Günstige Aussichten auf dem Weltagrarmarkt in Kombination mit einem schwachen Euro tragen voraussichtlich dazu bei, dass sich die Einkommen vieler Milchkuhbetriebe in Deutschland langfristig positiv entwickeln werden, so die Projektion der aktuellen „Thünen-Baseline 2015 – 2025“.
Bei Milch trafen in den letzten Monaten weltweit hohe...
Günstige Aussichten auf dem Weltagrarmarkt in Kombination mit einem schwachen Euro tragen voraussichtlich dazu bei, dass sich die Einkommen vieler Milchkuhbetriebe in Deutschland langfristig positiv entwickeln werden, so die Projektion der aktuellen „Thünen-Baseline 2015 – 2025“.
Bei Milch trafen in den letzten Monaten weltweit hohe Anlieferungen in allen wichtigen Produktionsregionen auf eine Kaufzurückhaltung in China und den erdölexportierenden Ländern (geringeres Wirtschaftswachstum bzw. russisches Importembargo), was zu deutlichen Preisrückgängen bei allen wichtigen Milchprodukten weltweit geführt hat. Da Deutschland Nettoexporteur ist, schlägt sich diese Situation bei niedrigem Stützungsniveau auch in den Preisen für Milchprodukte und Milch nieder. Zwar wurde in Deutschland selbst die Erzeugung 2015 nach dem Ausstieg aus der Milchquote leicht eingeschränkt, aber in den meisten anderen EU-Ländern kam es zu Ausdehnungen mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Preise.
Für eine Trendwende noch in 2016 sprechen die niedrigen Preise in anderen wichtigen Produktionsregionen der Welt, die dort das Produktionswachstum einbremsen und damit den Exportdruck und den Druck auf die Preise mildern. Nicht zuletzt auch wegen niedriger Bestände an Milchprodukten dürfte ab Mitte/Ende 2016 mit einer gewissen Preiserholung zu rechnen sein.
38 Cent, aber erst 2025
Trotz der momentanen Konsolidierungsphase dürften bis zum Jahr 2025 die langfristig günstigen Absatzaussichten die Entwicklung auf den globalen Märkten dominieren. In China, anderen asiatischen Ländern sowie auch im Nahen Osten besteht ein deutlicher Nachholbedarf im Konsum an Milchprodukten. Auch von einer möglichen Aufhebung des russischen Importembargos können, insbesondere bei Käse, positive Impulse erwartet werden. Die positiven Absatzaussichten implizieren einen Milcherzeugerpreis, der am Ende der Projektionsperiode (2025) bei knapp 38 €/100 kg Milch bei 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß (ohne MwSt.) liegt (schwacher Euro unterstellt).
Die wichtigsten Aussagen der Thünen-Baseline 2015 bis 2025 im Hinblick auf die Milchproduktion:
- Die Milcherzeugung wird bis zum Jahr 2025 aufgrund steigender Milchpreise und dem Auslaufen der Milchquote auf rund 37 Mio. t ausgedehnt. Dies entspricht einem Anstieg der Milchproduktion gegenüber dem Zeitraum 2009 bis 2011 um rund 23%.
- Die Erzeugerpreisentwicklung in Deutschland wird durch den unterstellten Wechselkurs mit einem vergleichsweise schwachen Euro (1,15 $/€ in 2025) grundsätzlich positiv beeinflusst. Bei Milchprodukten dominieren denn auch trotz der momentanen Konsolidierungsphase nach Auslaufen der Quotenregelung langfristig die günstigen Absatzaussichten auf den globalen Märkten die Entwicklung. Der Milcherzeugerpreis beträgt daher am Ende der Projektionsperiode (2025) knapp 38 €/100 kg Milch.
- Das Einkommen der Milchviehbetriebe steigt somit im Durchschnitt um 35% und liegt damit höher als in allen anderen Betriebsformen. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass derzeit diskutierte mögliche höhere Auflagen (z.B. in der Düngeverordnung), die zu steigenden Kosten führen könnten, in der Baseline nicht berücksichtigt sind.
- Ein großer Anteil der Milchproduktionssteigerung kann über die Milchleistungssteigerung der Milchkühe abgedeckt werden. Aus diesem Grund steigen die Milchkuhbestände auch nur geringfügig an. Somit ist zu erwarten, dass Regionen, die über eine nur geringe Milchproduktions- und Grünlanddichte verfügen, mittelfristig ihre Milchkuhbestände reduzieren werden. Dies betrifft ebenso die Gunststandorte des Ackerbaus wie auch die für die Milchproduktion ungünstigen Mittelgebirgslagen (zum Beispiel Hunsrück oder Teile von Hessen). Eine deutlich überdurchschnittliche Ausdehnung der Milcherzeugung von mehr als 1.500 kg/ha LF erfolgt nach den Modellergebnissen vor allem in den Küstenregionen, am Niederrhein, in einigen Mittelgebirgslagen sowie im Allgäu und im Voralpenland (Übersicht 1). Der verstärkte Grünlandschutz, begleitet durch eine relativ konstante Rindviehbestandsentwicklung, lässt – auch infolge des hohen Milchpreisniveaus – in diesen Regionen in der Grünlandnutzung keine größeren Veränderungen erwarten.
