Mit rund 48 Cent wird ein Liter Ökomilch vergütet, rund doppelt soviel wie für konventionelle Milch. Jetzt auf „bio“ umstellen? Geht nicht, denn die Molkereien nehmen keine Biomilch mehr auf!
Bis vor Kurzem noch orientierte sich der Auszahlungspreis für Biomilch an dem konventioneller Milch. Für ökologisch erzeugte Milch gewährten die Molkereien einen Zuschlag von ca. fünf bis zehn Cent. Doch im Januar...
Mit rund 48 Cent wird ein Liter Ökomilch vergütet, rund doppelt soviel wie für konventionelle Milch. Jetzt auf „bio“ umstellen? Geht nicht, denn die Molkereien nehmen keine Biomilch mehr auf!
Bis vor Kurzem noch orientierte sich der Auszahlungspreis für Biomilch an dem konventioneller Milch. Für ökologisch erzeugte Milch gewährten die Molkereien einen Zuschlag von ca. fünf bis zehn Cent. Doch im Januar 2014 begannen sich die Preise immer weiter voneinander zu entfernen: Während der Preis für konventionelle Milch zum Sturzflug ansetzte, konnte sich die „Biomilch“ auf einem hohen Niveau halten. So manch ein Milcherzeuger liebäugelt deshalb derzeit auch mit einer Umstellung auf die ökologische Wirtschaftsweise, wenn auch oftmals mehr „aus der Not heraus“ als aus Überzeugung.
Eine Umfrage von Elite bei den Milchverarbeitern hat ergeben, dass fast alle Molkereien reichlich mit Biomilch versorgt sind und deshalb auch keine neuen Lieferanten aufnehmen! Allenfalls wird den eigenen Lieferanten zugestanden, künftig etwas mehr Milch abzuliefern. Der Markt ist einfach dicht!
Selbst große Molkereien wie Arla (nach eigenen Angaben die größte Bio-Molkerei der Welt), nehmen wenn überhaupt neue Milcherzeuger nur nach Einzelfallentscheidungen auf. Milcherzeuger, die auf den Bio-Zug aufspringen wollen, müssen auf freie Volumina im Sammelwagen hoffen und zudem günstig entlang der Sammeltouren gelegen sein.
Das verwundert, ist bio doch angeblich so „in“? Noch vor Kurzem haben sich die Molkereien öffentlich über ein Defizit an deutscher Biomilch beklagt. Allein Arla hat in einer Pressemiteilung („Arla ist bereit für neue Bio-Landwirte“) angekündigt, in den kommenden beiden Jahren bis zu 250 Mio. kg mehr Biomilch in den Kern- und Wachstumsmärkten zu benötigen. Ein Blick auf die Absatzzahlen zeigt ein anderes Bild: Zwar lassen sich mit allen Milch- und Molkereiprodukten im Handel deutliche Umsatzzuwächse erreichen, allerdings stagnieren die Verkaufsmengen bzw. steigen nur minimal an. Bio (Molkereiprodukte) ist nach wie vor eine Nische.
In Deutschland werden denn auch mal gerade 750.000 t Biomilch erfasst und verarbeitet. Das entspricht einem Anteil von etwa 2,7% der gesamten, den Molkereien angedienten Milchmenge! Oder anders ausgedrückt: Die gesamte in Deutschland erfasste Biomilchmenge reicht noch nicht einmal aus, um eine größeres Milchwerk komplett auszulasten!
Deutschland importiert rund 32% der Bio-Trinkmilch und 26% der Bio-Butter vor allem aus Dänemark und Österreich. Käse dürfte einen ähnlich hohen Importanteil haben. In Milchmengen umgerechnet sind das, ohne die Käseimporte zu berücksichtigen, 16 % der Milch (Stand 2014). An den Importen dürften die deutschen Milchverarbeiter auch künftig festhalten, da sie die Biomilch im Ausland deutlich günstiger einkaufen können (u.a., weil Dänemark und Österreich deutliche Milchüberschüsse produzieren). Wie es ausschaut, dürfte deshalb der Biomilchmarkt auch in naher Zukunft weitgehend dicht bleiben!S. Bruns