Elite Best Practice 2016 Stallcheck

Hitzestress oft unterschätzt

Schon Umgebungstemperaturen ab 20 °C belasten hochleistende und trockenstehende Kühe. Jeder Kuhstall muss dem gerecht werden.

Bereits Umgebungstemperaturen von 20 °C belasten besonders hochleistende und hochtragende Kühe. Hohe Luftfeuchtigkeit und Windstille verstärken den Effekt. ­Hitzestress beginnt für Kühe bei 24 °C und 70 % relativer Luftfeuchte (Temperature Humidity Index, THI ≥ 72). Kühe müssen die, durch ihre Stoffwechseltätigkeit entstehende, Wärme an die Umgebung abgeben können, um nicht zu überhitzen. Die Palette der Folgen ist lang, wenn ihnen das im Stall nicht hinreichend gelingt. Sie reicht von reduzierter Futteraufnahme und Milchleistung über schlechtere Trächtigkeitsraten (nach zweiwöchigem Hitzestress war die Wahrscheinlichkeit dass Kühe, von aufgetautem Sperma tragend wurden, um 63 % geringer, als bei Kühen, die keinen Hitzestress hatten, Schüller et al., 2016) bis zu, im Fall von tragenden Kühen, schwächer entwickelten Kälbern. Monteiro et al., 2016 zeigten, dass Färsen, deren Mütter in der Trächtigkeit nicht vor Hitzestress geschützt wurden (keine permanente Ventilation, keine Wasservernebelung ab 24 °C für 1,5 Min. in 6-minütigen Intervallen), benachteiligt waren. Sie entwickelten sich und wurden schlechter tragend, als Färsen von gekühlten Müttern. Weniger dieser Färsen erreichten überhaupt die erste Laktation. Die Körpergewichte der Färsen zur Kalbung und in der ersten Laktation unterschieden sich nicht, aber ihre Milchleistung: In den ersten 35 Wochen gaben die Färsen „gekühlter Mütter“ mehr Milch (31,56 kg vs. 26,88 kg ECM).

Ventilation ist ein Muss

Schüller und Heuwieser, 2014 stellten fest, dass Dauer und Intensität von Hitzestress in Ställen deutlich höher sind als in der Außenumgebung. Gründe dafür sind die gestörte Luftführung und die Feuchtigkeit, die die Kühe abgeben (bis zu 1,5 kg Wasser/h). Überbelegung verstärkt diesen Effekt! Temperatur und Luftfeuchte müssen daher im Tierbereich im Stall gemessen werden (in 1 bis 2 m Höhe, nicht an Außenwänden, nicht in der Nähe von Sprenklern und Ventilatoren). Die Studien zeigen, dass es unumgänglich ist Hitzebelastungen vorzubeugen. Das betrifft auch Außenklimaställe, die zur Hauptwindrichtung ausgerichtet sind! Mehrfach wurde nachgewiesen, dass die natürliche Lüftung hier nicht reicht. Die Erhöhung von Luftbewegung und Luftaustausch durch offene Seitenwände/Tore und zusätzlicher Ventilation ist der einfachste Weg. Zudem wird so die Schadgaskonzentration im Stall reduziert. Es gilt:
  • Hochleistende, trockenstehende/Transitkühe und geschwächte Kühe zuerst.
  • Ventilatoren zuerst über den Liegeflächen sowie in schlecht durchlüfteten Stallbereichen installieren. Hier steht die aufgeheizte Luft, die die Kühe meiden.Calegari et al., 2014 zeigten, dass Kühe, die im Liegebereich durch Ventilation gekühlt wurden, bei Temperaturen von 33,5 °C länger lagen und ihre Milchleistung besser halten konnten als Kühe, die nicht in gekühlten Liegeboxen liegen konnten.
  • Die Ventilatoren sollten automatisch durch Temperatursensoren gesteuert werden („an“ ab 18 bis 20 °C).
  • Luftgeschwindigkeiten 2 m/s im Tierbereich. Axiallüfter werden in Reihe aufgehängt, mit einer Neigung von 15 bis 20 ° in 2,7 m Höhe über dem Tier. Die Wurfweite und damit der Abstand zwischen den Ventilatoren ergibt sich, indem ihr Durchmesser mal zehn genommen wird.
  • Deckenventilatoren funktionieren nur bei genügend Zuluftfläche. Ihre Kühlleistung ist kleiner als die von Axialventilatoren, gerade in Randbereichen.
  • Belüftungsschläuche haben den Vorteil gegenüber Ventilatoren, dass sie Frischluft direkt aus dem Außenbereich in den Stall und zu den Kühen transportieren.Über einen Ventilator kann, mit den individuell auf jeden einzelnen Stallraum angepassten Schläuchen, der gesamte Stallraum belüftet werden.

