Gegenseitiges Besaugen verhindern

Gegenseitig besaugende Kälber gibt es quer durch alle Rassen und Betriebe. Doch in einigen bilden "Sauger" die Ausnahme. Was machen diese Herdenmanager anders?

Axel Pfundheller vom Agrarservice Jade und Theo Vermöhlen von der Bayern-Genetik haben Betriebe, die kaum vom gegenseitigen Besaugen betroffen sind, genauer analysiert. Dabei haben sie festgestellt, dass diese über ein auf den Betrieb zugeschnittenes Trockensteher- und Aufzuchtkonzept verfügen. Für die Aufzucht von Kälbern lassen sich aus den Betriebsanalysen folgende Empfehlungen ableiten:

Fütterung:

Egal welche Aufzuchtperiode, Kälber brauchen immer frisches Wasser (aus geeigneten Tränken), Heu zur freien Aufnahme sowie ein schmackhaftes, energiereiches, proteinangepasstes und hochverdauliches Kälberaufzuchtfutter und immer frische Qualitätssilage. Achten Sie bei den Kälbern vom 1. bis 90. Lebenstag zudem auf:

  • ein angepasstes Kolostrummanagement (verabreichen Sie evtl. zusätzliches, Kolostrum oral oder ein mit Kolostrum angereicherter Milchaustauscher)
  • eine intensive Milchphase mit einer 10 bis 12 % Tränkemenge vom Körpergewicht
  • einen Einsatz von hochwertigstem Milchaustauscher (40 % Magermilchpulver, 22 % Rohprotein, 19 % Rohfett) mit der optimalen Dosierung (Herstellerangabe beachten)
  • ein ad libitum Angebot des Kälberaufzuchtfutters (sollte mindestens bis zum 120. Tag satt verfüttert werden und anschließend dem Bedarf des Jungtieres angepasst werden)

Haltung

  • 14 Tage in Einzelhaltung mit Optimalklima (Außenhütten, Iglus).
  • Viel Frischluft, Abtransport der Schadgase und das alles ohne Zugluft (0,2m/s).
  • 30minütige Fixierung der Kälber nach der Milchtränke.

Für die Gruppenhaltung gilt ebenfalls viel Frischluft ohne Schadgase und Zugluft sowie einer ausreichenden Fläche und Luftraum pro Kalb. Bei der Gruppenbildung sollten Sie zudem folgende Punkte einhalten:

  • Geringer Altersunterschied in der Gruppe.
  • Gruppe ist dann voll, wenn ein betriebliches Zeitlimit erreicht ist (z.B. max. 2 Wochen).

Umweltreize anbieten: Werden die oben genannten „Basics“ eingehalten, sind schon erste Grundvoraussetzungen zur Minderung des gegenseitigen Besaugens geschaffen. Sie sollten den Kälbern aber zusätzlich noch Umweltreize im Stall anbieten:

  • Heller, freundlicher Stall mit langer Lichtphase.
  • Leerer Reizeimer mit mehreren Nuckeln an der Decke.
  • Ketten (mit Holzstücken) und Bänder zum Spielen.
  • Rechteckiger Stall macht ruhiger als quadratischer.
  • Keine Finger ins Maul der Kälber stecken und saugen lassen.