Sind ausreichend GVO-freie Futtermittel verfügbar, auch wenn andere europäische Länder bzw. Tierarten stärker in die GVO-freie Fütterung einsteigen? Wir haben nachgefragt.
Elite: Gleich mehrere in Norddeutschland beheimatete Molkereien haben zumindest einen Teil ihrer...
Sind ausreichend GVO-freie Futtermittel verfügbar, auch wenn andere europäische Länder bzw. Tierarten stärker in die GVO-freie Fütterung einsteigen? Wir haben nachgefragt.
Elite: Gleich mehrere in Norddeutschland beheimatete Molkereien haben zumindest einen Teil ihrer Lieferanten aufgefordert, ab Herbst GVO-freie Milch zu erzeugen. Kann die Mischfutterindustrie überhaupt so schnell GVO-freie Kraftfutter bereitstellen?
Riewenherm: Die Versorgung mit GVO-freiem Milchleistungsfutter werden wir sicherstellen. Aktuell liegt der Anteil im Unternehmen an GVO-freiem Milchleistungsfutter in Süddeutschland schon bei ca. 55 %. In Süddeutschland ist die GVO-freie Fütterung schließlich seit Jahren ein Thema. In Norddeutschland war der Absatz bisher deutlich niedriger, in den vergangenen Wochen hat die Nachfrage aber auch hier angezogen. Aktuell stellen wir in Niedersachsen ein Rinderfutterwerk auf GVO-freie Produktion um.
Elite: Müssen beim GVO-freien Milchleistungsfutter die Rezepturen verändert werden?
Riewenherm: GVO-freie Mischfutter enthalten seltener GVO-freies Sojaextraktionsschrot. In den meisten Rezepturen wird dies durch Rapsextraktionsschrot ersetzt. Allerdings gibt es auch sojahaltige Milchleistungsfutter. Dieses GVO-freie Sojaschrot kommt dann in der Regel aus Südamerika. Wir bieten im Süden, aber auch in NRW, neben GVO-freiem Milchleistungsfutter auch GVO-freies Mischfutter mit ausschließlich in Europa angebauten Komponenten an. Auch diese Futtersorten können je nach Programm Sojaschrot enthalten, dieses stammt dann ebenfalls aus europäischem Anbau (z.B. Donau-Soja).
Elite: Mit welchen Aufschlägen müssen Milcherzeuger bei GVO-freiem Kraftfutter kalkulieren?
Riewenherm: GVO-freies 18/3-Mischfutter, das europäisches Rapsextraktionsschrot enthält, ist etwa 0,50 €/dt teurer. Wird GVO-freies Sojaschrot ein-gemischt, z.B. in einem Protein-Mischfutter 40/4, kann der Aufschlag bis zu 4,00 € betragen. Sojahaltige Mischungen sind deutlich teurer als Raps-mischungen.
Elite: Kraftfutter ohne Sojaschrot, funktioniert das auch bei einem hohen Milchleistungsniveau?
Riewenherm: Wir sind schon seit 15 Jahren mit dem Rapskonzept unterwegs, und hier sehr stark mit selbst hergestelltem UDP 33 als pansengeschützter Proteinquelle. Es gibt inzwischen viele Milchviehbetriebe, die nicht GVO-frei produzieren müssen, die aber dennoch nur mit Raps füttern. Der Knackpunkt ist der Laktationsanfang, in dieser Phase muss die Kuh ausreichend versorgt werden, auch hier haben wir Konzepte auf Rapsbasis entwickelt, die den Sojavarianten um nichts nachstehen und sogar ein besseres Aminosäurenmuster am Dünndarm liefern.
Elite: Können Milcherzeuger vor bösen Überraschungen sicher sein, also dass sich bei Hofkontrollen keine GVO-veränderten Komponenten finden?
Riewenherm: Die gesamte Kette vom Anbau bis zur Auslieferung ist zertifiziert und stellt eine Trennung der Warenströme sicher, gleiches gilt für die Mischfutterwerke und die Logistik bis zum Betrieb. Zudem ziehen wir im Werk und auch der Lkw-Fahrer und der Milcherzeuger auf den Betrieben Rückstellproben (nach VLOG, Verband Lebensmittel ohne Gentechnik). Diese werden nach Vorgabe der Zertifizierungsstelle auf GVO untersucht.
Elite: Werden die Mengen an GVO-freiem Raps- und Sojaextraktionsschrot auch dann noch ausreichen, wenn andere europäische Länder bzw. andere Tierarten stärker in die GVO-freie Fütterung einsteigen?
Riewenherm: Ja! Enger kann es werden, sollte auch der Schweine- neben dem Geflügelbereich im großen Stil auf GVO-frei umstellen. In diesem Fall müssen wir andere Eiweißquellen wie z.B. Ackerbohnen oder Sonnenblumen stärker nutzen. Am Ende ist das unsere Aufgabe, wir sind kreativ genug, um hier Lösungen zu finden. Auf jeden Fall werden wir all unseren Kunden aus einem unserer Werke GVO-freies Mischfutter liefern können!