  • Hochleistende, trockenstehende/Transitkühe und geschwächte Kühe zuerst.
  • Ventilatoren zuerst über den Liegeflächen sowie in schlecht durchlüfteten Stallbereichen installieren. Hier steht die aufgeheizte Luft, die die Kühe meiden.Calegari et al., 2014 zeigten, dass Kühe, die im Liegebereich durch Ventilation gekühlt wurden, bei Temperaturen von 33,5 °C länger lagen und ihre Milchleistung besser halten konnten als Kühe, die nicht in gekühlten Liegeboxen liegen konnten.
  • Die Ventilatoren sollten automatisch durch Temperatursensoren gesteuert werden („an“ ab 18 bis 20 °C).
  • Luftgeschwindigkeiten 2 m/s im Tierbereich. Axiallüfter werden in Reihe aufgehängt, mit einer Neigung von 15 bis 20 ° in 2,7 m Höhe über dem Tier. Die Wurfweite und damit der Abstand zwischen den Ventilatoren ergibt sich, indem ihr Durchmesser mal zehn genommen wird.
  • Deckenventilatoren funktionieren nur bei genügend Zuluftfläche. Ihre Kühlleistung ist kleiner als die von Axialventilatoren, gerade in Randbereichen.
  • Belüftungsschläuche haben den Vorteil gegenüber Ventilatoren, dass sie Frischluft direkt aus dem Außenbereich in den Stall und zu den Kühen transportieren.Über einen Ventilator kann, mit den individuell auf jeden einzelnen Stallraum angepassten Schläuchen, der gesamte Stallraum belüftet werden.

Wasserkühlung nur mit Bedacht

Wer mit Wasser kühlen will, muss bedenken: die Luftfeuchtigkeit muss im Griff gehalten werden! Hier gehört immer eine Unterstützungslüftung dazu. Doch zu starke Unterstützungslüftung und Kühlung kann bei nassen Kühen (Niederdruck-Verfahren, große Tropfen, zu hohe Luftfeuchtigkeit) rasch zu Lungenentzündungen führen. Einstreu und Futter sollten zudem nicht nass werden. Der Kühleffekt kann dafür groß sein, die Temperatur kann über Wasservernebelung um bis zu 8 °C gesenkt werden.
Ab einer Lufttemperatur von 25°C steigt jedoch selbst bei Vernebelung (Hochdruckverfahren, durch ≥ 70 bar und spezielle Düsen erzeugte schwebfähige Tröpfchen) die Luftfeuchtigkeit stark an. Eine Abkühlung um 1°C erhöht die relative Luftfeuchte um ca. 5 %! Mit Wasser gekühlt werden soll deswegen im Stall nur bei trockener Hitze – bei Luftfeuchtigkeit über 70 bis 80 % sollen die Vernebelungsanlagen abgeschaltet werden. Zudem müssen sie in Intervallen laufen. Diese unterscheiden sich bei den einzelnen Systemen je nach Tröpfchengröße stark (z.B. 1,5 bis fünf Minuten mit Pausen von sechs bis zehn Minuten). Ein weiterer Vorteil von Vernebelungsanlagen ist, dass sie Staub und Gerüche binden und Fliegen fernhalten. Niederdrucksysteme passen nur am Futtertisch, in Laufhöfen oder am Melkstandausgang.