladenpreise für einige Milchprodukte anzuheben (was bis dato als unmöglich galt!).
- Die chinesischen Importe haben sich auf einem normalen Level eingependelt, sie liegen in etwa auf dem Niveau von 2012/13 (das Jahr 2014 war ein Ausnahmejahr, das so schnell nicht wiederkommen wird).
- Infolge des niedrigen Euro-Kurses (im Verhältnis zum US Dollar) hat die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen am Weltmarkt deutlich zugenommen. Nach Berechnungen des IFCN in Kiel kostet die Produktion eines Liter Milch in Schleswig-Holstein in etwa gleich viel wie in Neuseeland. Auch im Vergleich mit den USA (mittlerer Westen) sind nur noch marginale Unterscheide zu erkennen!
- In Neuseeland und Australien wird im laufenden Milchwirtschaftsjahr etwas weniger Milch erwartet, denn die Wahrscheinlichkeit für ein starkes El-Nino-Ereignis besteht weiter. Dies könnte gegen Jahresende zu Dürre und damit zu einer Abschwächung des Milchaufkommens führen (in Neuseelnand um bis zu -10 %).
- Die neuseeländische Molkereigenossenschaft Fonterra hat ihre Preisprognose für die Saison 2015/16 Ende September angehoben. Der erwartete Auszahlungspreis liegt mit 4,60 NZD/kg Milchinhaltsstoffe um 0,75 NZD über der Prognose von Anfang August (umgerechnet bedeutet die jüngste Einschätzung für das aktuelle Milchwirtschaftsjahr unter Verwendung des aktuellen Wechselkurses inklusive der Ausschüttung einen Milchpreis von rund 21 ct/kg).
- Ein wachsender Konsum in den USA bei einer verbesserten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dürfte zu einem leichten Rückgang der US-Exporte führen.
- Viele Einkäufer haben sich lange zurückgehalten, sie haben auf weiterhin fallende Rohstoffpreise gesetzt. Jetzt sind teilweise die Lager leer, es muss gekauft werden.
- Die stark gesunkenen Rohstoff-Einkaufspreise lassen die Nachfrage wieder ansteigen und so langfristig gesehen auch die Milchauszahlungspreise.
- Mit Arla und FrieslandCampina haben zwei der großen Player im Oktober die Milchpreise angehoben. Auch der neuseeländische Molkereigigant Fonterra hat seine Milchpreisprognose zuletzt leicht nach oben korrigiert.
- Auf dem Weltmarkt haben die Handelsnotierungen leicht angezogen, besonders in Ozeanien und den USA. Die drei jüngsten Auktionen der internationalen Handelsbörse Global Dairy Trade schlossen mit zweistelligen Steigerungen im Index ab, was die Marktstimmung wieder merklich anhob.
- In Deutschland haben die großen Discounter angekündigt, die Ladenpreise für einige Milchprodukte anzuheben (was bis dato als unmöglich galt!).
- Die chinesischen Importe haben sich auf einem normalen Level eingependelt, sie liegen in etwa auf dem Niveau von 2012/13 (das Jahr 2014 war ein Ausnahmejahr, das so schnell nicht wiederkommen wird).
- Infolge des niedrigen Euro-Kurses (im Verhältnis zum US Dollar) hat die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen am Weltmarkt deutlich zugenommen. Nach Berechnungen des IFCN in Kiel kostet die Produktion eines Liter Milch in Schleswig-Holstein in etwa gleich viel wie in Neuseeland. Auch im Vergleich mit den USA (mittlerer Westen) sind nur noch marginale Unterscheide zu erkennen!
- In Neuseeland und Australien wird im laufenden Milchwirtschaftsjahr etwas weniger Milch erwartet, denn die Wahrscheinlichkeit für ein starkes El-Nino-Ereignis besteht weiter. Dies könnte gegen Jahresende zu Dürre und damit zu einer Abschwächung des Milchaufkommens führen (in Neuseelnand um bis zu -10 %).
- Die neuseeländische Molkereigenossenschaft Fonterra hat ihre Preisprognose für die Saison 2015/16 Ende September angehoben. Der erwartete Auszahlungspreis liegt mit 4,60 NZD/kg Milchinhaltsstoffe um 0,75 NZD über der Prognose von Anfang August (umgerechnet bedeutet die jüngste Einschätzung für das aktuelle Milchwirtschaftsjahr unter Verwendung des aktuellen Wechselkurses inklusive der Ausschüttung einen Milchpreis von rund 21 ct/kg).
- Ein wachsender Konsum in den USA bei einer verbesserten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dürfte zu einem leichten Rückgang der US-Exporte führen.
- Viele Einkäufer haben sich lange zurückgehalten, sie haben auf weiterhin fallende Rohstoffpreise gesetzt. Jetzt sind teilweise die Lager leer, es muss gekauft werden.
