Viele europäische Milcherzeuger planen in den nächsten Jahren kräftige Wachstumsschritte – ungeachtet der Milchkrise, lautet das Ergebnis der European Dairy Farmer-Umfrage 2015.
Im Juni trafen sich 380 Milcherzeuger aus 26 Nationen zum jährlichen Kongress der European Dairy Farmer (EDF) in Rostock. Das Gros der Gedanken bei dem Treffen unter dem Motto „25 Jahre zukunftsorientiertes Unternehmertum“, galt in...
Viele europäische Milcherzeuger planen in den nächsten Jahren kräftige Wachstumsschritte – ungeachtet der Milchkrise, lautet das Ergebnis der European Dairy Farmer-Umfrage 2015.
Im Juni trafen sich 380 Milcherzeuger aus 26 Nationen zum jährlichen Kongress der European Dairy Farmer (EDF) in Rostock. Das Gros der Gedanken bei dem Treffen unter dem Motto „25 Jahre zukunftsorientiertes Unternehmertum“, galt in Zeiten niedriger Milchpreise und volatiler Märkte der Frage, wie Milchkuhbetriebe unter diesen Bedingungen langfristig erfolgreich bestehen können. „Liquiditäts-Management“, „Organisation“ und „Investitionen, die sich mit Wachstum in Milchleistung und/oder Betriebsgröße bezahlt machen“ waren die prägenden Begrifflichkeiten des Kongress-Programms.
Im Schnitt 46,1 Cent pro kg ECM erlöst
Der Produktionskosten-Vergleich (CoP) des Wirtschaftsjahres 2013/14, in dem 277 EDF-Betriebe ihre Daten bereitstellten, brachte (noch) sehr gute Ergebnisse: Der durchschnittliche europäische EDF-Betrieb erzielte Einnahmen von 46,1 Cent pro kg energiekorrigierte Milchmenge (ECM), bei vollen ökonomischen Kosten von 47,8 ct/kg ECM. Der daraus resultierende Unternehmer-Verlust von - 1,8 Cent wendete sich unter Hinzunahme der entkoppelten Betriebsprämie zu einem Gewinn von + 1,3 ct/kg ECM. 44 Prozent der beteiligten Betriebe konnten ohne die Betriebsprämie gewinnbringend wirtschaften und 17 Prozent nur unter Hinzunahme der Prämie. Die restlichen 39 Prozent produzierten trotz Prämie nicht profitabel!
64 Kühe zusätzlich
2015 nahmen an der jährlichen Befragung der EDF-Milcherzeuger (Snapshot) 164 Betriebe teil. Gefragt wurde nach den künftigen Wachstumsplänen. Das Ergebnis war, in anbetracht der beim Befragungszeitpunkt niedrigen Milchpreise, überraschend: 45 Prozent gaben an, ihre Betriebe bis 2019/20 zu erweitern und zwar um gemittelt 27 Prozent bzw. zusätzliche 64 Kühe. Die meisten Wachstumsschritte planten Betriebe mit 140 bis 300 Kühen, sie wollen ihre Herden im Schnitt um 71 Kühe aufstocken. Die Betriebe mit mehr als 600 Kühen gaben das höchste absolute Wachstum an, sie planen ihre Herden im Mittel um 138 Kühe aufzustocken (Übersicht 1). Die Pläne unterschieden sich jedoch erheblich zwischen den einzelnen Mitgliedsländern: Die französischen EDF-Mitglieder wollen ihre Betriebe im Schnitt um 40 Prozent vergrößern! Die Niederländer planen Erweiterungen um 27 Prozent. Kaum an Expansion denken dagegen die Schweden. Begrenzende Faktoren für Wachstum sind für die Teilnehmer meistens geringe Flächenverfügbarkeit, erschwerte Baugenehmigungs-Verfahren, höhere Umweltauflagen sowie das Verhältnis der Input/Output-Kosten.
Neben der Aufstockung wollen die European Dairy Farmer auch die Milchleistung pro Kuh und Jahr um gemittelt 1,6 Prozent steigern (Übersicht 2). Bis 2019/20 planen 60 Prozent der Betriebe ihre Milchanlieferung um 20 Prozent und mehr zu erhöhen (Übersicht 3). Diese Daten sind nicht repräsentativ, denn die EDF-Betriebe werden allgemein als überdurchschnittlich engagiert eingeschätzt. K. Berkemeier