Hanjörg Thießen bewirtschaftet in Borstel-Hohenraden (Schleswig-Holstein) einen ansehnlichen Milchkuhbetrieb mit 340 Kühen. Seit einigen Monaten führt er regelmäßig Daten in einer Exceldatei zusammen. So hat er jederzeit alle wichtigen Kennzahlen im Blick.
Elite: Wie kamen Sie auf die Idee, Ihr eigenes Controlling-System zu entwickeln?
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Hanjörg Thießen bewirtschaftet in Borstel-Hohenraden (Schleswig-Holstein) einen ansehnlichen Milchkuhbetrieb mit 340 Kühen. Seit einigen Monaten führt er regelmäßig Daten in einer Exceldatei zusammen. So hat er jederzeit alle wichtigen Kennzahlen im Blick.
Elite: Wie kamen Sie auf die Idee, Ihr eigenes Controlling-System zu entwickeln?
Thießen: Als vor einiger Zeit die Milch nicht so richtig lief, hatte ich viele Berater befragt, aber keiner hatte eine plausible Erklärung parat bzw. die Schwachstelle gefunden. Da habe ich mich an einen Controlling-Workshop erinnert, den ich im Rahmen des BUS-Seminares besucht hatte. Hinzu kommt, dass ich von überall her Kennzahlen erhalte, vom LKV, meinen Beratern, der Buchführungsstelle usw., viel Papier, aber sehr unübersichtlich! Dank meiner Excel-Liste habe ich jederzeit alle für mich relevanten Kennzahlen im Blick und muss mich nicht durch haufenweise Papier wühlen.
Elite: Welche Erfolgskennzahlen haben Sie für sich bzw. ihr Unternehmen definiert?
Thießen: Die Kennzahlen sind ja mehr oder weniger vorgegeben, ich orientiere mich an den Daten des oberen Viertels der BZA, den Ergebnissen der LKV-Berichte gut gemanagter Herden und dann frage ich noch meine Berater. Letztlich ist es ein Mix, abgestimmt an meine betriebliche Situation.
Elite: Wie zeitaufwendig ist das Zusammentragen der Daten?
Thießen: Eigentlich geht das ganz fix, die Molkereidaten liegen schon digitalisiert vor, müssen also nur noch kopiert werden. Ebenso die Daten aus dem Fütterungscomputer (Tablet im Radlader). Die wichtigsten LKV-Daten sowie die Kennzahlen aus der Herdenmanagement-Software (Anzahl Krankheitsfälle, Trächtigkeiten, …) gebe ich manuell ein. Das dauert aber max. nur 20 Minuten pro Monat. Die Kennzahlen aus dem Geldrückbericht erfasse ich quartalsweise. Aber auch das geht schnell. Aufwendiger ist hingegen die Datenerfassung im Kuhstall.
Elite: Was passiert hier?
Thießen: Ich schaue mir die Kühe genau an, mache z. B. eine Kotbonitur und bestimme die Trockenmasse der Silagen.
Elite: Konnten Sie mithilfe des Controllings schon „Schwachstellen“ aufspüren? Haben Sie schon erste Erfolge verzeichnen können?
Thießen: Ja klar, es hat sich z.B. herausgestellt, dass unsere Kühe nach der Abkalbung nicht so richtig durchstarteten, warum auch immer. Daraufhin habe ich ein FreshCow-Konzept eingeführt: Die Frischkalber werden jetzt in der ersten Laktationswoche konsequent und intensiv betreut. Auch weiß ich jetzt, dass wir in der Fütterung noch Luft nach oben haben. Die Zusammensetzung der Futterration schwankt noch zu stark. Hier werde ich als Nächstes ansetzen. Letztlich zwingt mich das Controlling dazu, mich regelmäßig und konsequent mit meinen Kennzahlen zu beschäftigen. Abschalten und verdrängen ist da nicht mehr! Hinzu kommt, dass ich die ermittelten Kennwerte immer sogleich an meine Berater weitergebe. So sind diese immer auf dem Laufenden und können mich auch zeitnah auf eventuelle Fehlentwicklungen hinweisen.
Elite: Dreht sich beim Controlling alles ausschließlich um das Herdenmanagement oder steht auch die betriebswirtschaftliche Seite eine Rolle?
Thießen: Ich habe in die Auswertung einen Liquiditätsplan integriert. Derzeit bastle ich gerade an einer Zeiterfassung. Künftig hoffe ich relativ genau erfassen zu können, wer wie lange in welchem Betriebszweig (Milch, Biogas, Marktfrucht) arbeitet. Das hilft mir weiter bei der Rentabilitätsberechnung, z.B. um eine Aufstockung durchzurechnen oder bei der Ermittlung des optimalen Pachtpreises.
Gregor Veauthier