- Die stark gesunkenen Rohstoff-Einkaufspreise lassen die Nachfrage wieder ansteigen und so langfristig gesehen auch die Milchauszahlungspreise.
Ein paar Monate wird’s noch dauern
Doch auch wenn sich die Stimmung am Markt so langsam aufhellt, sollten Milcherzeuger nicht auf rasch steigende Milchpreise spekulieren, denn Angebot und Nachfrage bleiben wohl noch bis Ende des Winters etwas unausgewogen. So erwartet die niederländische Rabobank in ihrem jüngsten Ausblick auf den Milchmarkt, dass sich der Milchpreis erst Mitte des kommenden Jahres wieder erholt. Begründung: Bis sich die Wirkung der Bremsmanöver einstellt, ausgelöst durch die aktuell geringen Milchpreise in Neuseeland und den anhaltenden Preisdruck in den übrigen Milchregionen, werden noch einige Monate ins Land ziehen. Infolge dieser verzögerten Reaktion werde sich ein Marktgleichgewicht deshalb erst Anfang 2016 einstellen, prognostiziert Jan van Beekhuizen, Ressortchef Milcherzeugung bei der Rabobank. Im Hinblick auf den gesunkenen Ölpreis stuft der Banker zudem die Entwicklung der Nachfrage in den ölproduzierenden Ländern, die ansonsten traditionell Milchprodukte importieren, als etwas gedämpft ein.
Entscheidend wird sein, wie sich in den kommenden Wochen und Monaten die Milchmengen in Europa entwickeln werden. Denn die EU ist nach Neuseeland der größte Player am Weltmilchmarkt. Rund jeder achte in der EU 28 erzeugte Liter Milch muss außerhalb der Gemeinschaftsgrenzen abgesetzt werden. Auf lange Sicht ist der hohe Exportanteil kein Nachteil – im Gegenteil, langfristig rechnen die Marktanalysten auf globaler Ebene mit einem deutlichen Nachfrageanstieg von durchschnittlich 2,2 % jährlich. Immer vorausgesetzt, die Volkswirtschaften in den afrikanischen und asiatischen Ländern wachsen weiter kräftig. So ganz aus der Luft gegriffen sind diese Szenarien nicht, schließlich wächst der globale Wohlstand nicht nur, er verteilt sich auch gleichmäßiger. Laut dem kürzlich publizierten „Global Wealth Report“ gehören erstmals mehr als eine Milliarde Menschen der Vermögensmittelschicht an. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Mittelschicht somit um mit 578 Millionen Menschen mehr als verdoppelt. Dominiert wird sie von den Chinesen, von den gut eine Milliarde Menschen in der Vermögensmittelschicht stammen 600 Millionen aus China.
Sollte sich dieses Zukunfts-Szenario bewahrheiten, dann ließen sich weltweit im Jahr 2024 rund 933 Mio. Tonnen Milch vermarkten, rund 175 Mio. Tonnen mehr als derzeit! Die zusätzliche Menge entspricht etwas mehr als der achtfachen aktuell in Neuseeland ermolkenen Milch (21,5 Mio. Tonnen) oder knapp dem zweifachen Milchoutput der USA (93 Mio. t).
Wie passt dieses optimistische Szenario zur aktuellen Krise, werden sich jetzt sicherlich viele von Ihnen fragen. Wieso konnte der globale Markt in 2014/15 derart einbrechen, wenn doch der Milchdurst weltweit zunimmt? Die Milchkrise ist vor allem auf zwei Ursachen zurückzuführen:
- China hat in 2013/14 extrem viel Milchprodukte importiert, was zu einer Preisexplosion auf den Märkten geführt hat. Auf allen Märkten haben die Notierungen deutlich angezogen. Die „Super-Milchpreise“ wiederum haben weltweit die Melker angespornt, ihre Produktionskapazitäten maximal auszureizen.
- Hinzu kommt, dass das Klima den Milchpreisnotierungen in die Karten spielte: Zu Jahresbeginn 2013, mitten in der Hauptmilchproduktionsphase, verzeichnete Neuseeland und Australien die schwerste Dürre seit Jahrzehnten. In der Folge war das Milchaufkommen denn auch rückläufig. Ein paar Monate später, Mitte Juli bis Mitte August, führten dann ungewöhnlich starke Niederschläge zu schweren Überschwemmungen in Nordostasien.
- (Zu) Lange wurde auf zu optimistische Wachstumsraten in den Schwellenländern und in China gesetzt. Verdrängt wurde, dass sich die überhitzten Märkte wieder abkühlen werden. Auch im Milchsektor hat man zu lange geglaubt, dass der asiatische Raum unbegrenzt aufnahmefähig ist – ein Irrtum, wie wir schmerzhaft erfahren mussten. Dem Rohstoffwachstum von 3,3 % stand plötzlich nur noch ein Nachfragewachstum von knapp 2,0 % gegenüber.