- Die Milcherzeugung wird bis zum Jahr 2025 aufgrund steigender Milchpreise und dem Auslaufen der Milchquote auf rund 37 Mio. t ausgedehnt. Dies entspricht einem Anstieg der Milchproduktion gegenüber dem Zeitraum 2009 bis 2011 um rund 23%.
- Die Erzeugerpreisentwicklung in Deutschland wird durch den unterstellten Wechselkurs mit einem vergleichsweise schwachen Euro (1,15 $/€ in 2025) grundsätzlich positiv beeinflusst. Bei Milchprodukten dominieren denn auch trotz der momentanen Konsolidierungsphase nach Auslaufen der Quotenregelung langfristig die günstigen Absatzaussichten auf den globalen Märkten die Entwicklung. Der Milcherzeugerpreis beträgt daher am Ende der Projektionsperiode (2025) knapp 38 €/100 kg Milch.
- Das Einkommen der Milchviehbetriebe steigt somit im Durchschnitt um 35% und liegt damit höher als in allen anderen Betriebsformen. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass derzeit diskutierte mögliche höhere Auflagen (z.B. in der Düngeverordnung), die zu steigenden Kosten führen könnten, in der Baseline nicht berücksichtigt sind.
- Ein großer Anteil der Milchproduktionssteigerung kann über die Milchleistungssteigerung der Milchkühe abgedeckt werden. Aus diesem Grund steigen die Milchkuhbestände auch nur geringfügig an. Somit ist zu erwarten, dass Regionen, die über eine nur geringe Milchproduktions- und Grünlanddichte verfügen, mittelfristig ihre Milchkuhbestände reduzieren werden. Dies betrifft ebenso die Gunststandorte des Ackerbaus wie auch die für die Milchproduktion ungünstigen Mittelgebirgslagen (zum Beispiel Hunsrück oder Teile von Hessen). Eine deutlich überdurchschnittliche Ausdehnung der Milcherzeugung von mehr als 1.500 kg/ha LF erfolgt nach den Modellergebnissen vor allem in den Küstenregionen, am Niederrhein, in einigen Mittelgebirgslagen sowie im Allgäu und im Voralpenland (Übersicht 1). Der verstärkte Grünlandschutz, begleitet durch eine relativ konstante Rindviehbestandsentwicklung, lässt – auch infolge des hohen Milchpreisniveaus – in diesen Regionen in der Grünlandnutzung keine größeren Veränderungen erwarten.
Die Projektionen der Thünen-Baseline beruhen auf den im Juli 2015 vorliegenden Daten und Informationen zur weltwirtschaftlichen Entwicklung. Es wird dabei von einer Beibehaltung der derzeitigen Agrarpolitik bzw. der Umsetzung bereits beschlossener Politikänderungen ausgegangen. Die Darstellung der Ergebnisse konzentriert sich hauptsächlich auf die Entwicklungen im Vergleich zur Situation im Basisjahrzeitraum 2009 bis 2011.
Die Thünen-Baseline stützt sich auf Projektionen internationaler Organisationen (unter anderem USDA, OECD, EU-Kommission) zur allgemeinen globalen wirtschaftlichen Entwicklung. Darüber hinaus fließen Projektionen der OECD und der FAO für die Weltagrarmärkte sowie Annahmen zur Entwicklung von Faktorpreisen und -ausstattung in der deutschen Landwirtschaft in die Berechnungen ein.
Angemerkt werden muss jedoch, dass vor dem Hintergrund der stark rückläufigen Einnahmen erdölexportierender Länder und des aktuell deutlich niedrigeren Wachstums in China die künftige Entwicklung der Nachfrage auf dem Weltmarkt, insbesondere nach tierischen Produkten, nur schwer abschätzbar ist. So könnten sich die zugrunde gelegten Weltmarktpreise von Mitte 2015 unter Umständen mittelfristig als zu optimistisch erweisen.
Szenario starker Euro
Die Entwicklung des Wechselkurses von Euro und US-Dollar ist die große „Unsicherheit“ in dem Szenario. Der Wechselkurs hat einen relativ großen Einfluss auf eine Vielzahl der Projektionsergebnisse. Für die Thünen-Baseline 2015 bis 2025 wird ein Wechselkurs von 1,15 $/€ in im Zieljahr 2025 unterstellt. Es wird davon ausgegangen, dass sich der Wert des Euro gegenüber dem US-Dollar nicht nachhaltig von seinem im Jahr 2015 beobachteten Niveau erholt. Um die Bedeutung der Wechselkurse zu illustrieren, wurde eine Sensitivitätsrechnung durchgeführt. In dem dargestellten Szenario „starker Euro“ liegt der Wechselkurs bei 1,37 $/€ in 2025. Ergebnis: Für den deutschen Agrarsektor bedeutet dies, dass die Preise für viele Güter sinken, insbesondere bei hoher Bedeutung des Außenhandels. Bei Milch ist wegen der hohen Exportabhängigkeit mit -13% zu rechnen (Veränderung in Prozent zur Baseline).G. Veauthier