- China hat in 2013/14 extrem viel Milchprodukte importiert, was zu einer Preisexplosion auf den Märkten geführt hat. Auf allen Märkten haben die Notierungen deutlich angezogen. Die „Super-Milchpreise“ wiederum haben weltweit die Melker angespornt, ihre Produktionskapazitäten maximal auszureizen.
- Hinzu kommt, dass das Klima den Milchpreisnotierungen in die Karten spielte: Zu Jahresbeginn 2013, mitten in der Hauptmilchproduktionsphase, verzeichnete Neuseeland und Australien die schwerste Dürre seit Jahrzehnten. In der Folge war das Milchaufkommen denn auch rückläufig. Ein paar Monate später, Mitte Juli bis Mitte August, führten dann ungewöhnlich starke Niederschläge zu schweren Überschwemmungen in Nordostasien.
- (Zu) Lange wurde auf zu optimistische Wachstumsraten in den Schwellenländern und in China gesetzt. Verdrängt wurde, dass sich die überhitzten Märkte wieder abkühlen werden. Auch im Milchsektor hat man zu lange geglaubt, dass der asiatische Raum unbegrenzt aufnahmefähig ist – ein Irrtum, wie wir schmerzhaft erfahren mussten. Dem Rohstoffwachstum von 3,3 % stand plötzlich nur noch ein Nachfragewachstum von knapp 2,0 % gegenüber.
Nur 2,8 % mehr Milch nach der Quote
Vielfach wurde bzw. wird die Milchkrise auf die Abschaffung des EU-Milchquotensystems zurückgeführt. Fakt ist, dass die Milchproduktion in der EU 28 während der ersten sieben Monaten 2015 nur um 1,1 % zugelegt hat. Allerdings war in den ersten vier Monaten nach dem Ablauf der Milchquotenregelung (April bis Juli 2015) ein Anstieg um 2,8 % zu beobachten. Dabei nahm die Milchproduktion nach dem Quotenende in 19 Mitgliedsstaaten zu (Übersicht 2).
Mit Volldampf gemolken wird seit Ende März 2015 vor allem in Irland, Ungarn, Niederlanden, Spanien, Polen und Großbritannien, während in den beiden großen Erzeugerländern Frankreich und Deutschland sich das Rohstoffangebot so langsam aber sicher der Vorjahreslinie nähert. Deshalb prognostizieren die Marktexperten der EU-Kommission für die EU 28 im kommenden Jahr 2016 auch „nur“ einen Anstieg der Milchproduktion von max. 0,9 %.
Weniger Kühe in der EU
Für das Ausbleiben einer Milchschwemme spricht, dass in einigen EU-Ländern im Frühjahr 2015 etwas weniger Milchkühe gezählt wurden als noch im Vorjahr um die gleiche Zeit. Dies trifft vor allem auf Deutschland und Frankreich zu, die beiden größten Milchproduzenten in der EU (korrespondiert weitgehend mit der stabilen Entwicklung des Milch-aufkommens in den letzten Wochen). Nur die Entwicklung der Kuhzahlen in Irland und in den Niederlanden hebt sich mit einem Plus von 5,7 % bzw. 3,2 % deutlich von der Entwicklung anderer EU-Länder ab. Letztlich lässt die Entwicklung der Tierbestände aber keinen Milch-Tsunami erwarten. Ob und wie viel Milch in den kommenden Jahren zusätzlich erzeugt werden wird, dürfte vor allem von zwei Punkten abhängen: der Steigerung der Durchschnittsleistungen der Milchkühe und den Auflagen. Schon jetzt ist absehbar, dass in den milchstarken Regionen kaum noch neue Stallanlagen genehmigt werden, sei es wegen politischer Vorbehalte (Frankreich), wegen hoher Umweltauflagen (Niederlande) oder bedingt durch eine restriktive Genehmigungspraxis (Deutschland).
Auf Regen folgtSonnenschein …
Auch wenn die aktuell niedrigen Milchpreise und die kurzfristigen Aussichten nicht zufriedenstellen können, denken Sie an die alte Weisheit: Auf Regen folgt stets Sonnenschein! Schon fast absehbar scheint, dass gegen Ende 2016 die Milchauszahlungspreise wieder in Richtung 35 bis 40 Cent schielen werden – sofern keine Katastrophen den Wachstumsmotor der Weltwirtschaft abwürgen. Sie glauben es nicht? Ein Blick auf den Verlauf des globalen Milchpreises zeigt, dass sich im Abstand von etwa drei Jahren regelmäßig Preisspitzen einstellen. In einem Jahr dürfte es wieder soweit sein.
G. Veauthier